Vor ein paar Woche
n erhielten die Teilnahmeberechtigten der nächsten Deutschen Meisterschaft verstörende Post. Eine vierseitige Antidopingvereinbarung sei zu unterschreiben. Darin verpflichten sich die Spieler, sich jährlich über die aktuelle Dopingliste (hier als PDF-Download) zu informieren sowie zur Teilnahme an der Dopingkontrolle, falls sie dafür bestimmt werden. Thomas Luther passt das nicht. Er fühlt sich überfordert und vermisst eine Debatte über Sinn und Unsinn der Kontrollen. Außerdem verweist der dreimalige Deutsche Meister darauf, dass dem Schach in Deutschland derzeit aus dem Innenministerium ein scharfer Wind entgegenweht: Die Anerkennung als Sport wackelt.
Da kommt dem Deutschen Schachbund sicher ungelegen, dass das Dopingthema im Schach aufgrund des bisher prominentesten Falls auf internationaler Ebene (Iwantschuk hat nach der letzten Runde in Dresden die Urinprobe verweigert, dazu mein Bericht in der
Berliner Zeitung und in der
FAZ) hochschwappen wird. Ich weiß von keinem einzigen positiven Dopingfall im Schach, aber es gab schon eine Reihe von Strafen für Testverweigerer.
Das Argument, wir brauchen Antidoping, damit Schach olympisch wird, hat sich völlig abgenutzt. Die Chancen dafür stehen mittelfristig bei null. Aufklärung und Debatte sind überfällig. Von der FIDE ist da nichts zu erwarten, da müssen der DSB, die Spieler, die sich noch eine fundierte Meinung machen, und die Schachjournalisten, die diesen Namen verdienen, schon selber ran.