Samstag, 21. Februar 2009

Spanischkapitel geschlossen

Nach gelaufener Schlacht zu kritisieren ist leicht. In der vierten Partie des Kandidatenfinals (Bericht mit Partiekommentaren von Ian Rogers) hat Topalow mit Schwarz nach mehr als zehn Jahren wieder klassisches Spanisch gespielt, und selbst als junger Mann spielte er das nur ausnahmsweise, sondern wenn schon Spanisch ohne 3...Sf6 dann eher die Archangelsker Variante 5...Lc5. Der Bulgare hatte sicher einen Pfeil im Köcher gegen die Variante, die Kamsky bisher stets seit seinem Comeback spielte, nämlich 9.d4. Doch der Mann aus Brooklyn hat inzwischen gearbeitet und eine auf höchstem Niveau kaum noch gespielte Variante (12.Sg5) vorbereitet. Topalow zeigte sich mit dem für ihn ungewohnten geschlossenen Stellungstyp wenig vertraut und bekam Probleme. Ich schätze, er wird diese Eröffnung nicht wiederholen. Kamsky gewann verdient, alles ist wieder offen.

Damit beide nach den Ruhetagen gleich viele Weiß- wie Schwarzpartien haben, kriegt Topalow in Partie fünf und sieben wieder Schwarz. (Nein, das wurde am Verhandlungstisch in Dresden gestrichen.)

Was spielt Topalow als nächstes gegen 1.e4 - vielleicht Sizilianisch? Gegen Najdorf spielte Kamsky zuletzt 6.Lg5, 7.f4 und auf 7...Db6 8.Sb3 - und ging 2006 in Sofia gegen Topalow unter. Mit Sutovsky und Wolokitin hat Kamsky nun allerdings zwei ausgewiesene Sizilianischkiller im Team. Und dass er vor dem Match gearbeitet hat, hat der Amerikaner in drei der vier ersten Partien bewiesen.

Eine sicherere Wahl ist das von Topalow voriges Jahr im Schnellschach und bei der Olympiade gegen Schirow gespielte Caro-Kann, womit Kamsky seit seinem Comeback noch gar nicht konfrontiert wurde und worauf er in der Vergangenheit neben der Hauptvariante auch Panow und 3.e5 spielte.

Diagramme im Überfluss

Mit Neugier habe ich eine Ausgabe der seit kurzem erscheinenden Schach-Zeitung angefragt. Sie kommt aus Schleswig-Holstein, die erste Ausgabe ist vorigen Herbst erschienen. Ich solle mit meinem Urteil doch noch die März-Ausgabe abwarten, bat der Begleitbrief, da sich im Moment noch einige Fehler in den Diagrammen einschleichen. Als wenn falsch eingezeichnete Figuren oder an der falschen Stelle stehende Diagramme für mich ein Kriterium wären.

Doch für Herausgeber Michael Schönherr sind sie es tatäschlich. Er bringt seine Zeitschrift sogar bislang gratis unter die Leute, weil es ja noch hier und da solche Fehler gibt (erfährt man in einem bereits wiederholten Beitrag zu dem Projekt auf der Website des DSB, dessen Webmaster wiederum von der Zeitschrift als Mitarbeiter genannt wird). Schönherrs Schach-Zeitung besteht nämlich hauptsächlich aus Diagrammen. Daneben bleibt noch etwas Platz für inhaltlich dürftige Anmerkungen zu den Partien, aus Wikipedia eins zu eins übernommene Personalien, Turniertermine und anderen Kleinkram, den man rasch vergessen kann. Die Diagramme sind das Herz dieses Projekts, sollen sie es dem Hobbyspieler doch erlauben, Partien ohne Brett nachzuvollziehen. Und zwar nicht etwa besonders lehrreiche Partien oder solche zu einem speziellen Thema, sondern es ist eine Auswahl, die auch in jeder anderen Schachzeitung und auf diversen Websites sowieso zu finden ist, nämlich Partien aus einem gerade beendeten Spitzenereignis.

Von den vielen Dingen, die ich in anderen Schachmagazinen vermisse und weshalb ich glaube, dass ein neuer Titel nicht völlig aussichtslos sein muss (nur bräuchte man Journalisten und nicht Amateure, die von Medienentwicklung keinen Schimmer haben) finde ich in der Schach-Zeitung genau gar nichts. Nur weil ich nicht weiß, wie viel Geld Schönherr verbrennen will oder kann, lege ich mich auf keine Prognose fest, wann dieses unausgegorene, überflüssige Projekt eingestellt wird.

Ein Beispiel für ein gelungenes neues Magazinprojekt ist das niederländische "Matten", von dem hier bereits und zwar schon wiederholt die Rede war.

Was uns abgeht, ist auch ein lockerer, humorbegabter Zugang, wie ihn das englische Kingpin ohne Abstriche bei der schachlichen Qualität pflegte. Ein Liebhaberprojekt, das oft liegen blieb, weil seine Macher ja auch Geld verdienen müssen. Weshalb auch schon wieder seit zwei Jahren keine Ausgabe mehr erschienen ist und man mal wieder fürchten muss, es könnte die letzte gewesen sein.

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