Schwarzer Tag
Zehn Gründe, warum der 2.Juni 2006 mich traurig macht.
1. Die Wiederwahl des inkompetenten, chaotischen, mit Ausnahme der gutmütigen Präsidenten käuflichen FIDE-Vorstands, obwohl es eine seriöse Alternative gab.
2. Die viel zu späte Einsicht, dass wir Journalisten statt Bessel Kok zu grillen, besser den seit elf Jahren regierenden Präsidenten Kirsan Iljumschinow und vor allem dessen seit zwanzig Jahren regierenden Stellvertreter, den spielsüchtigen Georgios Makropoulos mit all deren Fehlern konfrontieren hätten sollen, statt es Leuten zu überlassen, die den Namen Journalist nicht verdienen, und Interviews führen, die keine Interviews sind.
3. Dass ich in meinen am Freitag erschienenen Artikeln über Lewon Aronjan und das armenische Herrenteam den deutlichsten und aktuellsten Beleg für den Zusammenhalt dieser Mannschaft nicht geliefert habe, weil ich zu spät davon erfuhr. (Bei der traditionell in der Nacht vor dem letzten spielfreien Tag steigenden Bermuda-Party wurde Aronjan, als er mit der für Australien spielenden Caiolli tanzte, von dem eifersüchtigen (und auch sonst nicht immer ganz zurechnungsfähigen) Danny Gormally mit einem Fausthieb zu Boden geschlagen. Der englische Großmeister flüchtete, wurde aber am folgenden Tag in einem Restaurant von einer ganzen Gruppe Armenier - ohne Aronjan - gestellt und erhielt einen strengen körperlichen Verweis, woraufhin er die Heimreise antrat.)
4. Die Auskunft einer Redaktion, dass zwischen ihrem ungefähr vierhundsiebzigsten bis vierhundertzweiundneunzigsten Vorbericht zur Fußball-WM kein Platz mehr für ein aktuelles Stück von der Schacholympiade sei.
5. Dass ich unter den ach so vielen in Turin akkreditierten Medienvertretern kluge und integre Journalistenkollegen vermisst habe wie Leontxo Garcia, Dirk Poldauf, Christophe Bouton, Hans Ree oder Arvind Aaron (der wegen eines über Monate anhaltenden Missverständnisses der italienischen Veranstalter nicht rechtzeitig ein Einladungsschreiben und daher kein Visum bekam).
7. Die Rückweisung der FIDE-Qualifikationskommission für das Großmeisterturnier, das ich im August voriges Jahr in der Wiener Kunsthalle organisiert habe - mit Leichtigkeit das meistbeachtete Einzelturnier des Jahres in Österreich - wegen einer Formalie (über die in diesem Blog noch die Rede sein wird) mit der Folge, dass Arik Brauns fair, verdient und in aller Öffentlichkeit erspielte Großmeisternorm wahrscheinlich die Anerkennung verweigert werden wird.
8. Der mysteriöserweise leere Akku meiner Kamera, mit der ich die mürben Gesichter der FIDE-Delegierten, die miteinander scherzenden Anand und Kramnik oder dessen bemerkenswerte Paarung mit dem Rückkehrer Kamsky (der ihn 1994 in einem Kandidatenmatch geschlagen hatte) einfangen hätte können.
8. Die Einsicht, dass ich während meiner vier Nächte und drei Tage in Turin nicht mehr als eine halbe Stunde hatte, um mehr von der Stadt zu sehen, als an der Strecke zwischen meinem Quartier und dem Oval Lingotto lag.
9. Dass sich das interessanteste Gespräch des Tages um die im Schach herrschende Bigotterie drehte und ob man den kleinen Betrügern überhaupt einen Vorwurf machen dürfe.
10. Die zwei Dutzend Namen von Leuten auf meinem Notizblock, die ich vor meiner Abreise Turin eigentlich noch hatte sprechen wollen.
1. Die Wiederwahl des inkompetenten, chaotischen, mit Ausnahme der gutmütigen Präsidenten käuflichen FIDE-Vorstands, obwohl es eine seriöse Alternative gab.
2. Die viel zu späte Einsicht, dass wir Journalisten statt Bessel Kok zu grillen, besser den seit elf Jahren regierenden Präsidenten Kirsan Iljumschinow und vor allem dessen seit zwanzig Jahren regierenden Stellvertreter, den spielsüchtigen Georgios Makropoulos mit all deren Fehlern konfrontieren hätten sollen, statt es Leuten zu überlassen, die den Namen Journalist nicht verdienen, und Interviews führen, die keine Interviews sind.
3. Dass ich in meinen am Freitag erschienenen Artikeln über Lewon Aronjan und das armenische Herrenteam den deutlichsten und aktuellsten Beleg für den Zusammenhalt dieser Mannschaft nicht geliefert habe, weil ich zu spät davon erfuhr. (Bei der traditionell in der Nacht vor dem letzten spielfreien Tag steigenden Bermuda-Party wurde Aronjan, als er mit der für Australien spielenden Caiolli tanzte, von dem eifersüchtigen (und auch sonst nicht immer ganz zurechnungsfähigen) Danny Gormally mit einem Fausthieb zu Boden geschlagen. Der englische Großmeister flüchtete, wurde aber am folgenden Tag in einem Restaurant von einer ganzen Gruppe Armenier - ohne Aronjan - gestellt und erhielt einen strengen körperlichen Verweis, woraufhin er die Heimreise antrat.)
4. Die Auskunft einer Redaktion, dass zwischen ihrem ungefähr vierhundsiebzigsten bis vierhundertzweiundneunzigsten Vorbericht zur Fußball-WM kein Platz mehr für ein aktuelles Stück von der Schacholympiade sei.
5. Dass ich unter den ach so vielen in Turin akkreditierten Medienvertretern kluge und integre Journalistenkollegen vermisst habe wie Leontxo Garcia, Dirk Poldauf, Christophe Bouton, Hans Ree oder Arvind Aaron (der wegen eines über Monate anhaltenden Missverständnisses der italienischen Veranstalter nicht rechtzeitig ein Einladungsschreiben und daher kein Visum bekam).
7. Die Rückweisung der FIDE-Qualifikationskommission für das Großmeisterturnier, das ich im August voriges Jahr in der Wiener Kunsthalle organisiert habe - mit Leichtigkeit das meistbeachtete Einzelturnier des Jahres in Österreich - wegen einer Formalie (über die in diesem Blog noch die Rede sein wird) mit der Folge, dass Arik Brauns fair, verdient und in aller Öffentlichkeit erspielte Großmeisternorm wahrscheinlich die Anerkennung verweigert werden wird.
8. Der mysteriöserweise leere Akku meiner Kamera, mit der ich die mürben Gesichter der FIDE-Delegierten, die miteinander scherzenden Anand und Kramnik oder dessen bemerkenswerte Paarung mit dem Rückkehrer Kamsky (der ihn 1994 in einem Kandidatenmatch geschlagen hatte) einfangen hätte können.
8. Die Einsicht, dass ich während meiner vier Nächte und drei Tage in Turin nicht mehr als eine halbe Stunde hatte, um mehr von der Stadt zu sehen, als an der Strecke zwischen meinem Quartier und dem Oval Lingotto lag.
9. Dass sich das interessanteste Gespräch des Tages um die im Schach herrschende Bigotterie drehte und ob man den kleinen Betrügern überhaupt einen Vorwurf machen dürfe.
10. Die zwei Dutzend Namen von Leuten auf meinem Notizblock, die ich vor meiner Abreise Turin eigentlich noch hatte sprechen wollen.
schachblogger - 3. Jun, 10:47
Ist da nicht ein "nicht" zuviel?