Kein Risiko, außer meine Neuerung ist korrekt

Vielleicht hat jemand eine bessere Idee, wofür das Acronym K.r.a.m.n.i.k. steht. Jedenfalls gewinnt der Ex gerade mal wieder Dortmund ohne viel dafür geleistet zu haben.

Naiditsch hat Kramnik quasi ums Reinopfern angefleht. 18.f5 gegen den achtlosen Carlsen war auch nicht schwer, denn ab da spielte sich die weiße Stellung quasi von allein. Riskant wirkte nur Kramniks Spielanlage gegen Bacrot und Jakowenko, aber diese Russisch-Variante hatte er wohl bis zum Erbrechen, wahrscheinlich für die WM gegen Anand, präpariert. Und dann noch ein paar Remis, die nicht immer ausgekämpft waren. Gegen Jakowenko winselte er mit Weiß nach 19 Zügen, statt 17.Sxf7!? zu riskieren, und mit Schwarz konnte er sich nicht zu 43...axb4 durchringen (z.B. 44.Dd6 Db8 45.Dxb8 Txb8 46.e8D+ Txe8 47.Txe8+ Kf7 und die Freibauern laufen durch), sondern wickelte in ein ungewinnbares Remisendspiel ab.

Ich bin nicht sicher, ob die etwas kämpferischer eingestellten Carlsen und Jakowenko (nein, Leko nicht) den Sieg eher verdient hätten, aber Kramniks Plus-Zwei-Geschiebe nervt einfach.

PS: Im Interview mit dem Dortmunder Pressemitarbeiter Dagobert Kohlmeyer feiert Kramnik seine wiedergekehrte Risikofreude.
Permanent_Brain - 12. Jul, 05:23

vorgeworfene Perle

Zufällig ist Kramnik-Carlsen genau die eine, erste aktuelle GM-Partie seit Wochen, die ich mir näher angesehen habe.

Solche Einschätzungen wie "die weiße Stellung spielte sich quasi von allein" sind sicherlich sehr spielstärkeabhängig. Ich bin relativ begeistert. Findet bzw. spielt jeder Titelträger 25.Td6 (obwohl noch nicht entscheidend)? Ich titelloser höchstwahrscheinlich nicht, obwohl mich der Zug mittlerweile - sehr entfernt - an Fischers "Zermalmer" 21.Td6 gegen Najdorf 1962 erinnert. Der kommt in den 60 denkwürdigen vor und könnte somit hin und wieder einen Hinterkopfeffekt bewirken.

Ein entzückendes Zugpaar wie 30...Sxb4 (jetzt wäre offenbar das simple Rückschlagen auf b4 total falsch gewesen) 31.Txe6! ist für einen Hobbypatzer wie mich natürlich sehr attraktiv. Sollte ich "anspruchsvoller" werden? :-)

P.S. Computeranalysen zufolge hätte sich Carlsen nach 25...Dc5 statt 25...Dc7 halten können; Angabe ohne Gewähr.

patzer - 12. Jul, 12:32

Variantenauswahl

Also zur Schwarzpartie gegen Jakowenko sollte auch die kritische Variante angegeben werden und nicht nur 44. Dd6, was ja offensichtlich verliert. 44. Dd4 scheint für Weiss noch gerade zum Ausgleich zu reichen. Kramnik sah dabei wohl auch noch die Gefahr einer Niederlage, im Turmendspiel hingegen gibt es nur zwei Ergebnisse.

Bogi2 - 12. Jul, 12:49

zu kurz gesprungen

Wenns so einfach wäre -lieber blogger. Bewaffnet mit Rechner(n) lässt sichs ja alles leicht kommentieren.
Man kanns halt keinem Recht machen - riskiert man und verliert ist man blauäugig - opfert man nicht ist man quasi feige - gewinnt man weil der Gegner patzt MUSS MAN SICH BALD ENTSCHULDIGEN ??? - alle sind schlecht nur man selbst nicht ???? Da sitzen Menschen keine Chips !
Es kann nicht jeden Tag ein Feuerwerk geben.
schachblaetter - 12. Jul, 15:00

Lieber Schachblogger, dieses Kramnik-Bashing ist mittlerweile nicht mehr besonders originell. Von einem Schachjournalisten würde ich mir öfter mal eine überraschende Sichtweise wünschen und nicht die ständige Wiederholung eines einmal gefassten Urteils.

Ich weiß wenigstens nicht, was dagegen spricht, seine Vorbereitung zu spielen, solange der Gegner darin bleibt. Macht sogar Topalow hin und wieder mit der Vorbereitung seines Sekundanten ;-)

Heute übrigens wieder so eine langweilige Kramnik-Partie. Angsthasenschach eben.

Lenfant - 12. Jul, 17:03

Kramnik + 3

Nun hat er die letzte Runde (leider?) gewonnen! Und nun, worüber nun streiten? Kramnik wird sicher nie ein Topalov oder Shirov (wo waren die eigentlich...), aber wenn schon "Bashing", dann lieber über Leko: Steckt soviel Arbeit in die Vorbereitung und dann kommt nichts dabei raus :o

Der Statiker - 12. Jul, 19:40

Recht hat er, der Schachblogger!

In Runde 5 gegen Jakovenko in schlechterer Stellung Remis anzubieten war schon ganz schön dreist. Nachdem sich der Angriff als Flop erwies, hätte er natürlich weiterspielen sollen, bis der schwarze Vorteil noch offensichtlicher wird. Das wäre aufrechtes Schach gewesen.

Der Angriff gegen Carlsen, naja. Es ist augenscheinlich, dass die ICC-Kommentatoren Larry Christiansen, Nick De Firmian, Ronen Har-Zvi und Joel Benjamin, allesamt schwache GMs die dem Spielverständnis eines Herrn Löffler natürlich nicht das Wasser reichen können, mit ihrer Begeisterung über Drawniks 25. Td6 die ebenso langweilige wie glanzlose Partie dem zahlenden Zuschauer zu liebe ein wenig aufhübschen wollten, zumal, wie der Schachblogger richtig bemerkt, die Stellung nach 18.f5 jeder Spieler mit Bauerndiplom im Blindsimultan gewonnen hätte.

Hängen bleibt natürlich vor allem Drawniks titelgebende Scheu vor dem Risiko, die insbesondere in den letzten beiden Runden offensichtlich wurde, als dem russischen Duckmäuser der mangelnde Siegeswille aus jeder Pore strömte. Wie er gegen Naiditsch krampfhaft jede Zugwiederholung suchte, nur um nicht weiterspielen zu müssen und den (dann eventuell geteilten) Turniersieg zu gefährden, war schon irgendwie ekelerregend. Und dann auch noch aus Versehen gewonnen - Schach kann so ungerecht sein!

Haeberlin - 13. Jul, 10:08

Noch einer...

...der von Kramnik schier begeistert ist:

http://www.chessbase.de/nachrichten.asp?newsid=9262

Der Statiker - 14. Jul, 01:42

Ich muss doch sehr bitten!

Unserem exklusiven kleinen Club "Gerechtigkeit für Kramnik", dessen Wolfsgeheul so erschreckend vielstimmig in die Blogosphäre schallt, ausgerechnet die Mitgliedschaft von Herrn Kohlseier anzutragen, ist ebenso subversiv wie perfide.
schachblogger - 14. Jul, 23:44

Keine Frage: Letztlich hat Kramnik Dortmund überzeugend und verdient gewonnen, weil er als einziger in keiner Partie in Schwierigkeiten war (außer wohl in der Schlussstellung gegen Jakowenko). Mit seiner letzten Partie gegen Naiditsch (der Eintrag entstand vor der letzten Runde, als sein erster Platz bereits abzusehen war) hat er auch bei mir gepunktet. Zwar hatte er das Remis wegen der hohen Dauerschachtendenz dabei nahezu die ganze Zeit in der Tasche, aber etwas Risiko war schon dabei. Und Leidenschaft. Gut so!

Mein Problem mit ihm ist (einmal abgesehen von der Schachpolitik), dass wir von Kramnik nicht viel mehr solcher Partien sehen, weil er, seit er gegen Kasparow damit Erfolg hatte, sein Spiel auf Nummer sicher getrimmt hat. Soweit es läuft wie gegen Kasparow oder in Dortmund, hat er damit recht. Aber soweit er damit nicht die Nummer eins wird, verschwendet er einen Teil seines Talents.

Thomas Oliver - 16. Jul, 23:56

Etaw weiter rechnen ...

Zu Kramnik-Jakowenko: Die oben angegebene Variante haben sowohl Stefan Löffler (ELO 2419) als auch meinereiner (ca. 1950) während der Partie gesehen, allerdings wird's dann Remis: 48. Tc8 c2 49. Tc6: b3 50. Tc3 b2 51. Tc2: b1D 52. Tc3 und Weiss hat eine Festung (wie mittlerweile mehrfach im Internet angegeben). Wahrscheinlich haben beide Spieler das während der Partie gesehen (2700ér sind besser als wir beide) und Kramnik dachte dass das Turmendspiel noch bessere Chancen bot.
Und natürlich war Russisch mit Ld6 Vorbereitung - aber warum diese (statt soliderer) Varianten wenn er denn nur remis will?

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