Wer zu stark war für die Schachbundesliga 2008/9 und wer zu schwach, ahnte man eh schon, bevor der erste Zug gespielt war. Und die größte Spannung entfaltete die Saison eigentlich erst, seit der letzte Zug gemacht ist. Nämlich wer zieht zurück? Hält Tegernsee Wort? Welche der Krisengerüchte aus Kreuzberg und Katernberg würden sich bewahrheiten? Und wer darf trotz Abstiegsplatz bleiben?
SF Berlin und Trier stehen inzwischen fest und haben ihr Antreten zugesagt. Nach Westaufsteiger Porz wird auch das im Westen zweitplatzierte Bochum mit höchster Wahrscheinlichkeit verzichten. Bayern hat mit zumindest großer Wahrscheinlichkeit signalisiert, den Platz einzunehmen. Selbst, dass der abgeschlagen Letzte Dresden bleiben darf, ist zumindest bis Anfang Mai noch nicht ausgeschlossen.
Das
hier schon aufgepoppte Krisenpalaver hat inzwischen die
Website der Liga erreicht, wo sich bereits jetzt andeutet, dass die Ligasitzung im Juni in Kassel heiße Debatten erwartet. Zumal Till Schelz-Brandenburg trotz seines Rücktritts als Obmann bei Werder weiter aufmischt und wieder einmal seinen Lieblingsantrag, die Liga von 16 auf 12 Teams zu reduzieren, wobei er aber 22 Runden spielen möchte, gestellt hat. Ähnliche Vorstellungen inklusive Zusatzrunden hat man offenbar in Trier.
Gemach, gemach Freunde (und
Kommentatoren meiner letzten Bundesligabeiträge). Der Trend ist nicht so schlecht, wie er geredet wird. Vielmehr ist die Liga auf dem Weg zu gesünderen Zeiten.
Ich wage mal die Prognose, dass die Saison 2009/10 mehr Spannung als die alte verspricht. Das verspricht Beachtung, Zuschauer online wie an den Spielorten und vielleicht auch neue Kontakte zu Sponsoren hier da. Mehr Spannung erwarte ich nicht so sehr, aber hoffentlich auch, weil Werder und Mülheim aus Erfahrung klüger auftreten und Baden-Baden die Titelverteidigung schwerer machen werden, sondern vor allem, weil mal wieder ein spannender Abstiegsfight ansteht. Nur nicht, wie noch 2006/7, als mit Mülheim ein Riese sportlich abstieg (und erst am Grünen Tisch vom Porzer Rückzug gerettet wurde), sondern auf einem Niveau, das sich mehr Vereine auch wirklich leisten können.
Der Abstiegskampf wird sich in der Region um gemittelt 2450 abspielen, wo Erfurt, Katernberg und Handschuhsheim wohl etwa aufstellen werden, während Emsdetten, Trier und SF Berlin da ein wenig darüber aber für die nominell schwächeren nicht unschlagbar liegen werden, Bayern und Tegel zwar etwas darunter, aber nicht zu weit entfernt, um sich mit zwei Verstärkungen (zumal sowohl im Münchner als auch im Berliner Raum nach Rückzügen starke Spieler auf Vereinssuche sind) sehr reelle Haltechancen zu sichern.
Damit verbunden ist meine Prognose, dass der Anteil der eingesetzten Deutschen ansteigen wird. Schön wäre in dem Zusammenhang, wenn Eppingen die heimischen Kräfte wieder stärker bringt, Emsdetten und Trier sich um deutsche Spieler bemühen.
Mannschaften wie Hamburg oder Wattenscheid können mal wieder eine Spielzeit relaxt angehen, vielleicht auch etwas ansparen für andere Zwecke. Ideen dafür gibt es in Hamburg sicher. In Wattenscheid könnte man daran denken, die Attraktivität für Livezuschauer zu erhöhen, statt die zu verdammen, die nur online gucken.
Zu begrüßen ist auch, dass der Abstand zwischen erster Liga und zweiten Ligen sich damit wieder spürbar verringert und Aufsteiger vielleicht nicht mehr zum sofortigen Abstieg verurteilt sind, wenn sie nicht mindestens die halbe Mannschaft austauschen.
Das Gegenteil wird sich abspielen, wenn die Liga auf zwölf Teams geschrumpft wird: Weniger Deutsche. Noch mehr Druck, ein starkes Team zusammenzustellen, das die Klasse halten kann. Und im Fall einer doppelrundigen Austragung nach Bremer Modell oder Meister- und Abstiegsrunden nach Trierer Vorstellungen eine deutliche Verteurung der Saison. Eine Riesenlücke zu Liga zwei. Wer soll das wollen?