Dienstag, 20. April 2010

Das war´s

Seit 1438 Tagen kämpft der Schachblogger hier für eine bessere Schachwelt. Nicht immer mit Erfolg. Ach weh, in den seltensten Fällen mit Erfolg.

Die Dortmunder Vereinigung "Friends of Italian Opening" darf, anders als der Schachblogger lange glaubte, weiterwursteln wie bisher. Die unsägliche Nullminutenkarenz gilt bei vielen Wettbewerben noch immer. Handygeräusche führen nach wie vor zur Höchststrafe. Ein Comeback von Igor Chenkin in der Nationalmannschaft ist nicht ausgeschlossen. Ein von Außerirdischen Entführter leitet weiterhin den Weltverband. Ein Hamburger Softwarehaus bestimmt unverändert, wer und was Aufmerksamkeit und Anerkennung kriegt. Und das Schlimmste: dem Schachblog hat ein tierlieberer Kollege hat in den Beliebtheitscharts http://top.twoday.net/?modTopListName=sitesBySumRankPerMonth den Rang abgelaufen.

Nun zieht der Schachblogger die Konsequenzen. Der Schachblog wird abgedreht. Aber nur um an anderer Stelle, vielleicht ohne einige Spitzen und Insidereien, dafür gegen ein geringes Honorar weitergeführt zu werden. Nämlich auf dem Blog von Jörg Hickls noch junger Zeitschrift Schachwelt: http://www.schach-welt.de/blog.html

Der Schachblogger kommt einfach nicht aus seiner Haut. An seiner neuen Wirkungsstätte hat er alle Hände voll zu tun, die Schach-WM zu retten. Auf einer bulgarischen Jobbörse entdeckte er das Stellenangebot der WM-Organisatoren, die händeringend einen PR-Profi suchen. Und wie sich nach Anands strapaziöser Autoanreise nach Sofia die Chancengleichheit wiederherstellen lässt, erfährt man natürlich auch. Wer lieber den anderen, tierlieberen Schachblogger liest, kommt dort übrigens ebenfalls zu seinem Recht. Ilja Schneider bloggt mit über die WM.

Ende gut, alles gut: Auf Wiedersehen auf dem Schachwelt-Blog. http://www.schach-welt.de/blog.html

Montag, 19. April 2010

Unglaubliches aus Dortmund

Nun kam doch gerade irgendein Witzbold auf die Idee, den Schachblog und dessen Leser hochzunehmen. Eine vorgebliche Pressemitteilung zu den Dortmunder Schachtagen wurde nicht vom Spamfilter abgefangen sondern fand geradewegs in den Mailordner. Von den sechs aufgeführten Teilnehmern des GM-Turniers, die hier seit Monaten publik sind, stimmen nur zwei. Die geschassten Veranstalter Koth und Kolbe sind auf dem täuschend echten Schreiben, das früheren Pressemeldungen aus Dortmund bis hinein in den kohlmeyernden Ton (selbst das primitive Logo sieht aus, wie schon x-mal gesehen) gleicht, unverändert am Ruder. Lesen Sie selbst:

"Weltklasse-Großmeister kämpfen um die Dortmunder Schachkrone

Dortmund. Vom 15. bis 25. Juli 2010 schaut die Schachwelt wieder auf Dortmund. Sechs Weltklasse-Großmeister kämpfen beim Sparkassen Chess-Meeting 2010 – es ist die 38. Auflage der Internationalen Dortmunder Schachtage – um den Turniersieg. Die Besucher von Deutschlands traditionsreichstem klassischem Schachturnier erwartet im Theater Dortmund ein erstklassig besetztes Teilnehmerfeld:
Allen voran startet Rekordsieger Wladimir Kramnik, um seinen Titel vom Vorjahr zu verteidigen. Der dreifache Weltmeister befindet sich in Topform und ist aktuell die Nr. 3 der Weltrangliste. In Dortmund ist der 34-jährige Russe zweifellos der große Favorit und wird alles daran setzen, ein besonderes Jubiläum zu feiern, nämlich das bedeutendste Turnier auf deutschem Boden zum zehnten Mal zu gewinnen.
Zum dritten Mal zu Gast im Revier ist der aktuell beste Spieler aus Aserbaidschan, Shakhriyar Mamedyarov. „Shak“ gilt als einer der besten Taktiker der Welt. Mit seinem kompromisslosen Spiel hat es der 25-jährige in die Top Ten der Weltrangliste geschafft und nimmt aktuell den sechsten Platz ein. In seiner schachbegeisterten Heimat ist Mamedyarov spätestens seit dem Mannschafts-Gold bei der EM 2009 ein Held.
Mit Ruslan Ponomariov beehrt ein Weltmeister die Reviermetropole. Der 26-jährige Ukrainer gewann 2002 das FIDE-Championat, das parallel zur klassischen WM ausgetragen wurde. Der 15. der Weltrangliste gilt als universeller Spieler, der nur schwer zu schlagen ist und trotz seines jungen Alters über viel Kampferfahrung verfügt. Dementsprechend gehört Ponomariov zu den Geheimfavoriten, obwohl er zum ersten Mal in Dortmund antritt.
Ohne Peter Leko wäre das Sparkassen Chess-Meeting kaum vorstellbar. In Dortmund ist er groß geworden und hier hat er schon drei Mal gewonnen. Der Ungar gehört seit über einem Jahrzehnt zur Elite des Schachs und befindet sich mit 30 Jahren in der Blüte seines Schaffens. Die Nr. 18 der Weltrangliste wird auch dieses Jahr ein gehöriges Wort um den Turniersieg mitreden.
Die deutschen Farben vertritt Arkadij Naiditsch. Die Nummer eins der deutschen Rangliste schrieb 2005 Geschichte, als er als erster Deutscher und mit 19 Jahren gleichzeitig als jüngster Spieler das Sparkassen Chess-Meeting gewann. Inzwischen ist der Dortmunder 24 Jahre alt und hat sich in der Weltspitze etabliert. Zur Zeit nimmt er Platz 41 der Weltrangliste ein.
Die weiteste Anreise unter den Spielern steht Quang Liem Le bevor. Der 19-jährige Vietnamese erkämpfte sich die Teilnahme durch den Sieg beim Aeroflot-Open in Moskau im Februar dieses Jahres. Le feierte als Jugendlicher zahlreiche Erfolge – u.a. U14 Weltmeister – und gilt als Riesentalent in Asien. Mit seinem unbekümmerten Stil könnte er bei seiner ersten Teilnahme an einem Superturnier für Furore sorgen. In der Weltrangliste nimmt Le Platz 42 ein.
Mit diesen sechs Spielern erreicht Dortmund 2010 einen Schnitt von derzeit 2734 Elo-Punkten. Dies entspricht der Turnierkategorie 20. Das Sparkassen Chess-Meeting gehört damit zu den stärksten Turnieren, die dieses Jahr weltweit ausgetragen werden."

Wenn nicht bald ein Dementi folgt, ist das das Letzte. Nämlich das letzte, was Sie auf diesem Blog gelesen haben.

Donnerstag, 15. April 2010

Hilgert mag es zweitklassig

Delmenhorst war bis in die Neunzigerjahre eine Festgröße der Bundesliga. Nun ist der Bremer Vorort mit einer rundumerneuerten jungen Mannschaft wieder da. Aber so richtig groß ist die Lust auf die Liga nicht. Die Heimspiele will man schon einmal dem künftigen Reisepartner abtreten, als Beitrag zur Saisonfinanzierung. Wie schwer die nämlich ist, lässt sich dem Kommentar von Lowscore entnehmen.

Die anderen Aufsteiger aus den Zweiten Ligen sind alle erstmals oben. Deutlich verstärken, um Chancen auf den Klassenerhalt zu haben, müssen sie sich alle. Ob Polonia Griesheim nun auch die letzten hessischen Spieler ersetzt, weist sich nach Meldeschluss im Juli.

Der Meister der Zweiten Liga West Porz hat erwartungsgemäß verzichtet. Mäzen Wilfried Hilgert macht mit der Bundesliga so rasch keinen Frieden.

Hier im Überblick alle überregionalen deutschen Auf- und Absteiger, vorbehaltlich etwaiger Rückzüge in den nächsten Wochen und dem Ausgang der noch nicht abgeschlossenen NRW-Liga:

In die 1. Schachbundesliga steigen auf:

SK Delmenhorst
SC Hansa Dortmund (Porz verzichtet)
Nickelhütte Aue
SV Griesheim

Aus der 1.Schachbundesliga steigen ab:

FC Bayern München
SV Heidelberg Handschuhsheim
Erfurter SK
SK König Tegel

In die 2.Schachbundesliga steigen auf:
SSC Rostock 07
SV Werder Bremen II
SC Rotation Pankow
USV Chemnitz
SF Schöneck
SV Hockenheim
SC Bad Königshofen
Fortuna Regensburg (FC Bayern München II darf nicht aufsteige da die erste Mannschaft bereits in dieser Klasse spielt)
SV 03/05 Koblenz
SK Schmiden Cannstatt
NRW-Aufsteiger I (NRW spielt die letze Runde erst demnächst)
NRW-Aufsteiger II (NRW spielt die letze Runde erst demnächst)

Aus der 2.Schachbundesliga steigen ab:
SK Norderstedt
Königsspringer HH
SC Tempo Göttingen
Godesberger SK
Aachener SV 1856
SV Wattenscheid II
NT Nürnberg
SC Leipzig Gohlis
SK Passau
SC Krumbach
SvG Saarbrücken
SF Stuttgart

Karpows Freunde

Demnächst wird er 59, unser Exweltmeister. Aber von wegen Altenteil. Unausgelastet fühlt er sich. FIDE-Präsi will er werden. Und hört, hört. Karpow ist auf Facebook http://www.facebook.com/group.php?v=wall&ref=ts&gid=105930049441471, wo sich schon seine Anhänger scharen. Einige große Verbände (u.a. der deutsche, französische, US-amerikanische und Schweizer Verband) haben ihm gut ein halbes Jahr vor der Wahl bereits ihre Unterstützung versprochen.

Wie wir wissen, wird von Schachfunktionären in aller Welt die Großzügigkeit von Amtsinhaber Iljumschinow geschätzt. Ganze Kontinente stellen sich hinter ihn, wie Chessvibes berichtet http://www.chessvibes.com/reports/fide-elections-meaningful-and-meaningless-support (in dem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass Karpow seine Facebook-Seite nicht selbst verwaltet, sondern Chessvibes-Autor Arne Moll dafür verantwortlich ist).

Ich habe hier schon früher darauf hingewiesen http://schach.twoday.net/stories/6262523/, dass wir nicht Zeuge eines Wahlkampf sind sondern die Entscheidung im Kreml fällt. Wer FIDE-Präsident bleibt oder wird, hängt davon ab, ob der Russische Verband den russischen Amtsinhaber oder den russischen Exchamp nominiert.

Wer aber hat eigentlich Iljumschinow ins Spiel gebracht, als der Kalmücke 1995 den wegen Selbstbedienung aus den knappen FIDE-Kassen geschassten Campomanes kurzfristig ablöste? Kein anderer als Karpow.

Der war damals eigens zum FIDE-Kongress nach Paris gereist, um den in Schachkreisen noch nahezu unbekannten Iljumschinow zu unterstützen. Karpows Wort bedeutete damals viel für die Delegierten. Iljumschinow vergalt es ihm großzügig. Er finanzierte in seinem Steppenstaat Karpows nächstes WM-Match. Und als er den K.o.-Modus für die nachfolgende FIDE-WM einführte, kam Karpow geradewegs ins Finale.

Der Gouverneur von Kalmückien brüstet sich gerne der vielen Millionen, die er persönlich dem Schach hat zukommen lassen. Wie Iljumschinow zu seinem Vermögen gekommen ist, während sein Volk darbt, ist hier nicht der Punkt. Keiner ist bekannt, der von den ominösen Schachmillionen mehr abbekommen hat, als, Sie können es sich denken: Karpow. Wo bleibt in seiner heute veröffentlichten Mission http://www.chessvibes.com/reports/karpov-a-champion-of-change die Dankbarkeit?

PS: Laut einem Agenturbericht der russischen Presseagentur RIA Novosti nominiert der Russische Verband Iljumschinow. Der Schachblogger prognostiziert, dass der Kandidat des Deutschen Schachbundes (Karpow) vor der Wahl Anfang Oktober einen Rückzieher macht.

Montag, 12. April 2010

Die ersten vier

Direkter Vergleich:
1. Werder 5:1, 2. Baden-Baden 4:2, 3. Solingen 2:4, 4. Müheim-Nord 1:5
Gegen den Rest der Liga:
1.-2. Baden-Baden und Solingen je 24:0, 3-4. Werder, Mülheim-Nord je 22:2

Baden-Badens 4,5:3,5 am vorletzten Tag gegen Mülheim war spannend, die Schussphase hier: http://schachbundesliga.de/magazin/artikel.php?artikel=4061&type=2&menuid=82&topmenu=13
Und die Schachfreunde aus Berlin haben die Spannung bis zum Schlusstag gehalten, indem sie Bayern fast noch den Klassenerhalt überließen, dann aber doch punktgenau Platz zwölf gehalten, wie der Schachzoodirektor berichtet http://schachzoo.twoday.net
Fazit: Es gab schon schwächere Vizemeister und weniger spannende Spielzeiten.

Samstag, 10. April 2010

Schach-WM beflügelt Hollywood

Nachdem zuletzt immer wieder Verfilmungen des missratenen Lebens von Bobby F. im Gespräch waren, macht in Hollywood derzeit ein Drehbuch die Runde, in dem zwei Osteuropäer, der eine von einem unberechenbaren Manager ferngesteuert, der andere geradewegs vom Kreml, in einem abgelegenen Kaff um die Schach-WM spielen, gewürzt mit Paranoia, wilden Anschuldigungen und anderen Absurditäten.

Leo-as-Toppy

Für die Hauptrolle in der Screwball Comedy "I Want My Toilet Back" ist ein gewisser Leonardi di C. im Gespräch, der sich eigens einen bulgarischen Bart hat stehen lassen und auf unserem von der GSI-Medienagentur zugespielten Foto während einer Übungspartie am Handy Zugvorschläge von seinem Agenten einholt, aber etwas unsicher ist, ob das regelkonform ist. Die wenn schon nicht brandheiße, so doch noch brühwarme Information stammt von Alexandra Kostenjuk, der ein Cameo-Auftritt als Sekundantin versprochen ist.

Freitag, 9. April 2010

St. Petersburg will nicht

Mit einem Sieg über 64 Moskau hätte die Mannschaft der Schachschule St. Petersburg um Iwantschuk, Swidler und Movsesian heute in der vorletzten Runde der Russischen Mannschaftsmeisterschaft selbst noch Meister werden können. Stattdessen wurde an allen Brettern bis zum 20.Zug der Punkt geteilt. Merkwürdig. Dass 64 am Samstag gegen die gemittelt pro Brett 150 Elo schwächere zweite Mannschaft von Saratow verliert, ist auch wegen des bisher souveränen Auftritts kaum zu erwarten. Der mutmaßliche Meister ist übrigens eine sehr internationale Truppe. Gelfand kommt aus Israel, Karjakin war bis vor kurzem Ukrainer, Wang Hao ist Chinese, Caruana spielt für Italien, nur Gratschew und Sawtschenko sind Russen.

Interessanterweise trat Eljanow am Freitag nicht an - Opfer einer möglichen Nullkarenzregel oder auf dem Weg zu Werders wichtigem Bundesligakampf am Samstag gegen Solingen, in dem es mindestens um die Vizemeisterschaft geht?

Donnerstag, 8. April 2010

Neues aus der Provinz

Der Berliner Schachverband hat einen neuen Präsidenten. An die Stelle von Matthias Kribben ist Carsten Schmidt getreten (so sieht der neue Vorstand aus). Schmidt hat mit großem Engagement Wahlkampf betrieben, Vereine besucht, um ihre Stimmen geworben. Dass er behauptete, andere Vorstandsmitglieder wollten nur weitermachen, wenn er gewählt wird, war wohl geflunkert, wurde aber von einigen geglaubt.

Kribbens kaum vernommenem Werben um Stimmen zufolge nahm er seinen als schludrig und Schwätzer geltenden Herausforder entweder nicht ernst oder war amtsmüde (oder beides), weil ihm Fernschach im Zweifel oft wichtiger war. 2007 bis 2009 war Kribben zugleich die graue Eminenz hinter dem nominellen Präsidenten Robert von Weizsäcker im Deutschen Schachbund gewesen, war dann aber auch da abgelöst worden von NRW-Verbandschef Weyer.

Besonders engagiert war Kribben schon seit einiger Zeit nicht mehr, aber er konnte Geld aufstellen. Das brachte Berlin unter anderem im Vorjahr ein GM-Turnier ein, ohne dass der Präsident, wie es früher die Regel war, mitverdiente. Schmidt hat keine vergleichbaren Kontakte. Von Finanzen habe er überhaupt wenig Ahnung, gibt er einigermaßen offen zu. Kein gutes Zeichen in einer Zeit, in der im vorgeschlagenen Budget des Berliner Schachverbands ein 12 000-Euro-Loch klafft. Ein Kenner der Szene fasst die Entwicklung gegenüber dem Schachblogger so zusammen: "Man wählte Provinz und wählte Großstadt ab."

Dienstag, 6. April 2010

Stichkampf gefällig?

Wenn Baden-Baden und Solingen am kommenden Wochenende ihre letzten Kämpfe in der Bundesliga (Vorschau auf der Ligaseite) gewinnen, oder Baden-Baden gegen Mülheim einen Punkt abgibt und Werder Solingen schlägt (die Ausführung einiger weiterer möglicher zu einem Stichkampf führender Szenarien erspare ich Ihnen hier) endet die Deutsche Meisterschaft wieder mal in einem Stechen. Wie der Schachblogger hört, wäre das den Baden-Badenern sogar recht. Dank der höchsten Brettpunktausbeute wäre ihnen die Ausrichtung (im repräsentativen LA8) sicher. Favorit wäre man ohnehin. Vor allem aber winkt den beteiligten Spielern ein feiner Honorarnachschlag.

Donnerstag abend werden übrigens die Aufstellungen von Baden-Baden und Mülheim bekannt gegeben. Anand wurde mit Rücksicht auf seinen WM-Kampf wohl erst gar nicht gefragt, um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen, aber Carlsen schon. Doch der Norweger hat auch abgesagt.

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