Donnerstag, 23. Oktober 2008

Knapp vorbei

Baden-Baden hat beim Europacup im griechischen Kallithea bis zur letzten Runde geführt. Dann zog der Elofavorit Swerdlowskaja aus Jekaterinburg doch noch nach Mannschaftspunkten gleich und nach Brettpunkten vorbei. Während der Deutsche Meister nämlich gegen Sarajewo nur 3:3 spielte, machten die Russen Mülheim-Nord mit 4,5:1,5 fertig. Naiditsch (den nur noch weniger Elo von 2700 trennen!) und Bacrot haben feine Resultate abgeliefert. Doch einige Baden-Badener fehlten Baden-Baden. Anand aus bekanntem Grund. Schirow spielte nicht für Baden-Baden sondern in den Reihen von Rivale Jekaterinburg, und Movsesian (übrigens in der Liveliste bis auf 0,6 Elopunkte an den Top Ten dran!) für den Letztrundengegner Sarajewo.

Schafft Kramniks Businessteam ein Comeback?

Ich glaube nicht, dass Kramnik ein Comeback schafft. Ich meine nicht in Bonn sondern dass er überhaupt noch einmal Weltmeister wird (im Gegensatz zu Topalow rechne ich aber nicht mit Kramniks Absturz aus den Top Ten). Alles ist ihm so leicht zugefallen, von seinem Talent (aus dem er mehr hätte machen können) über das Match gegen Kasparow bis zur Unterstützung des Kremls, der ihn 2006 wieder ins große Spiel brachte und wohl ein bisschen für 2008 im Hintergrund mitgemischt hat. Um noch einmal ganz nach oben zu kommen, muss er nun nicht nur eine harte Qualifikation durchstehen, sondern auch ebenso hart an seinem statisch gewordenen Spiel arbeiten, kompletter werden. Gute Zahltage, die ihn dabei motitivieren könnten, wird es so schnell nicht für ihn geben.

Es wird einige Jahre dauern, bis die Frage nach Kramniks Comeback beantwortet ist. Schneller entscheidet sich, was aus Kramniks Businessteam wird, wenn er keine WM-Kämpfe mehr spielt. Ich meine seinen Manager Carsten Hensel und seinen Veranstalter Josef Resch.

Hensel mag das Wohl und Wehe des Schachs herzlich egal gewesen sein, wenn es darum ging, Kramniks Interessen durchzusetzen oder die Schachberichterstattung in dieser Richtung zu manipulieren. Dafür hat er einige potente Sponsoren für Schach interessiert wie Dannemann oder die Deutsche Bank und den Draht zu Steinbrück gehalten und ausgereizt. Resch hat eine professionell ausgerichtete WM auf die Beine gestellt (und eine Reihe Schaukämpfe ebenfalls). Dass die nach der Hälfte der Partien gelaufen ist, ist ihm ebenso wenig anzukreiden wie, dass die FIDE ihm ohne Ausschreibung die Austragungsrechte gegeben hat. Dass Resch, der während der Hausse der Kupferpreise richtig abgeräumt hat und immer noch gute Geschäfte im Metallhandel macht, nicht selbst in den Vordergrund strebt (wie es Hans-Walter Schmitt zu oft passiert), ist auch kein Fehler. Sein Interview mit Kohlmeyer lässt erwarten, dass er als Schachpromoter weitermachen will. Wir dürfen also gespannt, vielleicht auch optimistisch sein, was aus der Ecke noch kommt.

Sonntag, 19. Oktober 2008

WM-Blog sehr live

Nochmal Eigenwerbung für den bestens informierten WM-Blog. Dort werden die laufenden WM-Partien übertragen und zwar mittlerweile nicht mehr zeitversetzt sondern live. Außerdem gibt es Presseschauen (wo unter Umständen auch Texte vom Schachblogger verlinkt sind) und Links zu Videobildern aus Bonn. Also nix wie hin.

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Was kostet die Finanzkrise das Schach?

Wie stark sind Auswirkungen der Finanzkrise eigentlich auf die Schachwelt? Ein paar Spieler, die in der Finanzbranche untergekommen sind, müssen um ihre Jobs bangen. Viele werden einiges von ihren Altersgroschen eingebüßt haben. Dass es in Island nächstes Frühjahr wieder ein Stelldichein mit vielen Weltklassespielern gibt, ist kaum zu erwarten. Der Zusammenbruch der Kaupthing Bank dürfte dazu führen, dass es nächstes Jahr kein Open im luxemburgischen Differdange gibt. Doch insgesamt spielen Banken nicht mehr die ganz große Rolle wie früher, als Crédit Suisse, Verenigde Sparbank oder die Lloyds Bank Schach sponserten. Weil Schach relativ billig zu haben ist, könnte es trotz seiner relativen Nähe zur Finanzbranche sogar weniger abkriegen als andere Sportarten. Dass es weniger als Fußball oder Formel Eins mit Attributen wie Gier und Übertreibung assoziiert wird als vorausschauend und planvoll, ist ja derzeit auch kein Fehler.

Sonntag, 12. Oktober 2008

Die beste Quelle zur WM

Wenn der Schachblog ausgerechnet während der WM wenig aktiv ist, liegt das daran, dass der Schachblogger an einem eigens für die WM eingerichteten Blog mit seriösen ungeschminkten Hintergründen mitarbeitet. Bitte besuchen, verlinken, weiterempfehlen. Danke!
Und nun ab zum WM-Blog.

Es sind 600 000 Euro, Kollegen

...nicht 750 000 Euro, wie praktisch überall steht, die Anand und Kramnik jeder fürs Antreten in Bonn kassieren. Von der offiziellen Angabe gehen nämlich zwanzig Prozent an die FIDE. Leuten, die jetzt halt mal über Schach schreiben, darf man den Lapsus nicht vorwerfen. Aber die, die es regelmäßig tun, wissen eigentlich genau, was Sache ist. Sie schreiben die höhere Zahl, weil sie denken, dann ist Schach wichtiger. Wichtig ist aber der Wahrheitsgehalt.

Freitag, 10. Oktober 2008

For you always, Frederic

Wirklich nett, dass Kramnik gleich nach seiner Ankunft in Bonn seinen Freunden von Chessbase, konkret Frederic Friedel, am Telefon Rede und Antwort steht. Danke also nach Hamburg, dass dieser gelungene Einstieg nicht verschwiegen wird. Kramnik sagt wenig, was nicht zu erwarten wäre, bestätigt, dass Leko tatsächlich sein Sekundant ist (außerdem Rubljewski und Fressinet), und noch am interessantesten scheint mir, was er auf die Frage erwidert, ob der besser Vorbereitete gewinnen wird:

"No, I believe it is not about that. Of course preparation gets deeper and deeper, but you know that chess is so complex you cannot win a match just because you are better prepared. That is a simple way of putting it for people who do not understand chess deeply. Any chess player will tell you that however good your preparation is you still have to play incredibly well, and in a World Championship match your opponent’s preparation is also very strong, so you cannot just win because of good preparation. Basically you must play better than your opponent in this particular match and at this particular moment. That is mainly why you win the match, and not because you are psychologically stronger or better prepared – those are all fairy-tales. Maybe there is five or ten percent truth in it, but the main truth is that you simply have to be better than your opponent, and that is what I am concentrating on."

Es wird dann auch noch ein bisschen über Fritz herumgeblödelt und die Rolle bei Kramniks Weißniederlage 2004 gegen Leko im Marshallgambit, aber auch das ist lustig. Und so wenig wie Sarah Palin die Zeitungen nennen konnte, die sie angeblich regelmäßig liest, wollte sich Kramnik festlegen, welche Bücher und Filme er denn nun nach Bonn mitgebracht hat: Vielleicht handelt es sich ja doch nur um Artur Jussupow: The Petroff Defense und die DVD von Alexei Shirov: My best games in the Petroff Defense?

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Analysiert Leko für Kramnik?

Georgios Souleidis hat einen Tipp erhalten, dass sich einige Großmeister in Bonn in dem Hotel einquartiert haben, wo Kramnik und Anand während der WM wohnen werden. Anands ständiger Helfer Peter Heine Nielsen und Sergei Rubljewski, der Kramnik schon früher geholfen hat (zu dessen Team sollen auch Van Wely und Barejew gehören), sind keine Überraschungen. Auch nicht wirklich, dass Surya Ganguly für Anand da ist (auch Pentala Harikrishna soll involviert sein). Schon eher dann Rustam Kasimdschanow, ebenfalls für Anand.

Die größte Überraschung ist aber Peter Leko. Ob der Ungar allerdings wirklich Kramnik hilft, wie Souleidis vermutet, würde ich abwarten. Vielleicht begleitet er ja als einer der Ehrengäste den Auftakt der von seinem Manager Carsten Hensel mitorganisierten WM. Seine langjährige Freundschaft mit Anand spricht nämlich gegen Lekos Beteiligung.

Das schönste WM-Gerücht der letzten Wochen war freilich, dass Carlsen Anand hilft. Als Sekundant das ganze Match vor Ort muss er deshalb nicht sein. Ein paar Trainingssitzungen und vielleicht ein paar Analysen per E-Mail tun es auch. Jedenfalls wird Carlsen nächste Woche nicht in Bonn erwartet sondern beim Europacup im griechischen Kallithea.

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Ein Großmeister fürs Weiße Haus

Ken Rogoff war nicht der einzige Finanzexperte, der den aktuellen Crash vorhergesehen hat, aber einer der angesehensten. Der frühere Chefökonom des Internationalen Währungsfonds ist auch Großmeister, hat seine letzte Turnierpartie aber bereits 1980 gespielt. Nun gehört er zum Beraterteam von John McCain und wird im Fall von dessen (derzeit nicht so wahrscheinlich geltenden) Wahlsieg wohl als politischer Beamter für das Weiße Haus arbeiten, schreibt der stets gut informierte Dylan Loeb McClain.

Montag, 6. Oktober 2008

Verdammt, ich bin doch der Experte

Vorige Saison habe ich noch zwölf Bundesligapartien für Kreuzberg bestritten, und nur einen einzigen Kampf davon, den letzten, haben wir nicht verloren. Nun bin ich nicht mehr dabei, und prompt setzte Kreuzberg zum Saisonauftakt durch einen Sieg gegen Emsdetten und ein 4:4 gegen die starken Bremer die Zeichen auf Klassenerhalt.

Ich habe derweil in Österreich in der Zweiten Liga für die Badener Zweite gespielt und richtig böse draufgekriegt. Einen halben aus drei. Aus zwei aus der Eröffnung heraus besseren Stellungen nichts gemacht, und dem bin ich dritten Gegner geradewegs in die Vorbereitung gelaufen. Bis zum 19.Zug kannte Gabor Papp eine Vorläuferpartie und das auch noch in meiner Spezialität, der Aljechin-Verteidigung. Wer war hier noch gleich der Experte?

Gabor Papp (Lackenbach) - Stefan Löffler (Baden)

1.e4 Sf6 2.e5 Sd5 3.d4 d6 4.Sf3 dxe5 5.Sxe5 c6 6.Le2 Lf5 7.0-0 Sd7 8.Sf3 h6!?

Nachdem ich einmal gegen Lothar Vogt nach 8...e6 9.c4 Sb4 10.a3 Sc2 11.Ta2 kritisch stand (11...Sxd4? 12.Dxd4 Lxb1 13.Lg5 f6 14.Txb1 fxg5 15.Td1 ist praktisch +-) kam ich auf diesen Zug, der mir auch ein paar Mal gute Dienste erwies.

9.c4

Trotzdem. Will er remis?

9...Sb4 10.Sc3 Sc2 11.Tb1 Sb4

In Hoeksema - Löffler wurden nach 12.Ta1 Sc2 bald die Hände geschüttelt. Damals habe ich das folgende Qualitätsopfer als chancenreich vorgeschlagen - ein schaler Trost für die folgende Klatsche -, aber nicht genug daran geglaubt, dass es mir mal vorgesetzt wird, um es zu analysieren.

12.Le3! Lxb1 13.Dxb1 e6?

Das war quasi mein erster eigener Zug an diesem Tag und schon der vorentscheidende Fehler. 13...g6 muss versucht werden.

14.a3 Sa6 15.d5

Nun bemerkte ich, dass auf das geplante 15...Sc7 einfach 16.Td1 folgt. Ich kann weder die Öffnung der Stellung erlauben, weil dann die weißen Figuren über meinen König herfallen, noch den Läufer ohne Materialverlust entwickeln - also notgedrungen:

15...e5 16.Td1 c5

Nach 16...cxd5 17.Txd5! Sc7 18.Td1 De7 19.De4 sieht es böse auf für Schwarz.

17.d6 g6

Nun erwartete ich 18.De4, worauf ich mit 18...Lg7 19.Dxb7 Dc8 kämpfen wollte, wobei Weiß schon mehr als genug für die Qualität hätte. Doch Papp zog a tempo

18.b4

denn er folgte noch immer einer Partie, der er zufällig vor einem Jahr in Ungarn bei einem kleinen Rundenturnier beigewohnt hatte: Der Australier Smerdon war Weiß gegen den Rumänen Grünberg.

18...f5 19.bxc5 e4

Mit der Idee 20.Sxe4 Lg7 und es wird unklar. Erheblich pittoresker verlor mein Vorgänger: 19...Dc8 20.Sh4! (das hatte ich gesehen) 20...Kf7 21.Sxg6! (viel stärker als das von mir gesehene 21.Sxf5) 21...Kxg6 22.Bh5+! Kf6 23.Sd5+ Ke6 24.Lg4! 1-0

20.Dxb7! Lg7 21.c6

Hier hätte ich guten Gewissens aufgeben können. Stattdessen folgte noch

21...0-0 22.cxd7 f4?! 23.Sxe4 fxe3 24.Dxa6 exf2+ 25.Sxf2 1-0

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