Die leisen Chinamänner

Der überraschende Cosieg des in Europa bislang wenig bekannten Wang Yue beim ersten Grandprixturnier in Baku hat etwas Aufmerksamkeit darauf gelenkt, wer sich auf leisen Sohlen hinter den einsam führenden Russen und Ukrainern zur Schachnation Nummer drei gemausert hat, nämlich China. Waren die Chinesen früher vor allem starke Taktiker, was damit zu tun hat, dass die meisten zunächst im taktischer geprägten Chinesischen Schach Talent zeigten, bevor sie zum internationalen Schach überredet oder einfach umerzogen wurden, sind die jungen Chinesen wie Wang mit unserer Spielweise groß geworden, und er ist ein ausgesprochener Positionsspieler geworden.

Bu

Ebenso Bu Xiangzhi (Cartoon: MTel), der allerdings beim MTel Masters bislang mit 1 aus 6 enttäuscht. Dass es sein erstes echtes Weltklasseturnier ist, reicht als Grund nicht ganz. Bu hat auch als einziger Teilnehmer keinen Sekundanten nach Sofia mitgebracht. Er arbeitet zwar in Peking mit den anderen chinesischen Spitzenspielern, hat aber schon lange keinen Trainer mehr.

Es sei noch nicht lange her, dass er selbst bei Training und Vorbereitung der chinesischen Damen mitwirken musste, sagte mir Bu. Mit 14 war er schon einen Tick stärker als Hou Yifang heute und für kurze Zeit der gerade jüngste Großmeister der Welt. Förderung winkt Hou freilich in Zukunft erheblich mehr als Bu oder Wang erhielten. Und man fragt sich, was die Chinesen im Schach schon leisten könnten, wenn sie ihre (im Geschlechtervergleich immer noch deutlich stärkeren) männlichen Talente so förderten wie ihre weiblichen. Mit Bu, Ni Hua und ab der nächsten Liste Wang hat China bereits drei junge 2700er hervorgebracht, aber von den Frauen hat noch keine die 2600 geschafft.

Noch zu ergänzen: Dass Bu vorige Saison keinen einzigen Einsatz für Tegernsee in der Bundesliga bestritten hat, erklärt er mit einem beim Basketball gebrochenen Arm. Was für ein Turnier während der an die Olympischen Spiele angehängten (aber später, nämlich im Oktober stattfindende) und von der FIDE seit längerem beworbenen Mind Sports Olympiad in Peking geplant ist, weiß er nicht. Im übrigen darf man sich von den Videobildern aus Sofia nicht täuschen lassen, wo Javier Moreno seine Statements aus dem Chinesischen übersetzt: Bu spricht durchaus passabel Englisch aber etwas leise.

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