Jahrestage
Was sagt Ihnen als Schachkenner der 11.Mai? Moment schnell, ist da nicht die Russische Mannschaftsmeisterschaft zu Ende gegangen? Stimmt schon, aber gemeint ist etwas anderes, ein Jahrestag, ein dubioses Jubiläum, das selbst Rankzero, wo es von Jahrestagen nur so wimmelt, nicht bemerkt hat.
Am 11.Mai 1997 endete das meistbeachtete Ereignis der Schachgeschichte. Garri Kasparow traf die schlechteste Eröffnungswahl seiner 25jährigen Profikarriere und verlor in wenig mehr als einer Stunde die letzte Partie des bis dahin ausgeglichen stehenden Schaukampfes gegen den Computer Deep Blue. Vielleicht wollte sich nun keine Zeitschrift und keine Schachwebsite (zumindest keine, die ich gesehen hätte), auch Kasparow selbst nicht (der hat derzeit andere Sorgen), und auch nicht Chessbase (denen ein anderes Jubiläum wichtiger war) an diesen Tag erinnern, weil es ein schlechter Tag fürs Schach war. Nicht nur weil der Mensch der Maschine unterlegen war, sondern auch, weil er sich als schlechter Verlierer zeigte.
Kasparow zieh das Computerteam des Betrugs. Wo Deep Blue als Computer eine Fehlentscheidung treffen musste, habe ein Mensch eingegriffen, ein Großmeister. Eine kuriose Reminiszenz, ist es doch inzwischen der umgekehrte Vorwurf, ein Computer habe eingegriffen, den wir nicht mehr hören können.
Was damals in den ersten Maitagen des Jahres 1997 in New York geschah, mag Anhängern Kasparows ähnlich rätselhaft erscheinen wie die Ereignisse, die zum Abbruch seines ersten WM-Matches gegen Karpow am 15.Februar 1985 führten, oder die Tage im vorigen Oktober in Elista als ein weiteres WM-Match vor dem Abbruch stand. Dabei war es recht einfach: Kasparow war schlecht beraten, wozu ein Computer fähig war und wozu nicht, in das Match gegangen.
Die Züge Deep Blues in der zweiten Partie widersprachen gleich mehrmals seinen Erwartungen: zunächst, indem der Computer auf Materialgewinn verzichtete, um seinen Vorteil in der vermeintlich menschlichen Domäne der Strategie auszubauen, am Ende, indem er einen überraschenden Ausweg ins Remis zuließ, den Kasparow aber nicht suchte oder glaubte, weil ein Computer solche taktischen Aussetzer ja nicht haben durfte.
Nach dieser Partie meinte der Russe nicht mehr, nur gegen einen Computer spielen, sondern sah Gegner überall: In den Großmeistern, die die IBM-Forscher bei der Verfeinerung ihres Chipbollwerks berieten. In den PR-Leuten, die nicht zuließen, dass die Wahrheit ans Licht kam. In der Öffentlichkeit, die von ihm Auftritte und Auskünfte erwartete, was seine Kräfte noch weiter ins Ungleichgewicht gegenüber seinem elektronisch betriebenen Gegner brachte. Auf die ominöse zweite Partie folgten drei Remis, in denen Kasparow einem Sieg näher war als Deep Blue, doch keinen Durchbruch fand, und am Abend vor der letzten Partie war er mit seinen Nerven und Kräften am Ende. Er fühlte sich unfähig, mit Schwarz eine normale Partie durchzustehen.
Zehn Jahre ist das her. Und eine Woche.
Am 11.Mai 1997 endete das meistbeachtete Ereignis der Schachgeschichte. Garri Kasparow traf die schlechteste Eröffnungswahl seiner 25jährigen Profikarriere und verlor in wenig mehr als einer Stunde die letzte Partie des bis dahin ausgeglichen stehenden Schaukampfes gegen den Computer Deep Blue. Vielleicht wollte sich nun keine Zeitschrift und keine Schachwebsite (zumindest keine, die ich gesehen hätte), auch Kasparow selbst nicht (der hat derzeit andere Sorgen), und auch nicht Chessbase (denen ein anderes Jubiläum wichtiger war) an diesen Tag erinnern, weil es ein schlechter Tag fürs Schach war. Nicht nur weil der Mensch der Maschine unterlegen war, sondern auch, weil er sich als schlechter Verlierer zeigte.
Kasparow zieh das Computerteam des Betrugs. Wo Deep Blue als Computer eine Fehlentscheidung treffen musste, habe ein Mensch eingegriffen, ein Großmeister. Eine kuriose Reminiszenz, ist es doch inzwischen der umgekehrte Vorwurf, ein Computer habe eingegriffen, den wir nicht mehr hören können.
Was damals in den ersten Maitagen des Jahres 1997 in New York geschah, mag Anhängern Kasparows ähnlich rätselhaft erscheinen wie die Ereignisse, die zum Abbruch seines ersten WM-Matches gegen Karpow am 15.Februar 1985 führten, oder die Tage im vorigen Oktober in Elista als ein weiteres WM-Match vor dem Abbruch stand. Dabei war es recht einfach: Kasparow war schlecht beraten, wozu ein Computer fähig war und wozu nicht, in das Match gegangen.
Die Züge Deep Blues in der zweiten Partie widersprachen gleich mehrmals seinen Erwartungen: zunächst, indem der Computer auf Materialgewinn verzichtete, um seinen Vorteil in der vermeintlich menschlichen Domäne der Strategie auszubauen, am Ende, indem er einen überraschenden Ausweg ins Remis zuließ, den Kasparow aber nicht suchte oder glaubte, weil ein Computer solche taktischen Aussetzer ja nicht haben durfte.
Nach dieser Partie meinte der Russe nicht mehr, nur gegen einen Computer spielen, sondern sah Gegner überall: In den Großmeistern, die die IBM-Forscher bei der Verfeinerung ihres Chipbollwerks berieten. In den PR-Leuten, die nicht zuließen, dass die Wahrheit ans Licht kam. In der Öffentlichkeit, die von ihm Auftritte und Auskünfte erwartete, was seine Kräfte noch weiter ins Ungleichgewicht gegenüber seinem elektronisch betriebenen Gegner brachte. Auf die ominöse zweite Partie folgten drei Remis, in denen Kasparow einem Sieg näher war als Deep Blue, doch keinen Durchbruch fand, und am Abend vor der letzten Partie war er mit seinen Nerven und Kräften am Ende. Er fühlte sich unfähig, mit Schwarz eine normale Partie durchzustehen.
Zehn Jahre ist das her. Und eine Woche.
schachblogger - 18. Mai, 14:56