Dienstag, 14. August 2007

Zensiert von Chessbase

Einer der Sysops (was für System Operator steht und auf Aufseher hinausläuft) auf dem von Chessbase betriebenen Fritz-Server hat es zu Berühmtheit gebracht. Holger Lieske heißt er und soll angeblich an manchen Tagen zwanzig Stunden und länger online sein. Bekannt wurde er durch die Strenge, mit der er abstraft, wer im Chat ein falsches Wort fallen lässt. Dass persönliche Beleidigungen im Chat nichts zu suchen haben, ist klar und nicht das Thema hier. Doch auch wer Chessbaseprodukte kritisiert oder das derzeit führende Schachprogramm Rybka erwähnt, muss damit rechnen, in seinem erspielten Rang herabgestuft oder gleich ganz ausgeschlossen zu werden. Das berichten eine Reihe von Mitgliedern des Fritz-Servers im Diskussionsforum Schachfeld.

Mehrere Hundert Beiträge zum Thema "Holger Lieske - der Tyrann von Chessbase" (mittlerweile geändert in - "der Sysop von Chessbase") haben sich dort angesammelt (und die Zahl der Forumsbeiträge einiger Diskutanten belegt, dass Lieske nicht der einzige ist, dem neben seinem Onlineschachleben wenig Zeit für anderes bleibt). Dann hat Chessbase einen Anwalt eingeschaltet, der in einem Brief an den Betreiber des Forums mit einer Verleumdungsklage droht. Einzelne, die sich von Lieskes Walten geschädigt fühlen, drohen ihrerseits Chessbase mit rechtlichen Schritten. Schließlich haben sie für die Fritz-Software, die einen in der Regel befristeten Zugang zum Server ermöglicht, gutes Geld hingelegt.

Ob Chessbase einzelnen Kunden, die von ihrem berüchtigsten Sys-Op ausgeschlossen wurden, Anschaffungskosten ersetzt hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Die Geschäftsführung des Hamburger Softwarehauses hat meine seit 3.August vorliegenden Fragen, welche Konsequenzen aus der Affäre gezogen werden, nicht beantwortet. Am spannendsten ist freilich, wie der Marktführer dem auf Schachfeld vielfach geäußerten Vorwurf begegnet, kritische Anmerkungen zu seinen Produkten zu zensieren. Der Forumsteilnehmer Michael Bechmann beschreibt, wie er von einem Chessbasemitarbeiter (nicht Lieske) genötigt wurde, eine von ihm verfasste Rezension des Programms Fritz auf Amazon zu entschärfen, wenn er weiterhin auf dem Fritz-Server spielen wolle (PS: es war noch komplizierter, wie in einem Kommentar von Michael Bechmann nachzulesen ist).

Es ist nicht das erste Mal, dass der Marktführer seine Macht nutzt, um kritische Stimmen zu unterdrücken. Vor gut einem halben Jahr wurde es Lars Bremer (Einfügung: zunächst) unmöglich gemacht, einen Artikel über den Betrug im Onlineschach (auf seiner Website nachzulesen) und warum er sich eben nicht so leicht enttarnen lasse, wie Chessbase vorgibt, auf der Fachwebsite Computerschach & Spiele, deren Redakteur er ist, zu veröffentlichen. Das hatte sein Gutes, denn so brachte Lars Bremer einen Artikel zum gleichen Thema in die Zeitschrift Schach unter, wo er ein breiteres Publikum fand.

Auch Deutschlands fleißigster Schachblogger, Olaf Teschke, ist Chessbase ein Dorn im Auge. Der Berliner lässt auf Rankzero kaum eine Chance verstreichen, auf die Firma einzuprügeln. Dass Rankzero nicht nur auf der Firmenseite sondern auch auf einigen weiteren deutschen Schachseiten nie oder zumindest nicht mehr verlinkt wird, ist nur mit dem Einfluss des Marktführers zu erklären.

Chessbase hat bisher (meines Wissens) nicht öffentlich Stellung zu den Vorwürfen genommen. Zensur nötig sollte der Marktführer nicht haben. Schon weil es ein schales Licht auf die redaktionelle Linie der eigenen Website wirft.

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