Schmutzige Wäsche im europäischen Schach
Ali Nihat Yazici, Multiorganisator (diverse EMs, Europacups, Jugend-EMs) und -funktionär (Türkischer Schachverband, FIDE), pinkelt die Europäische Schachunion (ECU) an. Immerhin beweist er Stil und hat das nicht schon mit umso lauterem Knall vor oder während des von ihm organisierten Europacupwettbewerbs, der vorigen Mittwoch in Kemer endete, getan. In einem Offenen Brief (PDF) erklärt er, warum er den Dachverband der Schachverbände Europas, der Türkei und Israels auf Rücknahme der Vergabe von drei europäischen Wettbewerben 2009 und 50 000 Schweizer Franken Schadensersatz verklagt hat. Vor allem fordert er den Rücktritt von ECU-Präsident Boris Kutin.
Dass der Dachverband seine Vergaberegeln nach Abgabe der Angebote ändert, ja weder den Inhalt noch überhaupt die Herkunft der Angebote öffentlich macht, kritisiert Ali Nihat zurecht, aber wohl nur, weil er sich als Opfer sieht. Darauf, dass er selbst vier Jahre im Vorstand der ECU saß und in dieser Zeit maßgeblich mitentschied über eine Reihe von Turnieren, die er zu seinem Broterwerb organisiert, geht er freilich nicht näher ein. Dass Kutin, der im wesentlichen von dem lebt, was er als Funktionär verdienen kann, von erfolgreichen Bietern geschmiert worden sein könnte, mögen Insider zwischen den Zeilen lesen.
Was in dem achtseitigen Brief zwischen hohen Schachfunktionären an schmutziger Wäsche gewaschen wird, könnte aber ausreichen, dass es so richtig im Karton kracht. Der Geschäftsführer des Deutschen Schachbunds Horst Metzing ist in der ECU die rechte Hand Kutins, leitet er doch das beim Deutschen Schachbund angesiedelte ECU-Sekretariat. Und zwar mit finanzieller Unterstützung des deutschen Bundesinnenministeriums. Wäre schön, wenn dieses die Fortzahlung an die Einführung einiger elementarer Transparenz- und Unvereinbarkeitsregeln (die vielleicht auch Ali Nihat nicht alle schmecken werden) knüpft. Die Geschäftsstelle von Transparency International liegt ebenfalls in Berlin und ist sicher gerne behilflich.
Ergänzung am 23.Oktober: Die ECU hat mit einer sehr kurzen Pressemitteilung reagiert, dass von Yazici noch kein Schreiben eingelangt sei. Auf Nachfrage erfahre ich, dass die ECU beim Internationalen Sportgericht in Lausanne nachgefragt habe. Dort liege, anders als Yazicis Schreiben suggeriert, ebenfalls noch nichts vor. Am 3.November steht die ECU-Generalversammlung an.
Ergänzung 9.November: Die Klage wird nun von der ECU bestätigt. Sie ist nicht am Internationalen Sportgericht sondern vor einem Handelsgericht in Lausanne ergangen. Die ECU-Generalversammlung während der EM in Kreta gibt Yazici in der Sache Recht, fordert ihn aber auf, die Klage zurückzuziehen. In einem kurzen Telefonat erklärt Yazici, dass der Türkische Verband in Kreta gesiegt habe. Künftig werden die Bewerbungen um Wettbewerbe der ECU nicht mehr nur dem Vorstand sondern allen ECU-Delegierten vorliegen und die Vergabe von der Generalversammlung entschieden. Yazicis Schadensersatzklage läuft nach meinem Kenntnisstand weiter.
Dass der Dachverband seine Vergaberegeln nach Abgabe der Angebote ändert, ja weder den Inhalt noch überhaupt die Herkunft der Angebote öffentlich macht, kritisiert Ali Nihat zurecht, aber wohl nur, weil er sich als Opfer sieht. Darauf, dass er selbst vier Jahre im Vorstand der ECU saß und in dieser Zeit maßgeblich mitentschied über eine Reihe von Turnieren, die er zu seinem Broterwerb organisiert, geht er freilich nicht näher ein. Dass Kutin, der im wesentlichen von dem lebt, was er als Funktionär verdienen kann, von erfolgreichen Bietern geschmiert worden sein könnte, mögen Insider zwischen den Zeilen lesen.
Was in dem achtseitigen Brief zwischen hohen Schachfunktionären an schmutziger Wäsche gewaschen wird, könnte aber ausreichen, dass es so richtig im Karton kracht. Der Geschäftsführer des Deutschen Schachbunds Horst Metzing ist in der ECU die rechte Hand Kutins, leitet er doch das beim Deutschen Schachbund angesiedelte ECU-Sekretariat. Und zwar mit finanzieller Unterstützung des deutschen Bundesinnenministeriums. Wäre schön, wenn dieses die Fortzahlung an die Einführung einiger elementarer Transparenz- und Unvereinbarkeitsregeln (die vielleicht auch Ali Nihat nicht alle schmecken werden) knüpft. Die Geschäftsstelle von Transparency International liegt ebenfalls in Berlin und ist sicher gerne behilflich.
Ergänzung am 23.Oktober: Die ECU hat mit einer sehr kurzen Pressemitteilung reagiert, dass von Yazici noch kein Schreiben eingelangt sei. Auf Nachfrage erfahre ich, dass die ECU beim Internationalen Sportgericht in Lausanne nachgefragt habe. Dort liege, anders als Yazicis Schreiben suggeriert, ebenfalls noch nichts vor. Am 3.November steht die ECU-Generalversammlung an.
Ergänzung 9.November: Die Klage wird nun von der ECU bestätigt. Sie ist nicht am Internationalen Sportgericht sondern vor einem Handelsgericht in Lausanne ergangen. Die ECU-Generalversammlung während der EM in Kreta gibt Yazici in der Sache Recht, fordert ihn aber auf, die Klage zurückzuziehen. In einem kurzen Telefonat erklärt Yazici, dass der Türkische Verband in Kreta gesiegt habe. Künftig werden die Bewerbungen um Wettbewerbe der ECU nicht mehr nur dem Vorstand sondern allen ECU-Delegierten vorliegen und die Vergabe von der Generalversammlung entschieden. Yazicis Schadensersatzklage läuft nach meinem Kenntnisstand weiter.
schachblogger - 13. Okt, 18:34