Dienstag, 8. April 2008

Von Nigel lernen oder doch von Georgi

Nigel Short ist seit einiger Zeit im Nebenjob Nationaltrainer des Iran, wie dieser Reportage über die persische Schachszene zu entnehmen ist. Einer von Shorts mutmaßlichen Schützlingen hat mit immerhin schon 32 Jahren einen Leistungssprung gemacht und ist Großmeister geworden. Shoojat Ghane, so der Bericht bei Chessbase, ist Quereinsteiger, früher war er Judoka. Seit dem Erringen des begehrten Titels hat er einen Durchhänger, ist wieder auf seine frühere Elo von etwas über 2400 abgesackt. Neidische Geister können da schon mal auf die Idee kommen, sich die Leistungen dieses Burschen näher anzuschauen, und stellen dann wohlmöglich in Abrede, dass Shorts zweifellos hervorragendes Training dahinter steckt.

Ghane hat alle seine Normen gegen russische und ukrainische Spieler erzielt. Nirgends hat er je auch nur annähernd so gut gespielt wie in Russland. Einige seiner Gegner waren gleich bei mehreren dieser Turniere dabei. Einer namens Nikolai Puschkow, gegen den Ghane in einem Turnier verlor, gab beim nächsten den Schiedsrichter. Und gleich mehrmals verlor unser persischer Freund gegen Georgi Pilawow, der eigentlich immer mit von der Partie ist, wenn Ghane in Russland spielt. Pilawow ist ein 33 Jahre alter ukrainischer Schachfunktionär, der mit mittlerweile 2612 Elo vor dem Sprung in die Top 100 steht, und über dessen extrem wenige Partien in den Datenbanken Chess Today schon einmal schrieb, sie hätten kein hohes Niveau. Für Ghane aber ist er ein Freund und Vorbild.

Was Short davon hält? Er hat mir gerade gemailt, dass er das Gesicht Ghanes kenne, aber nicht sicher sei, ob er auch schon einmal zu seinen Trainings kam. Zu den enthusiastischeren Teilnehmern gehört er aber wohl nicht.

Michail Goblubjew schreibt zu Pilawow, viele in der Ukraine wüssten Bescheid, dass er seine fantastische Rating auf unehrlichem Weg erhoben hat. Pilawow sei wohl immer noch Vorsitzender des Schachbezirks im ostukrainischen Lugansk.

Premiere verschoben

Kramniks Handicapspiel gegen Jan Werle und Marie Sebag (2:0) bei DGT Projects in Enschede sei für alle Anwesenden ein vergnüglicher Nachmittag gewesen, schreibt mir DGT-Chef Albert Vasse. Allerdings nicht für diejenigen, die online dabei waren und sich aufgrund der euphorischen Ankündigung neue Übertragungsfeatures erwartet hatten. Wie den Kommentaren bei Chessvibes zu entnehmen ist, waren sie ziemlich enttäuscht.

Übertragen wurde mit dem alten ToMa-System, da das neue Foidos-System noch nicht fertig ist. Während des Wettkampfes wurden aber Aufnahmen gemacht, so Vasse weiter, um sie in Foidos einzuarbeiten und demnächst zu präsentieren, voraussichtlich in der ersten Maihälfte. Parallel ist laut Vasse die Firma Chess Media Services BV im Aufbau. Und bis Anand-Kramnik ist noch genug Zeit, nämlich ein gutes halbes Jahr, um alles auszureifen.

Jorge 2.0

Jorge Sammour-Hasbun (formerly known as chess wunderkind Jorge Zamora) hat das mit einem ersten Preis von 3000 Dollar dotierte Dos Hermanas-Internetblitz gewonnen. Als einziger titelloser Spieler in der Endrunde setzte er sich wie schon im vorigen Jahr, als ich hier über sein Comeback zum Schach berichtete, durch. Im Finale schlug er Ronen Har-Zvi, der seinerseits im Viertelfinale den wohl schwersten Brocken, nämlich Hikaru Nakamura ausgeschaltet hatte.

Shopping Mall revisited

In Hamburg-Harburg ist Schachwoche. Ein paar Großmeister werden im Lauf der nächsten Tage im Phönix-Einkaufszentrum zwar auch in Aktion sein, aber nicht, wie kürzlich in Pasching, solche von der Prominenz Kasparows oder Polgars. Vor allem kommen Kinder und Hobbyspieler zum Zug. Vormittags im Anfänger- und Fortgeschrittenenunterricht, nachmittags dann in freien Partien oder mit Uhr. Einige Dutzend Kinder haben am Montag ein Mannschaftsturnier gespielt. An diesem Dienstag geht es weiter mit einem Simultan von HSK-Großmeisterin Marta Michna (das ganze Programm als PDF).

Der HSK, der am Wochenende sportlich den Klassenerhalt in der Bundesliga geschafft hat, stellt mit jährlich drei, vier Einkaufszentrumswochen oder fünf, wenn es gut läuft, finanziell den Verbleib im Oberhaus sicher. Von dem, was die Einkaufszentren dem Klub zahlen, gehen freilich Honorare für Bundesligaspieler und Helfer ab. Andere Sponsoren findet Christian Zickelbein, der HSK-Vorsitzende, ebenso kaum noch wie andere, die wie er ehrenamtlich ranklotzen.

Wochen wie diese sind hart für ihn. Morgens um acht Uhr bricht er auf und ist oft bis neun oder zehn am Abend im Einsatz. Als Koordinator, Aufbauer, Schachlehrer, Anlaufstelle für alle. Auch die Tage davor und danach ist viel zu tun. Von den Verhandlungen fürs Folgejahr ganz abgesehen (die haben immerhin am Dienstag das erfreuliche Ergebnis gezeitigt, dass das Phönix für den 11.-16.Mai 2009 zugesagt hat).

Harburg ist kein nobler Stadtteil. Die Kinder, die zum Schach kommen, sind anstrengender als im bürgerlichen Blankenese. Doch Christian ist erst mal froh, für die Lösung einiger Last-Minute-Probleme Unterstützer mobilisiert zu haben. In ein paar Wochen wird er 71. Dass es Zeit für einen Nachfolger wird, im Klub wie im ebenfalls von ihm geleiteten Bundesliga e.V., weiß er selbst am besten. Bereits übernächste Woche folgt die Schachwoche im Elbe-Einkaufszentrum in Blankenese. Dazwischen bleibt ihm wenig, zu wenig Zeit, sich zu erholen. Doch eine Absage, so Christian, hätte sich der HSK nicht leisten können.

Im Phönix traf ich auch Dorian Rogozenko. Der moldawisch-rumänische Großmeister überraschte mich mit der Mitteilung, dass er seit Jahresbeginn Hamburger ist. Grund des Umzugs war nicht seine Tätigkeit für Chessbase (die natürlich auch eher zunehmen wird) sondern seine Frau. Ihre Firma hat ihr nämlich angeboten, in Hamburg zu arbeiten. Daneben lernt sie derzeit intensiv Deutsch, was Dorian dank vieler Turniere und Ligaspiele (er begann Mitte der Neunziger bei Magdeburg) bereits ausgezeichnet spricht.

Dorian war mit seiner Tochter da, die am Montag am Kinderturnier teilnahm. In den nächsten Tagen wird er wieder ins Phönix fahren. Dann nicht als Schachvater sondern um mit einem Simultanspiel zum Familieneinkommen beizutragen.

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