Donnerstag, 5. Juni 2008

Erstaunliche Initiative

Ist Wesley So (sein Wikipedia-Eintrag) ein Betrüger? Nach meinem Beitrag anlässlich der Siege des 14jährigen beim stark besetzten Dubai Open bekam ich einen entsprechenden Hinweis. Während dem Open in Bad Wiessee 2006, wo So seine erste GM-Norm holte, hatte es hitzige Diskussionen gegeben, ob der junge Filipino Computerzüge signalisiert bekam oder auf seinen häufigen Spaziergängen elektronische Hilfe in Anspruch nahm (worüber Michael Prusikin in Schach 12/2006 berichtete). Ein Großmeister war sogar überzeugt, dass So von Rybka geleitet wurde. Andere (wie Prusikin) nahmen ihn in Schutz.

Das tue auch ich. Beim Open Ende Dezember 2005 in Singapur hatte ich Gelegenheit, So zu beobachten. Der damals 12jährige war zu erstaunlichen Zügen in der Lage, worüber ich ebenfalls in Schach (2/2006) berichtete. Er besaß ein frühreifes Gefühl für Initiative und ein scharfes Auge für nicht offensichtliche Taktik, kein Zweifel. Nur dass er ständig grinste, wirkte etwas merkwürdig.

Damals erzählten mir die Filipinos, dass So keinen Trainer habe. Das hat sich kurz darauf geändert. Aber dass sich eine kleine Mafia um ihn gebildet hätte, die nun von seinen Erfolgen und seiner Bekanntheit auf den Philippinen profitiert, wie ich mir zur Rechtfertigung des Verdachts gegen ihn zusammenreimte, dafür gibt es anscheinend keinen Beleg, wie zwei Anfragen von mir ergaben.

Ian Rogers teilte mir mit, dass auch er Gelegenheit hatte, So bei einigen Turnieren zu beobachten, wo er eine Partie nach der anderen gewann und ganz sicher keine elektronische Hilfe von außen möglich gewesen sei. Rogers ist von Sos außergewöhnlichen Talent überzeugt.

Ganz bodenlos ist ein Verdacht gegen die philippinische Schachszene allerdings nicht, wie Rogers anmerkt: Voriges Jahr wurde ein halbes Dutzend IMs vom Schachverband wegen abgesprochener Resultate gesperrt. So war damals noch IM aber nicht involviert.

Betrugsvorwürfe sind heute schnell erhoben, wenn jemand mal stärker spielt als erwartet. Das ging Topalow so, als er 2004 bis 2006 zu großer Form auflief. Oder Anna Rudolf, die beim Weihnachtsopen im französischen Vandoeuvre etwas zu oft mit ihrem Labello herumspielte. Oder nun eben dem Wunderknaben von den Philippinen, von dem wir noch viel hören werden.

Danailows Sticheleien

Hätte Topalow eine Einladung zu den in drei Wochen beginnenden Dortmunder Schachtagen angenommen? Das wollte ich von seinem Manager wissen. Nur für einen deutlich höheren als seinen üblichen Preis, erwiderte mir Silvio Danailow. Hat er also seit der Skandal-WM in Elista keinen Kontakt mit Carsten Hensel gehabt? Doch, aber nur in einer Sache: Es ging um eine Einladung zum M-Tel-Masters an Peter Leko, den der Dortmunder neben Kramnik auch vertritt. Danailow wollte es als Friedensangebot verstanden wissen. Er hat ein Honorar geboten, das Leko derzeit sonst nirgends kriegt. Er nannte die Summe, bat aber, sie nicht zu veröffentlichen. Doch Hensel habe im Namen von Leko abgesagt. Ich hatte den Eindruck, dass war Danailow auch ganz recht.

Dann berichtete er, dass er Martin Breutigam bei der Süddeutschen Zeitung absägen wollte. Nachdem Breutigam in der Süddeutschen wiederholt Verdachtsmomente berichtet hatte, dass Danailow Topalow voriges Jahr in Wijk aan Zee Züge signalisiert habe, engagierten die Bulgaren eine Münchner Kanzlei. Erst nach Anfall einiger Tausend Euro Anwaltshonorar und einigen Briefwechseln mit der Rechtsabteilung der Süddeutschen dämmerte Danailow, dass eine Schadensersatzklage chancenlos war. Allenfalls eine Erklärung auf Unterlassung der Vorwürfe wäre nach deutschem Recht zu erreichen gewesen, wenn der Richter ihnen folgt. Daraufhin hat Danailow die Anwälte zurückgepfiffen.

Warum die Süddeutsche die Vorwürfe abgedruckt habe, wollte er nun von mir wissen. Ich erklärte ihm, dass die Redaktion einem langjährigen Mitarbeiter vertraut. Und dass Breutigam ja seine Hausaufgaben gemacht habe, als er Danailow kontaktierte, um ihn mit den Vorwürfen zu konfrontieren. Sein Fehler, dass er damals nicht reagiert habe.

In der Märzausgabe von Schach und im New-in-Chess-Magazin erschien ein Kommentar von Topalow zu seinem Sieg gegen Kramnik in Wijk aan Zee mit der merkwürdigen Widmung an den Pulitzerpreisträger für den besten Schachartikel 2007 Martin Breutigam. Als ich meinte, dass ich die Widmung nicht gedruckt hätte, sagte Danailow, sie sei die Bedingung für den Abdruck des Partiekommentars gewesen.

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