Mittwoch, 16. September 2009

Von null auf sechzig in einem Rundschreiben

Die Zweitligisten in Deutschland können aufatmen. Bundesturnierdirektor Ralph Alt hat am Dienstag abend ein Rundschreiben verschickt, indem er die angekündigten null Minuten Karenzzeit zurücknimmt. So bleibt es wie gehabt bei sechzig Minuten. Die von der Bundesspielkommission unter seiner Führung beschlossene Änderung sei im Ausschreibungsentwurf der Zweiten Ligen nicht enthalten gewesen.

Scharen von Funktionären hatten sich die Köpfe zerbrochen, wie man die ungeliebte Regel noch vor der Saison abwehren konnte, ohne die satzungsmäßigen Regeln des Deutschen Schachbunds zu verletzen. Alt hat den Knoten durchschlagen. In seinem Rundschreiben spricht er von einem durch ihn selbstverschuldeten Fehler. In Wahrheit werden ihm nun fast alle dankbar sein. Ob der Kelch auch an den Frauenbundesligen vorbei geht, ist Alts Aussendung nicht zu entnehmen.(Erg.:) Das sei außerhalb seiner Zuständigkeit, teilt er auf Anfrage mit.

Dienstag, 15. September 2009

Tschüssjakow

Nach drei Runden ist die Niederländische Meisterschaft in das tiefste Loch seit langem gefallen. Dass aufgrund der Pleite des einst gut dastehenden Verbands und Sponsorenmangels fast die gesamte Elite die in einem Provinzkaff mit einem gegenüber den letzten Jahren extrem reduzierten Preisfonds ausgetragene Meisterschaft schwänzt, war schon schlimm genug. Doch nun gab es auch noch einen Eklat mit dem einzigen teilnehmenden Spitzenspieler, Sergei Tiviakov, der am Tag nach der Schlussrunde in der kroatischen Mannschaftsmeisterschaft erwartet wird und daher ein abschließendes Remis schon vereinbart hatte und seine Teilnahme an der Siegerehrung absagte. Als die Veranstalter das nicht hinnehmen wollten, sondern ihm eine Null ankündigten, falls er am Schlusstag nicht im Turniersaal auftauche, und ihn darüber hinaus auf seine vertragliche Pflicht zur Teilnahme an der Siegerehrung hinwiesen, trat der schwach gestartete Tiviakov (1,5 aus 3) kurzerhand vom Turnier zurück. Bei Chessvibes ist auch seine eigene Darstellung nachzulesen.

Die Wahrheit ist viel einfacher. Tiviakov macht den Tschüssjakow, weil er seit der Russischen Mannschaftsmeisterschaft im April praktisch ununterbrochen Schach spielt und dringend eine Pause braucht, um seine Elo nicht zu ruinieren, und in seiner derzeitigen Form und nach seinem schwachen Start auch kaum noch eine Chance auf den einzig guten ersten Preis von 6000 Euro besaß.

Montag, 14. September 2009

Ihr zweites Ich

Wer Arianne Caoilis Website sieht, muss Lewon Aronjans Freundin für eine eingebildete Schnalle halten. Sieben Sprachen, Musikkarriere, Fallschirmfliegen als Hobby. Dumm nur, dass das gar nicht ihre Website ist. Sie kennt die Person, die da ihr Leben aus vermeintlich ihrer Perspektive beschreibt, nicht einmal, hatte nur einmal kurz Kontakt und ein paar persönliche Fragen beantwortet, wie sie kürzlich Macauley Peterson verriet. Allerdings habe ihr virtueller Stellvertreter einiges dazuerfunden. Es sei ihr aber nicht wichtig genug, um Korrekturen zu bitten. Wikipedia hat reagiert und ihr angebliches Sprach- und Musikgenie rausgenommen. Bisher aber nicht Chessbase, wo zumindest die letzte Antwort in diesem Gralla-Interview dazuerfunden klingt.

Caoili sagte übrigens noch ein paar nette Sachen über Schachprofis (große Egoisten), Lewon (kein typischer Schachspieler) und worüber sie reden (nämlich selten Schach). Eingebildet wird sie wahrscheinlich keiner nennen, der dieses Interview gehört hat.

Samstag, 12. September 2009

Lewon uneinholbar

Aronjan steht nicht nur in Bilbao vorzeitig als Alleinsieger fest, nachdem er seiner Auftaktniederlage gleich vier Siege in Folge anfügte. Ihm sollte auch der Schachoscar 2009 kaum noch zu nehmen sein als vorzeitiger Sieger sowohl des Grand Slam als auch des FIDE-Grandprix, Sieger in Baku und bei den wichtigsten Schnellschachevents in Nizza und Mainz sowie Zweiter in Wijk aan Zee und Dschermuk. Der Schachblogger hat ihn ja schon bei der Schachoscar-Wahl 2008 vor unserem wenig spielenden Weltmeister Anand gesehen. Bei den verbleibenden Höhepunkten des Jahres Nanking, Europacup, Weltcup und London müsste schon einer sehr viel leisten, um Aronjan in der Gunst der über den Schachoscar abstimmenden Journalisten abzuhängen, oder?

Donnerstag, 10. September 2009

Kasparows neuer Trainer

Zwei Wochen vor dem großen Match ist das Geheimnis geplatzt. Garri Kasparow hat sich für seinen WM-(Revival-)Kampf mit Karpow ab 21.September in Valencia (übrigens mit weiteren Stationen in Paris, wo der Vertrag vor dem Abschluss steht und vielleicht auch Moskau) mit einem der weltbesten Spieler vorbereitet. Ein Mann, der sich in dieser Funktion schon für Anand im Vorfeld der WM 2008 bewährt hat, auch wenn das Geheimtraining auch damals vorzeitig publik wurde: Magnus Carlsen. Chessvibes hat ein Interview mit Kasparows neuem Mann, Chessbase die schöneren Bilder, z.B. Kasparow im Urlaubslook zusammen mit seinem Trainer vor getrennten Computern in der kroatischen Villa.

Mittwoch, 9. September 2009

Ich bin doch kein schlechtes Omen

Voriges Jahr in Sofia habe ich Lewon Aronjan vor dem MTel Masters interviewt. Anschließend spielte er ein katastrophales Turnier, verlor mehr als 30 Elopunkte - was bis heute in der Weltrangliste nachwirkt. Vor seiner Abreise zum abgemagerten Grand Slam Finale in Bilbao telefonierten wir (darüber steht etwas in der ersten Nummer der Zeitschrift Schachwelt, die dieser Tage an die Abonnenten und nächste Woche an Bahnhofsbuchhandel und gut sortierte Zeitschriftenläden geht), und er legte gleich wieder mit einer Null los. Doch dieses Mal kann ich aufatmen. Lewon ließ sofort zwei Siege folgen und steht nach drei Runden zusammen mit seinem Bezwinger Grischtschuk in der Tabelle des bisher kurzweilig verlaufenden Turniers vorn - und nach Aktualisierung der Liveratingliste dort auf Rang drei hinter Toppy und Vishy.

Freitag, 4. September 2009

Frankreich, ich hab doch nur aus Liebe zu Dir, ja nur aus reiner Liebe zu Dir, ein Glas zu viel getrunken

Wladislaw Tkatschjew hat unserem Spiel Schlagzeilen in der Weltpresse (New York Times! Guardian!! Bild!!!) besorgt. Der Europameister von 2007 kam am Donnerstag beim Open in Kolkata, vulgo Kalkutta, sturzbetrunken zur Partie, nickte bereits in der Eröffnungsphase am Brett ein und war auch durch heftiges Schütteln durch die Schiedsrichter nicht zum Aufwachen zu bewegen - bis er nach nur elf geschafften Zügen die Bedenkzeit überschritt.

Bei der Schacholympiade vorigen November in Dresden hat der gebürtige Kasache, der seit einigen Jahren für Frankreich spielt, seinen Rausch wenigstens noch im Bett ausgeschlafen. Sein Team kostete das in der Schlussrunde allerdings kampflos einen Punkt und die letzten Chancen auf eine Medaille. Tkatschjew leistete damals vor der Kamera Abbitte und bat das französische Volk um Verzeihung und den Französischen Verband um eine zweite Chance.

Geht es nach Joel Lautier, der neuerdings für die Selektion des Teams verantwortlich ist, hat Tkatschjew in Dresden seine letzte Partie für Frankreich absolviert. Obwohl der gebürtige Kasache im August souverän die Französische Meisterschaft in Nimes gewann, wo von der Spitze nur Bacrot fehlte, hat Lautier erklärt (hier in Videobeitrag Nummer elf) , dass er für die Mannschafts-EM im Oktober in Novi Sad niemand nominiere, der nicht ein Minimum an Disziplin mitbringe.

Ergo ist Joel Lautier der wahre Schuldige, der Tkatschjew dazu getrieben hat, seinen Kummer über seine Nichtnominierung im Alkohol zu ertränken.

Anders als der frühere französische Spitzenspieler haben die indischen Organisatoren ein Nachsehen: Tkatschjew hat auch ihnen hoch und heilig versprochen, dass es nicht nochmal vorkommt. Zur heutigen vierten Runde durfte er wieder antreten.

Donnerstag, 3. September 2009

38 Jahre von 80

Seit 1971 ist der konservative Kulturpolitiker Kurt Jungwirth, der an diesem Donnerstag seinen 80.Geburtstag feiert, Präsident des Österreichischen Schachbunds. Jungwirth hat den damals kriselnden Verband nach Graz evakuiert. Dort gelang es ihm, die Schachorganisation mit Kulturmitteln durchzupäppeln. Wozu brauchten Steirer auch Kultur, wenn sie Schach haben... Aber das ist nur ein böses Bonmot.

Jungwirth hat nicht nur für Schach einiges geleistet, sondern etwa das renommierte Festival Steirischer Herbst lange geleitet und das ebenfalls bekannte Klassikfestival Styriarte ins Leben gerufen. Noch stets soll er täglich sein Büro in einem Grazer Palais aufsuchen, um Schach- und Kulturpolitik zu machen. Langsam scheint er zu merken, dass seine Zeit vorbei ist. Zum bevorstehenden Rückzug wünscht Schachblog Jungwirth, seine alten Tage bei bester Gesundheit zu verbringen.

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