Unter Brüdern

Dass die Ukraine nur an vier gesetzt ist, täuscht darüber hinweg, dass ihr junges Team das einzige ist, das Russland bei der seit Sonntag laufenden Schacholympiade in Turin Gold streitig machen kann. Wären nicht nur die ersten vier Bretter sondern alle sechs Spieler in die Rechnung einbezogen worden, wäre das zweitgrößte Flächenland Europas in der Setzliste übrigens an zweiter Stelle gesetzt.

Der "kleine Bruder", wie die Ukraine in Russland oft genannt wird, war 2004 in Calvia so frech, den "großen Bruder" (nicht im Orwellschen Sinne) um volle drei Punkte abzuhängen. Geändert hat sich die Mannschaft nur auf einer Position: Ruslan Ponomarjow, der vor zwei Jahren mit 4 aus 8 das schlechteste Resultat holte, hat sich nach dem gerade beendeten Turnier in Sofia (wo er glücklos agierte) eine Pause verordnet. Seinen Platz eingenommen hat Sachar Jefimenko (in der deutschen Bundesliga bekannt als Schütze des Meisterschaftstors für Werder gegen Waganjan im Stichkampf gegen Porz vor einem Jahr).

Nicht für Gold, aber vielleicht für Silber und sicher für Bronze kommen eine Reihe von Mannschaften in Frage. Vor allem die sowohl 2002 in Bled als auch 2004 in Calvia mit Bronze dekorierten Armenier mit ihrem Spitzenmann, dem grandiosen Lewon Aronjan, der für die Olympiade und die gemeinsame Vorbereitung mit dem Team die sehr, sehr lukrative Einladung nach Sofia hat sausen lassen. Die Amerikaner, zu denen Gata Kamsky direkt von seinem ausgezeichneten zweiten Platz in Sofia stößt. Natürlich die Israelis, auch wenn sie sich bei Mannschaftsturnieren oft etwas unter Wert schlagen. Dass mit den (nach Elo sicher unterbewerteten) Chinesen zu rechnen ist, haben sie mit ihrem Fast-Sieg bei der Mannschafts-WM voriges Jahr gezeigt. Vielleicht sind die Franzosen ein Kandidat, auch wenn ihr Spitzenmann Bacrot zuletzt in Morelia/Linares und Sofia auf unter 2700 zurechtgestutzt wurde.

Eher nicht tippen würde ich, obwohl in der Setzliste sogar an zwei geführt, auf die Inder (und das 1:3 gegen Marokko, die Sensation der ersten Runde, spricht ja auch gegen sie). Anand hat in Sofia enttäuscht, Sasikiran kürzlich in Sarajewo. Und die drei hinteren Leute der Mannschaft fallen deutlich ab. Sicher keine Medaillenchance haben die Silbermedaillisten von Bled aus Ungarn: Weil die zum zweiten Mal Mutter werdende Judit Polgar verhindert ist, hat auch Peter Leko abgesagt. Den Bulgaren fehlt Topalow, um Medaillenanwärter zu sein. Georgien hätte gute Chancen, wenn nicht Asmaiparaschwili und Isoria fehlten. England hat ohne McShane, Hodgson und Wells keine Perspektive nach oben.

Bei den Damen wird nach Punkten China gewinnen oder vielleicht Russland. Welches Team die Fotowertung gewinnt, steht auf einem anderen Blatt (scrollen Sie hier weit genug nach unten). 142 Nationen habe ich bei den Herren gezählt. Fast ein Dutzend mehr als 2002 in Bled und damit Rekord. Die beste Aufbereitung der Ergebnisse der Schacholympiade findet man, nein nicht auf der offiziellen Website, sondern auf dem Schachserver der Wiener Zeitung (wo sonst?).

Wer sich (weil die Übertragungen nicht funktionieren, aber tun sie das je vom ersten Tag an bei einer Schacholympiade?) nach Turin begeben will, sollte gar nicht erst auf Informationen der Organisatoren hoffen oder warten. Wenn sie überhaupt antworten, dann nach Tagen. Sie verweisen an ein offizielles Reisebüro, das für das elendigste Zimmer 80 Euro die Nacht verlangt (für weniger als die Hälfte habe ich eine ganze Wohnung gefunden - und nicht etwa wochenweise sondern bei vier Tagen Mietdauer).

Für meinen Artikel über die FIDE-Wahl, der am Dienstag in der Frankfurter Allgemeinen erscheint, habe ich seit Samstag vergeblich versucht, einen Sprecher der Organisatoren zu kriegen. Eine meiner E-Mails hat wenigstens der in der Organisation aushelfende kroatische Großmeister Miso Cebalo gesehen und mich kurz vor meinem Liefertermin angerufen. Nein, von den Italiener sei keiner da, und ob sich die FIDE-Granden bisher korrekt zu den Organisatoren verhalten (vor zwei Jahren in Calvia leider nicht), wisse er auch nicht. Aber Cebalo konnte mir schildern, dass in der Spielhalle ein gewaltiger Stand für Iljumschinows Wiederwahl wirbt. Dagegen nehme sich die Präsenz von Kok äußerst bescheiden aus.

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