Nicht versumpfen

Fast täglich widmet Kasparow ein, zwei Stunden dem Schach. "Partien durchsehen, analysieren, Schachnachrichten lesen - das hilft mir, meinen Kopf frisch zu halten." Er wolle nämlich nicht in seinen politischen Schlachten versumpfen, erklärte er mir, als ich ihn während seines kürzlichen Wien-Aufenthalts interviewte. Obwohl ihn die Oppositionsarbeit gegen Putin im Vorfeld des St. Petersburger G8-Gipfels im Juli besonders auf Trab hält, darf man davon ausgehen, dass Kasparow die Schacholympiade in Turin genau verfolgt.

Für die FIDE-Wahl prognostizierte er einen knappen Sieg Iljumschinows. Der bessere Kandidat sei aber Kok. Als ihn der Herausforderer vor einigen Monaten anrief, habe er ihm Glück gewünscht, aber auch klar gemacht, "dass ich mich, solange ich gegen Putin kämpfe, nicht im Schach engagieren kann. Das wäre nicht fair gegenüber meinen Anhängern in Russland, die mich dort brauchen."

Ich fragte Kasparow, ob er Parallelen sah zur FIDE-Wahl vor zwanzig Jahren, als er sich gegen Iljumschinows Vorgänger Campomanes engagierte. "1986 wurde die Opposition gegen Campomanes von den Großmeistern angeführt. Heute ist es umgekehrt. Die meisten Großmeister scheinen für Iljumschinow zu sein. Wie viele Topleute unterstützen offen Kok? Vielleicht sind einige kritisch gegenüber Iljumschinow, aber sie sagen es nicht. Ihnen ist egal, wo er das Geld auftreibt, Hauptsache, das Geld ist da. Aus Sicht der Profis kann ich verstehen, dass sie keinen Wechsel wollen. Bei den Schachverbänden hat Kok mehr Unterstützung. Aus der FIDE kommt viel mehr Kritik an Iljumschinow als 1986 an Campomanes."

Auf das WM-Match zwischen Topalow und Kramnik angesprochen sagte Kasparow, die Weltmeisterfrage sei für ihn nach Topalows überzeugendem Sieg bei der FIDE-WM in San Luis geklärt gewesen. Der Vereinigungstitelkampf überzeugt ihn nicht: "Wahrscheinlich sollte man die Vereinigung des Titels nicht kritisieren, aber zugleich fragt man sich, wo Kramniks Berechtigung liegt. Sein großes Resultat ist fast sechs Jahre her. Nun wird er an Anand und den anderen vorbeigewinkt. Dieses Match wird nicht alle Probleme aus der Welt schaffen. Wenn ich zu entscheiden hätte, wie die WM ausgetragen wird, hätte ich einen Wettkampf zwischen Topalow und Anand organisiert. Das sind die beiden Stärksten, das wäre das spannendere Match."

Wir sprachen noch über Kramnik, über den Nutzen des Schachs für seine politische Arbeit und über sein im August bevorstehendes erstes Turnier, seit er seine Profikarriere beendet hat. Das volle Interview und eine subjektive Chronik von Kasparows Wien-Aufenthalt erscheinen in der Juni-Ausgabe von Schach.

PS: Schachblogger ist nach einigen Tagen Urlaub an norditalienischen Seen und Bergen (ohne Internetcafes) in Turin eingetroffen. Sorry wegen der vielen eintraglosen Tage...

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