Krise, welche Krise?

"Bundesliga am Scheideweg" heißt es irreführend auf der Website der höchsten deutschen Spielklasse vor der am Wochenende anstehenden Kasseler Tagung der Liga. Acht Thesen von Gerald Hertneck sind nachzulesen, in denen die Vereine warnt, den größten Fehler in der Geschichte der Liga zu begehen. Weil die Einwände des Münchner Großmeisters kaum die behauptete Berechtigung haben und vor allem, weil sie den Vereinen bereits bekannt waren, hätte ich - und ich war mal Redakteur der Website - sie nicht auf dieser Seite veröffentlicht.

Nun ist der Eindruck entstanden, dass die Liga geteilter Meinung über ihre Zukunft ist. Dass sich ein Graben zwischen jenen Vereinen zieht, die die Eigenständigkeit vom Deutschen Schachbund (DSB) wünschen, und jenen, die alles beim Alten belassen wollen. Umstritten ist aber nicht, dass die Liga ihre Geschicke selbst in die Hand nehmen will, sondern nur noch der konkrete Fahrplan dorthin.

Wofür soll die Eigenständigkeit der Bundesliga dienen? Sie würde der stärksten Schachliga der Welt erlauben, sich als Ganzes zu vermarkten. Aber auch die Spieltermine selbst festzulegen. Den Einsatz aus dem Ausland anreisender Spieler (den der DSB aus Angst vor einer Klage aufrecht erhält) auf ein der Entwicklung der Vereine und des deutschen Schachs nützliches Maß einzugrenzen. Oder andere vernünftige Änderungen an der Spielordnung (Zeitmodus mit 30-Sekunden-Bonus, der das in der letzten Saison verstärkt aufgetretene Über-die-Zeit-Heben verhindert, verhältnismäßige Sanktion gegen von Spielern mitgeführte und irrtümlich eingeschaltete Mobiltelefone...) einzuführen.

Die obersten Ligen in Österreich, der Schweiz, Frankreich oder der Niederlande werden von den betreffenden Verbänden gemanagt und haben nicht einmal eine eigene Plattform im Internet. Dagegen ist die britische "Four Nations Chess League" unabhängig und kommuniziert und vermarktet sich selbst - allerdings mit begrenztem Erfolg.

Die deutsche Bundesliga bewegt sich zwischen Verbands- und Eigenbestimmung. Der DSB hat auch signalisiert, dass er sich mittlerweile mit der Eigenständigkeit anfreunden kann. Was die Sache kompliziert macht, ist, dass der Ligasprecher Christian Zickelbein erst alle durch die Eigenständigkeit entstehenden Fragen mit dem DSB geklärt haben will, bevor der Bundesliga e.V. tatsächlich gegründet wird. Und so steht in Kassel nicht etwa eine Grundsatzentscheidung Eigenständigkeit oder nicht (der wurde von den Vereinen bereits ohne Gegenstimme zugestimmt) an sondern nur eine Aussprache über Detailprobleme und Satzungsentwurf sowie ein Votum, in dem Zickelbein freie Hand zur Verhandlung mit dem DSB kriegen will.

Was es noch komplizierter erscheinen lässt, ist, dass bereits ein GmbH-Entwurf vorliegt für eine zu gründende Firma. Hertneck weist - und in diesem einen Punkt zurecht - auf die Gründungs- und laufenden Kosten einer GmbH hin (auch wenn er sie zu hoch ansetzt). Denn den Punkt, an dem die Rechtsform des eingetragenen Vereins nicht ausreicht, die Verträge zu schließen, hat die Schachbundesliga nicht erreicht. Und zwar längst nicht erreicht. Wenn es die Situation aber eines Tages erfordert, macht es Sinn, den Gesellschaftervertrag fertig aus der Schublade ziehen und durch eine E-Mail-Abstimmung der Vereinsmitglieder beschließen zu können.

So bezeichnen Hertnecks Thesen am Ende weniger Uneinigkeit der Liga, als dass die Diskussion nicht dann einsetzt, wenn alles auf dem Tisch liegt (den Fahrplan zur Eigenständigkeit kennen die Vereine seit einem Jahr, die Satzungsentwürfe seit mehreren Monaten) sondern erst, wenn vermeintlich Entscheidungen anstehen.

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