Kramniks Held
Da die Zahl der absolvierten Runden in Dortmund lange über der Zahl der entschiedenen Partien lag, hatte ich wenig Lust, die Remisseuche und die hier bereits kritisierte verfehlte Einladungspolitik des Turniers in einer Meldung für die Frankfurter Allgemeine zu beleuchten. Dann vereinbarte ich mit der Redaktion lieber einen Nachbericht unter besonderer Berücksichtigung des Rekonvaleszenten Kramnik, der ja in sieben Wochen einen WM-Kampf spielen wird. Ein schöner Zufall, dass der dann die letzten zwei Partien gewann und nach Feinwertung vor Swidler zum Sieger ernannt wurde.
Ärgerlich nur, dass ich die Zitate für mein an diesem Dienstag in der FAZ erschienenes Stück (sorry, nicht online) aus zweiter Hand von Manager Carsten Hensel nehmen musste, weil Kramnik das vor Tagen für nach dem Turnier angefragte kurze Telefoninterview platzen ließ. Die Journalisten, die in Dortmund gewesen seien, hätten Vorrang, entschuldigte Hensel (nur ist leider bisher nirgends etwas Brauchbares von diesen Reportern zu lesen). Und die Lokalmedienvertreter, die an diesem Dienstag zu einer Pressekonferenz nach Essen kommen.
Dort wirbt Kramnik nämlich weltexklusiv für den „World Chess Challenge“, wohinter sich freilich nur ein Schaukämpfchen, nein nicht gegen Fritzchen, sondern gegen einen dicken, hochgetunten "Deep Fritz", aber eben nicht gegen einen der letzten Computerweltmeister oder gegen Donningers Supermaschine Hydra verbirgt. Das beste, was Kramnik tun kann, um dem Ende November in der Bundeskunsthalle in Bonn anstehenden Schaukämpfchen Nachrichtenwert zu geben, wäre freilich ein WM-Sieg gegen Topalow.
So schlecht wie laut Papierform (Weltranglistenvierter gegen Weltranglistenerster) sind Kramniks WM-Chancen nicht. Nicht nur weil er seine Athritis und seine Form wieder im Griff hat und nach seinen Ergebnissen in Turin und Dortmund nur noch knapp hinter der Nummer zwei, Anand, steht, sondern auch dank seiner im Vergleich mit Topalow ungleich größeren Matcherfahrung und dank seines mutmaßlich sehr starken Sekundantenteams (die Namen werden derzeit noch geheim gehalten).
Technisches Fadschach, wie es Kramnik in Dortmund mit Ausnahme der Partien gegen Naiditsch und Dschobava (für die korrekte Schreibweise danke ich dem Luchtverfrisser) lieferte, lassen die bisherigen Begegnungen der zwei nicht erwarten. 2003 gelang Kramnik gegen Topalow in Monte Carlo die beste Blindpartie, die ich kenne (s.u.). Einige Spiele gegen den Bulgaren zählen zu den Glanzpunkten von Kramniks 2001 erschienener Partiensammlung. Im Interview mit dem spanischen Journalisten Michael Rahal nannte er Topalow kürzlich „den Haupthelden meines Buchs“.
Also hoffen wir das Beste von dem am 22.September in Elista beginnenden Match. Wenn sich nun noch ein paar läppische Hundert Euro für die Kosten aufstellen lassen, werden Egon Brestian, Ilja Balinow und ich bei zwei Liveübertragungen von der WM die Höhepunkte in Wien präsentieren.
Kramnik – Topalow
Monte Carlo 2003, Blindpartie
1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sc6 5.Sc3 d6 6.Le3 Sf6 7.f4 a6 8.Df3 Dc7 9.0-0-0 Ld7 10.Sb3 Tc8 11.Kb1 b5 12.Ld3 Sb4 13.g4 Lc6 14.g5 Sd7 15.Df2 g6 16.Thf1 Lg7 17.f5 Se5 18.Lb6 Dd7 19.Le2 Db7 20.Sa5 Db8 21.f6 Lf8 22.a3 Sxc2 23.Kxc2 Lxe4+ 24.Kb3 La8 25.La7 Dc7 26.Db6 Dxb6 27.Lxb6 h6 28.Sxb5 Kd7 29.Ld4 Ld5+ 30.Ka4 axb5+ 31.Lxb5+ Lc6 32.Lxe5 Lxb5+ 33.Kxb5 Tc5+ 34.Kb6 Txe5 35.Tc1 Txa5 36.Tc7+ Kd8 37.Tfc1 Tc5 38.T1xc5 dxc5 39.Kc6 1-0
Ärgerlich nur, dass ich die Zitate für mein an diesem Dienstag in der FAZ erschienenes Stück (sorry, nicht online) aus zweiter Hand von Manager Carsten Hensel nehmen musste, weil Kramnik das vor Tagen für nach dem Turnier angefragte kurze Telefoninterview platzen ließ. Die Journalisten, die in Dortmund gewesen seien, hätten Vorrang, entschuldigte Hensel (nur ist leider bisher nirgends etwas Brauchbares von diesen Reportern zu lesen). Und die Lokalmedienvertreter, die an diesem Dienstag zu einer Pressekonferenz nach Essen kommen.
Dort wirbt Kramnik nämlich weltexklusiv für den „World Chess Challenge“, wohinter sich freilich nur ein Schaukämpfchen, nein nicht gegen Fritzchen, sondern gegen einen dicken, hochgetunten "Deep Fritz", aber eben nicht gegen einen der letzten Computerweltmeister oder gegen Donningers Supermaschine Hydra verbirgt. Das beste, was Kramnik tun kann, um dem Ende November in der Bundeskunsthalle in Bonn anstehenden Schaukämpfchen Nachrichtenwert zu geben, wäre freilich ein WM-Sieg gegen Topalow.
So schlecht wie laut Papierform (Weltranglistenvierter gegen Weltranglistenerster) sind Kramniks WM-Chancen nicht. Nicht nur weil er seine Athritis und seine Form wieder im Griff hat und nach seinen Ergebnissen in Turin und Dortmund nur noch knapp hinter der Nummer zwei, Anand, steht, sondern auch dank seiner im Vergleich mit Topalow ungleich größeren Matcherfahrung und dank seines mutmaßlich sehr starken Sekundantenteams (die Namen werden derzeit noch geheim gehalten).
Technisches Fadschach, wie es Kramnik in Dortmund mit Ausnahme der Partien gegen Naiditsch und Dschobava (für die korrekte Schreibweise danke ich dem Luchtverfrisser) lieferte, lassen die bisherigen Begegnungen der zwei nicht erwarten. 2003 gelang Kramnik gegen Topalow in Monte Carlo die beste Blindpartie, die ich kenne (s.u.). Einige Spiele gegen den Bulgaren zählen zu den Glanzpunkten von Kramniks 2001 erschienener Partiensammlung. Im Interview mit dem spanischen Journalisten Michael Rahal nannte er Topalow kürzlich „den Haupthelden meines Buchs“.
Also hoffen wir das Beste von dem am 22.September in Elista beginnenden Match. Wenn sich nun noch ein paar läppische Hundert Euro für die Kosten aufstellen lassen, werden Egon Brestian, Ilja Balinow und ich bei zwei Liveübertragungen von der WM die Höhepunkte in Wien präsentieren.
Kramnik – Topalow
Monte Carlo 2003, Blindpartie
1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sc6 5.Sc3 d6 6.Le3 Sf6 7.f4 a6 8.Df3 Dc7 9.0-0-0 Ld7 10.Sb3 Tc8 11.Kb1 b5 12.Ld3 Sb4 13.g4 Lc6 14.g5 Sd7 15.Df2 g6 16.Thf1 Lg7 17.f5 Se5 18.Lb6 Dd7 19.Le2 Db7 20.Sa5 Db8 21.f6 Lf8 22.a3 Sxc2 23.Kxc2 Lxe4+ 24.Kb3 La8 25.La7 Dc7 26.Db6 Dxb6 27.Lxb6 h6 28.Sxb5 Kd7 29.Ld4 Ld5+ 30.Ka4 axb5+ 31.Lxb5+ Lc6 32.Lxe5 Lxb5+ 33.Kxb5 Tc5+ 34.Kb6 Txe5 35.Tc1 Txa5 36.Tc7+ Kd8 37.Tfc1 Tc5 38.T1xc5 dxc5 39.Kc6 1-0
schachblogger - 8. Aug, 10:51