Spreek je Nederlands?

Das Magazin „New in Chess“ entstand 1984 auf den Fundamenten einer anderen Zeitschrift namens „Schaakbulletin“. Wim Andriessen hatte es herausgegeben, und Großmeister des Schachfeuilletons wie Jan Hein Donner, Hans Ree, Tim Krabbé und Max Pam hatten es gefüllt. Andriessen sah eine Gelegenheit für ein internationales Magazin und tat sich zu diesem Zweck mit Jan Timman zusammen, der damals nicht nur zur Weltspitze zählte sondern auch als Schachautor und -kolumnist einige Erfolge gebucht hatte. „New in Chess“ erschien zunächst sowohl in einer niederländischen als auch einer englischen Ausgabe. Nach gut einem Jahr war nicht mehr zu übersehen, dass sich zwei Ausgaben nicht rechneten. Die Niederländer sprachen gut englisch, sollten sie doch die internationale Ausgabe kaufen. In den nächsten Jahren wichen die Schachfeuilletons in „New in Chess“ immer mehr an den Rand. Und so mancher trauerte dem „Schaakbulletin“ nach.

Nun liegt „Matten“ vor, eine schachliterarische Zeitschrift aus dem Hause „New in Chess“ (für das ich zwei Übersetzungen gemacht habe, also nicht unabhängig bin). Dem alten „Schaakbulletin“ eifert „Matten“ nicht nach sondern eher literarischen Sportzeitschriften wie „Hard Gras“ (Fußball), "Zwart Ijs" (Eislaufen) oder "De Muur" (Radrennen), die in der Niederlande wunderbar gedeihen. Zweimal jährlich soll der 128 Seiten starke Band mit dem programmatischen Untertitel „Schaakverhalen“, Schachgeschichten, erscheinen. Sicher keine Goldmine, eher ein Liebhaberobjekt für den kleinen Markt derer, die Nederlands spreken. Und man kann Andriessens Nachfolger als Verleger, Allard Hoogland, nur wünschen, dass es sich halbwegs rechnet.

In der ersten Ausgabe gräbt „New in Chess“-Redakteur Dirk Jan ten Geuzendam Erinnerungen an das Weltcupturnier 1991 in Reykjavik aus, wie leicht es war, ein Date mit Björk zu kriegen, wie Isländer mit Alkohol umgehen und dergleichen mehr, was es damals nicht in das Magazin brachte. Jen Shahade berichtet von der emotionalen Achterbahnfahrt, die auf die Veröffentlichung ihres Buches über Frauenschach „Chess Bitch“ folgte. Genna Sosonko hat Arnfried Pagel in Berlin besucht, den früher in der Niederlande lebenden deutschen Betonunternehmer, der, um es den Kleingeistern in seinem örtlichen Schachverein zu zeigen, selbst einen Klub gründete, der der Beste des Landes werden sollte und zu diesem Behufe von der untersten Klasse an Großmeister aus den USA einfliegen ließ und just in dem Moment bankrott ging, als seine Truppe soweit war, um den Titel zu spielen. Auch eine Ehrenrettung des von Donner publizistisch beerdigten Lodewijk Prins wird versucht. Alles lesenswert, wenn auch hier und da zu lang und leider auch etwas zu anekdotenhaft geraten.

Richtig ärgerlich ist nur ein Stück. Das hat Claus Spahn beigetragen, der pensionierte Kulturredakteur des WDR, der die offiziell routiniert gelobten, aber in Wahrheit peinlichen und entsetzlich altmodischen Schachsendungen mit Helmut Pfleger verantwortet hat. Der Selbstdarsteller macht sich einmal mehr selbst größer, als er war. Spahns Stück handelt vordergründig von seinen Erlebnissen mit Kasparow, aber eigentlich geht es Spahn darum, herauszustreichen, dass es seiner eigenen Initiative und Ideen zu verdanken sei, dass die PCA-WM 1995 in Köln stattfinden sollte. Die kurzfristige Verlegung des Matches nach New York schreibt er allein dem Egoismus von Kasparow zu. Bob Rice, den Direktor der PCA und sicher keine Marionette Kasparows, erwähnt Spahn mit keiner Silbe. Dabei war es Rice, der die Verlegung durchdrückte, um seinen persönlichen finanziellen Schnitt machen zu können.

Spahn behauptet, Kasparow habe mit der Verlegung Intel letztlich so vergrault, dass sich der Chiphersteller vom Schachsponsoring zurückzog. Einen Beleg für diese gewagte These liefert er nicht, sondern verweist auf ein vertrauliches Gespräch, das er mit dem Europachef von Intel geführt habe und von dem er genau einen Satz wiedergibt: „Wir konnten Herrn Kasparow doch nicht zwingen, nach Köln zu kommen.“ Dieses Erlebnis mit Kasparow sei aber die einzige Enttäuschung gewesen, die er „in meiner journalistischen Arbeit mit Schachspielern aus der ganzen Welt“ erlebt habe. Von der Enttäuschung derer, die sich das über Jahre ansahen oder auch nicht mehr ansehen konnten, schweigt Spahn natürlich. Ich habe das Konzept von „Matten“ anders verstanden, nämlich dass seine Autoren keine Märchen erzählen (sollen).

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