Sebi und der Hausmeister
Als am 31.August im italienischen Bratto seine GM-Norm feststand, haben viele, ich einschließlich, gemeldet, dass Sebastian Siebrecht Großmeister wird. In der Oktoberausgabe der Zeitschrift Schach kam der 2,02-Meter-Mann daraufhin ausführlich zu Wort. Doch unter den Ernennungen kürzlich beim FIDE-Kongress im türkischen Antalya fehlt der Name des Esseners, den Patzer und Freunde Sebi nennen.
Die Titelkommission hat Siebrechts Antrag gar nicht verhandelt, weil Christian Krause, der Elo- und Normenbeauftragte des Deutschen Schachbunds, ihn aus der Ferne zurückzog. Krause, der gerade beim Open in Bad Wiessee schiedsrichterte, hatte mit jemand aus der Titelkommission in Antalya telefoniert oder gemailt und daraufhin beschlossen, dass eine der drei Normen Siebrechts wahrscheinlich abgelehnt würde. Pikant daran: Krause hatte die Bestätigung dieser Norm Siebrecht selbst ausgestellt, denn er hatte das Bad Wörishofener Turnier 2005 geleitet.
Wie kann es sein, dass man mit einer Eloleistung von 2645, mit 7,5 aus 9 erzielt gegen drei Großmeister, drei weitere Titelträger, insgesamt fünf Nationalitäten die Norm verpasst? Was Krause damals übersah, ist eine Klausel, die einen minimalen Eloschnitt von 2381 für das Erfüllen von Normen vorsieht (wobei zwei Spieler unter 2250 für die Berechnung auf diese Zahl angehoben werden). Und der Eloschnitt von Siebrechts Gegnern war im März 2005 um neun Punkte darunter gelegen. Ein am 23.Oktober unter dem Namen „Vadux“ hinterlegter Kommentar auf Entwicklungsvorsprung alarmierte ihn, dass sein Titelantrag scheitern könnte (übrigens soll auch eine Norm von Stefan Bromberger, die ebenfalls Krause bereits bestätigt hat, durch die gleiche Klausel bedroht sein).
Statt sich dafür einzusetzen - und Krauses Wort hat Gewicht in der Titelkommission - dass für Siebrecht ausgleichende Faktoren (fünfmal GM-Norm um einen halben Punkt verpasst, eine Norm klar übererfüllt) berücksichtigt werden, hat der Münchner Schiedsrichter ein merkwürdiges Psychospiel begonnen. Vor Beginn des Opens in Bad Wiessee wünschte er Siebrecht Glück und meint im Kampf um eine Ersatznorm. Nach einem frühen Remis gegen einen deutlich schwächeren Gegner, stichelte er, das sei aber nicht vorgesehen. Bald diskutierten die beiden jeden Tag, auch während der Runde, über die Norm. Krause brachte ins Spiel, dass die FIDE aus komplizierten schachpolitischen Gründen einen ebenfalls auf einer Wackelnorm beruhenden Antrag eines Mexikaners zurückweisen wollte. Vielleicht zum ersten Mal verging Siebrecht die Lust am Schach.
Ein anderer guter Bekannter, Rainer Polzin, hat den Titel in Antalya bekommen. Weil eine seiner Normen aus weniger als neun Runden, aber um entsprechend viele Punkte übererfüllt war, hatte sich Polzin gedanklich darauf eingestellt, dass seine Ernennung umstritten sein könnte und dem Deutschen Schachbund vorab garantiert, die gegebenenfalls verfallenden 400 Euro zu tragen.
Vielleicht hätte das auch Siebrecht tun sollen. Nun kann er nur darauf setzen, dass Krause mehr Rückgrat zeigt, wenn die Titelkommission das nächste Mal tagt, auf dass ihn die Szene nicht fortan Hausmeister Krause nennt. Oder dass Caissa Siebrecht bei einem seiner nächsten Turniere wieder so lacht wie am Wochenende, als er erstmals seinen bisherigen Angstgegner, den Schachblogger, in der Bundesliga verprügelt hat.
Die Titelkommission hat Siebrechts Antrag gar nicht verhandelt, weil Christian Krause, der Elo- und Normenbeauftragte des Deutschen Schachbunds, ihn aus der Ferne zurückzog. Krause, der gerade beim Open in Bad Wiessee schiedsrichterte, hatte mit jemand aus der Titelkommission in Antalya telefoniert oder gemailt und daraufhin beschlossen, dass eine der drei Normen Siebrechts wahrscheinlich abgelehnt würde. Pikant daran: Krause hatte die Bestätigung dieser Norm Siebrecht selbst ausgestellt, denn er hatte das Bad Wörishofener Turnier 2005 geleitet.
Wie kann es sein, dass man mit einer Eloleistung von 2645, mit 7,5 aus 9 erzielt gegen drei Großmeister, drei weitere Titelträger, insgesamt fünf Nationalitäten die Norm verpasst? Was Krause damals übersah, ist eine Klausel, die einen minimalen Eloschnitt von 2381 für das Erfüllen von Normen vorsieht (wobei zwei Spieler unter 2250 für die Berechnung auf diese Zahl angehoben werden). Und der Eloschnitt von Siebrechts Gegnern war im März 2005 um neun Punkte darunter gelegen. Ein am 23.Oktober unter dem Namen „Vadux“ hinterlegter Kommentar auf Entwicklungsvorsprung alarmierte ihn, dass sein Titelantrag scheitern könnte (übrigens soll auch eine Norm von Stefan Bromberger, die ebenfalls Krause bereits bestätigt hat, durch die gleiche Klausel bedroht sein).
Statt sich dafür einzusetzen - und Krauses Wort hat Gewicht in der Titelkommission - dass für Siebrecht ausgleichende Faktoren (fünfmal GM-Norm um einen halben Punkt verpasst, eine Norm klar übererfüllt) berücksichtigt werden, hat der Münchner Schiedsrichter ein merkwürdiges Psychospiel begonnen. Vor Beginn des Opens in Bad Wiessee wünschte er Siebrecht Glück und meint im Kampf um eine Ersatznorm. Nach einem frühen Remis gegen einen deutlich schwächeren Gegner, stichelte er, das sei aber nicht vorgesehen. Bald diskutierten die beiden jeden Tag, auch während der Runde, über die Norm. Krause brachte ins Spiel, dass die FIDE aus komplizierten schachpolitischen Gründen einen ebenfalls auf einer Wackelnorm beruhenden Antrag eines Mexikaners zurückweisen wollte. Vielleicht zum ersten Mal verging Siebrecht die Lust am Schach.
Ein anderer guter Bekannter, Rainer Polzin, hat den Titel in Antalya bekommen. Weil eine seiner Normen aus weniger als neun Runden, aber um entsprechend viele Punkte übererfüllt war, hatte sich Polzin gedanklich darauf eingestellt, dass seine Ernennung umstritten sein könnte und dem Deutschen Schachbund vorab garantiert, die gegebenenfalls verfallenden 400 Euro zu tragen.
Vielleicht hätte das auch Siebrecht tun sollen. Nun kann er nur darauf setzen, dass Krause mehr Rückgrat zeigt, wenn die Titelkommission das nächste Mal tagt, auf dass ihn die Szene nicht fortan Hausmeister Krause nennt. Oder dass Caissa Siebrecht bei einem seiner nächsten Turniere wieder so lacht wie am Wochenende, als er erstmals seinen bisherigen Angstgegner, den Schachblogger, in der Bundesliga verprügelt hat.
schachblogger - 27. Nov, 16:35