Onlinepoker vor dem Matt?
Jonathan Schaeffer ist ein Spieler. Und er will die Nummer eins sein. Wenige Wissenschaftler verstehen dies mit ihrer Forschung in Einklang zu bringen wie der 51jährige Kanadier. Mitte der Achtziger war Schaeffer nicht nur ein starker Turnierspieler mit etwa 2200-Stärke, sondern auch einer der führenden Schachprogrammierer der Welt. Als IBM Ende der Achtziger das Deep Blue-Projekt aus der Taufe hob, wandte sich Schaeffer vom Computerschach ab. Er wusste, dass er bei solcher Konkurrenz nicht mehr die Nummer eins werden konnte.
Also widmete er sich dem Damespiel. 1994 wurde sein Programm Chinook zum Sieger eines Matches gegen den führenden 8x8-Damespieler Marion Tinsley erklärt, als der sich wegen eines fortgeschrittenen Krebsleidens zurückzog. Allen anderen Spielern war Chinook hoch überlegen. Schaeffer sprach zwar davon, ein 10x10-Dameprogramm herauszubringen, doch Ruhm war damit keiner zu ernten und es wurde nie etwas daraus. Nun gilt der Computer dem Menschen im Damespiel zu Unrecht als überlegen.
Schaeffer setzte, lange bevor der Onlinepokerboom begonnen hatte, auf Texas Hold´Em. Die Wahrscheinlichkeiten richtig auszurechnen, war nicht das Problem, sondern vernünftig und nicht zu berechenbar Einsätze zu tätigen und im Spiel der Gegner Regelmäßigkeiten zu entdecken. Als ich Schaeffer 1997 am Rande von Kasparows Desastermatch gegen Deep Blue für c´t interviewte, rechnete Schaeffer damit, binnen vielleicht drei, höchstens aber fünf Jahren die führenden Pokerspieler der Welt zu schlagen.
Es hat etwas länger gedauert. Bei einem Schaukampf Ende voriger Woche auf einer Glückspielmesse in Las Vegas hat Polaris, das von einem Team um Matthew Billings und Jonathan Schaeffer geschriebene Pokerprogramm, eine Mannschaft bekannter Pokerprofis mit 3,5:2,5 geschlagen. Polaris trat jeweils in zwei parallelen, aber räumlich getrennten Matches gegen zwei Profis an. Um den Glücksfaktor auszuschalten, bekam Polaris in der Parallelsitzung genau die Karten des Profis und umgekehrt. Knappe Ausgänge wurden als Remis gewertet. Am Ende hatte Polaris drei der sechs Matches gewonnen, die Profis zwei. Während des Matches haben Schaeffers Mitarbeiter fleißig einen Blog gefüllt.
Schon jetzt verwenden Onlinepokerprofis alle mögliche Software, die ihnen Informationen über ihr eigenes Spiel und das ihrer Gegner gibt, oder um die Gewinnwahrscheinlichkeit ihrer Aufnahmekarten zu berechnen. Kommt nun ein extrem spielstarkes Programm wie Polaris auf den Markt, wird sich die Waagschale im Onlinepoker weiter zugunsten dener heben, die den Computer einzusetzen verstehen. Es ist aber auch damit zu rechnen, dass sich das herumspricht, und viele das Interesse am Zocken verlieren.
Deep Blues Sieg mag dem Image des Schachs geschadet haben. Der Sieg von Polaris könnte das ja für seinen Boom aufs Internet angewiesene Poker viel nachhaltiger ändern. Der Boom dürfte vorbei sein.
Also widmete er sich dem Damespiel. 1994 wurde sein Programm Chinook zum Sieger eines Matches gegen den führenden 8x8-Damespieler Marion Tinsley erklärt, als der sich wegen eines fortgeschrittenen Krebsleidens zurückzog. Allen anderen Spielern war Chinook hoch überlegen. Schaeffer sprach zwar davon, ein 10x10-Dameprogramm herauszubringen, doch Ruhm war damit keiner zu ernten und es wurde nie etwas daraus. Nun gilt der Computer dem Menschen im Damespiel zu Unrecht als überlegen.
Schaeffer setzte, lange bevor der Onlinepokerboom begonnen hatte, auf Texas Hold´Em. Die Wahrscheinlichkeiten richtig auszurechnen, war nicht das Problem, sondern vernünftig und nicht zu berechenbar Einsätze zu tätigen und im Spiel der Gegner Regelmäßigkeiten zu entdecken. Als ich Schaeffer 1997 am Rande von Kasparows Desastermatch gegen Deep Blue für c´t interviewte, rechnete Schaeffer damit, binnen vielleicht drei, höchstens aber fünf Jahren die führenden Pokerspieler der Welt zu schlagen.
Es hat etwas länger gedauert. Bei einem Schaukampf Ende voriger Woche auf einer Glückspielmesse in Las Vegas hat Polaris, das von einem Team um Matthew Billings und Jonathan Schaeffer geschriebene Pokerprogramm, eine Mannschaft bekannter Pokerprofis mit 3,5:2,5 geschlagen. Polaris trat jeweils in zwei parallelen, aber räumlich getrennten Matches gegen zwei Profis an. Um den Glücksfaktor auszuschalten, bekam Polaris in der Parallelsitzung genau die Karten des Profis und umgekehrt. Knappe Ausgänge wurden als Remis gewertet. Am Ende hatte Polaris drei der sechs Matches gewonnen, die Profis zwei. Während des Matches haben Schaeffers Mitarbeiter fleißig einen Blog gefüllt.
Schon jetzt verwenden Onlinepokerprofis alle mögliche Software, die ihnen Informationen über ihr eigenes Spiel und das ihrer Gegner gibt, oder um die Gewinnwahrscheinlichkeit ihrer Aufnahmekarten zu berechnen. Kommt nun ein extrem spielstarkes Programm wie Polaris auf den Markt, wird sich die Waagschale im Onlinepoker weiter zugunsten dener heben, die den Computer einzusetzen verstehen. Es ist aber auch damit zu rechnen, dass sich das herumspricht, und viele das Interesse am Zocken verlieren.
Deep Blues Sieg mag dem Image des Schachs geschadet haben. Der Sieg von Polaris könnte das ja für seinen Boom aufs Internet angewiesene Poker viel nachhaltiger ändern. Der Boom dürfte vorbei sein.
schachblogger - 8. Jul, 16:34