Letzte Schachrätsel
Die Wissenschaft hat geklärt, warum Männer besser Schach spielen. Nämlich weil sie es mehr tun als Frauen. Auf den ersten Blick ist schwer nachzuvollziehen, auf was man mithilfe von Statistik mitunter so kommen kann. In diesem Fall FIDE-Meister Merim Bilalic, der in Oxford und Tübingen als Psychologe forscht und Schach spielt (Bebenhausen), in Zusammenarbeit mit dem Schweizer IM und seit langem in England forschenden Fernand Gobet aufgrund von Daten und Resultaten des Deutschen Schachbundes und veröffentlicht hier: Proc Roy Soc B 10.1098/rspb.2008.1576. Dass mehr Männer spielen, soll 96 Prozent des Spielstärkeunterschieds erklären. Wissenschaft.de weiss etwas mehr.
Leider fehlt mir der Zugang zur Originalveröffentlichung, in der hoffentlich erklärt ist, warum nur 1,4 Prozent der Großmeister Frauen sind und nur ein Prozent der Top 100 weiblich, obwohl der Anteil spielender Frauen nicht ganz so unterirdisch ist. Meine Erklärung dafür (hier mein Artikel in der Berliner Zeitung) ist, dass Mädchen und Frauen in (mit übrigens nicht wenig Mitteln gepäppelten) Mädchen- und Frauenwettbewerbe gesteckt werden, um dort Erfolge zu sammeln, statt ihr Potenzial gegen stärkstmögliche Gegnerschaft auszureizen.
Leider fehlt mir der Zugang zur Originalveröffentlichung, in der hoffentlich erklärt ist, warum nur 1,4 Prozent der Großmeister Frauen sind und nur ein Prozent der Top 100 weiblich, obwohl der Anteil spielender Frauen nicht ganz so unterirdisch ist. Meine Erklärung dafür (hier mein Artikel in der Berliner Zeitung) ist, dass Mädchen und Frauen in (mit übrigens nicht wenig Mitteln gepäppelten) Mädchen- und Frauenwettbewerbe gesteckt werden, um dort Erfolge zu sammeln, statt ihr Potenzial gegen stärkstmögliche Gegnerschaft auszureizen.
schachblogger - 27. Dez, 12:47
Bilalić, nicht Bilalac
http://journals.royalsociety.org/content/c797g01k587u5747/?p=2aafbf80c2704b7ca3501eb32f5892df&pi=0
Leider habe ich auch keinen Zugang zu den B-Proccedings (weder über HU noch ZBL) - es handelt sich auch nur um deskriptive Statistik, keiner der vier Autoren hat sich bisher mit mathematischen Kenntnissen hervorgetan. Das spricht dafür, dass einer oder mehrere Fehler im angenommenen Modell existieren, etwa eine leichtfertig angenommene Normalverteilung der Spielstärke (wie bei
Experimentalpsychologen leider oft üblich).
Außerdem scheinen nach den mir zugänglichen Informationen die Autoren die Gesamtzahl ohne Altersdifferenzierung zugrundezulegen. Bei einem Geschlechterverhältnis w:m von 7000:113000 kann man unter obigen, zu sehr vereinfachenden Annahmen tatsächlich zu dem genannten Ergebnis kommen, nicht aber, wenn man das Geschlechterverhältnis in den für die Schachentwicklung entscheidenden Jahren zugrunde legt (bei den aktiven bis 16jährigen mit DWZ ist es etwa 1267 zu 9485). Für die Herausbildung der Spitze ist es irrelevant, dass im Seniorenbereich fast nur Männer spielen.
Die Studie scheint mir nach den mir vorliegenden Informationen mit systematischen Fehlern behaftet zu sein, die primär in mangelndem Verständnis für die zugrunde gelegte Mathematik wurzeln. Leider wird oft ohne Sachanalyse die statistische Maschine angeworfen und der Output als Wissenschaft verkauft.