Donnerstag, 4. Dezember 2008

Wie es der Ausrichter gern hätte

Es kommt immer noch besser. War in Dresden in Iljumschinows Pressekonferenz die Rede von einem doppelrundigen Achterturnier, in dem der übernächste WM-Herausforderer ermittelt wird (eine Änderung gegenüber dem Beginn des Grandprixzyklus, mit dem dieser WM-Zyklus begonnen hat), hat der präferierte Ausrichter offenbar inzwischen seine Ideen deponiert. Nun soll es sich der Ausrichter aussuchen dürfen, ob er ein Rundenturnier oder aber kurze Zweikämpfe spielen lässt, wie der heute veröffentlichten Ausschreibung zu entnehmen ist.

Statt einer Million Dollar ist nun auf einmal nur noch ein Mindestpreisfonds von 400 000 Euro gefordert. Verständlich, woher soll man in der Finanzkrise auch so schnell so viel Geld nehmen. Will der Ausrichter auch das praktischerweise gleich mit ausgeschriebene folgende WM-Match mit einem Mindestpreisfonds von einer Million Euro organisieren, will ihm die FIDE Vorrang einräumen.

Die Bewerbung soll auch einige interessante Punkte enthalten wie, wie viel der Veranstalter der FIDE abdrücken will (mindestens 20 Prozent auf Basis des Preisfonds ist eh klar, aber nun ist es nach oben offen gehalten) und an Global Chess (mindestens fünf Prozent des Preisfonds, ebenfalls nach oben offen) bezahlt wird. 100 000 Euro sind zu hinterlegen, weitere 5000 Euro sind zu zahlen, damit die FIDE die Bewerbung prüft.

Beeilen müssen sich Bewerber auch noch. Statt bis 31.Januar, wie hier zunächst gemeldet, gibt es Aufschub bis 4.Februar. Die Bewerbung soll nicht etwa an einen Notar gehen, der bis zur Öffnung der Bewerbungen Stillschweigen wahrt, sondern direkt ans Athener FIDE-Büro. Nur für den Fall, dass der vermutlich fest stehende Liebling einen Mitbewerber hat und eventuell nachlegen müsste. Alles in allem ein sehr vertrauenswürdiger Prozess.

Regeln mit Augenmaß bitte!

Vor ein paar Jahren sorgten einzelne Spieler für Aufmerksamkeit, die auf Turnieren weit über ihren Elozahlen abschnitten. Einige von ihnen wurden beim Einsatz von Taschencomputern oder mit Empfänger im Ohr erwischt. Weil damals auch erste Maßnahmen gegen Doping gesetzt wurden, redete man von Elektrodoping, dessen Unterbindung viel wichtiger wäre. Der Weltschachbund setzte damals eine hilflose, in Wahrheit aber absurde Maßnahme: Wessen Handy im Turniersaal auch nur den leisesten Mucks machte, wurde fortan mit dem Partieverlust bestraft.

Obwohl allgemein klar ist, dass kein Betrüger ein Mobiltelefon (und erst recht kein nicht auf lautlos geschaltetes) einsetzen würde, andererseits aber Erreichbarkeit vor der Partie eine Voraussetzung zur Teilnahme am modernen Leben darstellt, wurde die FIDE-Regelung nicht etwa belächelt und ignoriert sondern von Funktionären beflissentlich nahezu überall umgesetzt. Damals habe ich einer bekannten, viel gelesenen Website angeboten, unentgeltlich ein Plädoyer gegen diesen Unsinn zu verfassen. Darauf wurde mir mitgeteilt, das ständige Handyklingeln beim Schach sei eine Plage, die nur auf diese Weise in den Griff zu kriegen sei.

Wie viele Spieler sind seitdem um ihre gerade begonnene, vielleicht interessant stehende Partie gebracht worden, um kampflos einen Punkt zu verlieren oder einen zu kassieren, den sie zumindest auf diese Weise nicht wollten. Nun droht sich die Zahl der umsonst zum Schach zurück gelegten Wege und entsprechenden Frusterlebnisse zu vervielfachen.

Die FIDE hat in Dresden beschlossen, dass Zuspätkommen von nun an überall, wo eine Turnierpartie gespielt wird, zum Verlust führen soll. Richtig muss es heißen, der FIDE-Vorstand hat es in der Generalversammlung ohne weitere Aussprache diktiert, denn in der Regelkommission ist mehrheitlich gegen die allgemeine Verbindlichkeit der Regel argumentiert worden.

Nationale Verbände aufgepasst: Macht nicht den gleichen Fehler wie beim Klingelverbot! Folgt nicht den Funktionären des Weltverbands, die die Folgen ihrer Züge nicht voraussehen können! Macht Turnierregeln mit Augenmaß!

Nationale Abweichungen von den Laws of Chess sind durchaus erlaubt. Wenn Euch eine Stunde Karenz zu lang ist, was ich verstehe, setzt eine Viertelstunde. Wenn Zuschauer und Fotografen warten, fordert Geldstrafen zugunsten des Jugendschachs. So halten es fast alle niederländischen Turniere übrigens mit dem Handy. Erst Klingelsünder, die eine kleine Geldbuße verweigern, oder Wiederholungssünder verlieren den Punkt.

Was ich tun werde, wenn man ohne wenn und aber bei Partiebeginn am Brett sitzen muss? Ich werde nicht wie das Kaninchen vor der Schlange dasitzen sondern mit Buch oder Zeitung, vielleicht auch mit Kopfhörern oder meinem Essen. Wie das aussieht, wird mir dann egal sein. Ich bin kein Profi, der für Schach lebt, sondern spiele zum Spaß. Die Zeit vor der Partie gehört nicht zum Spiel sondern mir allein.

Anhörung in Wijk aan Zee

Iwantschuk soll im Januar während des Turniers in Wijk aan Zee zu seinem in Dresden verweigerten Dopingtest angehört werden, berichtet Chess Today unter Berufung auf den Ukrainischen Schachverband und zitiert, was Iwantschuk dem russischen Blog sport.ru sagte: "Das scheint alles purer Wahnsinn, aber solche Spektakel passieren in unserer Welt. Ich bin einfach aus Enttäuschung über meine Niederlage gegangen und habe nicht auf einen Mann gehört, den ich das erste Mal in meinem Leben sah und dessen Namen ich bis heute nicht kenne. Sie sehen, was für eine Komödie das war."

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