Tschessmieting
Der Juli ist fast vorbei, war da nicht noch was? Ach richtig: Fanden im Juli nicht die Dortmunder Schachtage statt? Doch, es gibt sie noch. An diesem Samstag beginnen sie, später als in den Vorjahren, um nicht mit der Fußball-WM ins Gehege zu kommen, und weil die Fußballbundesliga erst am 11.August beginnt, die Tour de Dopage aber schon vorbei ist, genau in der Saure-Gurken-Zeit des Mediensports. Warum hört man trotzdem so gut wie nichts vom wichtigsten deutschen Schachevent?
Das hat vor allem drei Gründe. Erstens ist die Öffentlichkeitsarbeit der Schachtage auf die Regionalmedien abgestimmt. Was wohl auch realistisch ist. In Dortmund und Umgebung kommen die Redaktionen um das Ereignis nicht herum. Für die überregionalen Zeitungen, selbst für die Schachseiten im Internet aber fehlt, zumindest im Vorhinein, jeder Nachrichtenwert. Womit wir schon mitten im zweiten Grund sind, der Einladungspolitik. Fest gesetzt für das Turnier sind die von den Dortmunder Schachmanagern und mit den Schachtagen seit langem verbandelten Carsten Hensel und Stefan Koth betreuten und daher an ihrem Marktwert beteiligten Spieler: also Kramnik, Leko und Naiditsch.
Dass der Vorjahressieger Naiditsch als Dortmunder und frischer deutsche Nationalspieler gesetzt ist, steht außer Diskussion. Er wird eine Bereicherung für das Turnier sein. Aber für Kramnik und Leko ist es einfach nicht gut, am gleichen Ort zu spielen. Mit der relativen Ausnahme Linares 2004 war das seit Jahren ein schlechtes Omen für beide. Sowohl die Resultate als auch die Qualität ihres Spiels litt. Und ihr Titelmatch vor knapp zwei Jahren in Brissago hat auch nicht völlig überzeugt. Es wäre gut gewesen, in Dortmund, wo beide seit 1998 (mit Ausnahme des Kandidatenturniers 2002) stets dabei waren, endlich einmal auf einen der beiden zu verzichten.
Am besten hätte man einen Tausch mit dem Schachfestival Biel gemacht. Leko hätte in der Schweiz gespielt und Magnus Carlsen endlich einmal (abgesehen von einem Bundesligawochenende voriges Jahr) in Deutschland. Aber das hätte eine Tradition gebrochen, nämlich dass es Dortmund unter den großen Turnieren am wenigsten ausmacht, die kommenden Leute als letztes zu präsentieren. In diesem Jahr also endlich Lewon Aronjan, nachdem längst durch ist, dass der seit vier Jahren in Deutschland lebender Armenier Weltklasse ist.
Warum lassen sie David Baramidze nicht mitspielen? Der ist Dortmunder und inzwischen sicher so gut wie es Naiditsch war, als er 2003 seine erste Chance im Spitzenturnier bekam. Statt Newcomer wie Nakamura, Mamedjarow oder Navara lädt man übliche Verdächtige ein. Den soliden Michael Adams, der die großen Turniere nie gewinnt, aber trotzdem wieder kommen darf. Den allseits beliebten Peter Swidler, neben dem Rekonvaleszenten Kramnik der derzeit beste Russe. Oder den freundlichen Boris Gelfand. Ein bisschen frischen Wind verspricht Baadur Tschobawa (bin ich der letzte, der Namen aus anderen Schriften der in Deutschland immer noch üblichen Lautschriftregel folgend wiedergibt?), aber als genialer Aufreger ist der Georgier noch nicht aufgefallen.
Sorry, ich jedenfalls habe keine Lust nach Dortmund zu fahren. Zumal, dritter Grund fürs Abdriften in die Gleichgültigkeit, die Schachtage auch schleichend ihren guten Namen geopfert haben: Dortmunder Schachtage hatte einen Klang und das auch international. Stattdessen wird das Ding nun ebenso penetrant wie pseudoenglisch Sparkassen Chess-Meeting genannt (und in keinem überregionalen Medium so häufig wie in der Eigenwerbung des ZEIT-Kolumnisten Helmut Pfleger, der in Dortmund seit Jahrzenten die Partien kommentiert, für Sparkassengeld versteht sich). Bei Sparkassen Chess-Meeting stell ich mir einen Schachtreff für Bankangestellte vor, die sich bei ein paar Partiechen Ablenkung suchen von der Angst, dass ihr Arbeitsplatz abgebaut wird.
Fazit: In Dortmund kriegen einige gereifte Stars bis Sonntag, den 6.August noch einmal die Chance, bei sieben Partiechen ein bisschen Ablenkung zu finden von der Angst, nicht mehr eingeladen werden.
Das hat vor allem drei Gründe. Erstens ist die Öffentlichkeitsarbeit der Schachtage auf die Regionalmedien abgestimmt. Was wohl auch realistisch ist. In Dortmund und Umgebung kommen die Redaktionen um das Ereignis nicht herum. Für die überregionalen Zeitungen, selbst für die Schachseiten im Internet aber fehlt, zumindest im Vorhinein, jeder Nachrichtenwert. Womit wir schon mitten im zweiten Grund sind, der Einladungspolitik. Fest gesetzt für das Turnier sind die von den Dortmunder Schachmanagern und mit den Schachtagen seit langem verbandelten Carsten Hensel und Stefan Koth betreuten und daher an ihrem Marktwert beteiligten Spieler: also Kramnik, Leko und Naiditsch.
Dass der Vorjahressieger Naiditsch als Dortmunder und frischer deutsche Nationalspieler gesetzt ist, steht außer Diskussion. Er wird eine Bereicherung für das Turnier sein. Aber für Kramnik und Leko ist es einfach nicht gut, am gleichen Ort zu spielen. Mit der relativen Ausnahme Linares 2004 war das seit Jahren ein schlechtes Omen für beide. Sowohl die Resultate als auch die Qualität ihres Spiels litt. Und ihr Titelmatch vor knapp zwei Jahren in Brissago hat auch nicht völlig überzeugt. Es wäre gut gewesen, in Dortmund, wo beide seit 1998 (mit Ausnahme des Kandidatenturniers 2002) stets dabei waren, endlich einmal auf einen der beiden zu verzichten.
Am besten hätte man einen Tausch mit dem Schachfestival Biel gemacht. Leko hätte in der Schweiz gespielt und Magnus Carlsen endlich einmal (abgesehen von einem Bundesligawochenende voriges Jahr) in Deutschland. Aber das hätte eine Tradition gebrochen, nämlich dass es Dortmund unter den großen Turnieren am wenigsten ausmacht, die kommenden Leute als letztes zu präsentieren. In diesem Jahr also endlich Lewon Aronjan, nachdem längst durch ist, dass der seit vier Jahren in Deutschland lebender Armenier Weltklasse ist.
Warum lassen sie David Baramidze nicht mitspielen? Der ist Dortmunder und inzwischen sicher so gut wie es Naiditsch war, als er 2003 seine erste Chance im Spitzenturnier bekam. Statt Newcomer wie Nakamura, Mamedjarow oder Navara lädt man übliche Verdächtige ein. Den soliden Michael Adams, der die großen Turniere nie gewinnt, aber trotzdem wieder kommen darf. Den allseits beliebten Peter Swidler, neben dem Rekonvaleszenten Kramnik der derzeit beste Russe. Oder den freundlichen Boris Gelfand. Ein bisschen frischen Wind verspricht Baadur Tschobawa (bin ich der letzte, der Namen aus anderen Schriften der in Deutschland immer noch üblichen Lautschriftregel folgend wiedergibt?), aber als genialer Aufreger ist der Georgier noch nicht aufgefallen.
Sorry, ich jedenfalls habe keine Lust nach Dortmund zu fahren. Zumal, dritter Grund fürs Abdriften in die Gleichgültigkeit, die Schachtage auch schleichend ihren guten Namen geopfert haben: Dortmunder Schachtage hatte einen Klang und das auch international. Stattdessen wird das Ding nun ebenso penetrant wie pseudoenglisch Sparkassen Chess-Meeting genannt (und in keinem überregionalen Medium so häufig wie in der Eigenwerbung des ZEIT-Kolumnisten Helmut Pfleger, der in Dortmund seit Jahrzenten die Partien kommentiert, für Sparkassengeld versteht sich). Bei Sparkassen Chess-Meeting stell ich mir einen Schachtreff für Bankangestellte vor, die sich bei ein paar Partiechen Ablenkung suchen von der Angst, dass ihr Arbeitsplatz abgebaut wird.
Fazit: In Dortmund kriegen einige gereifte Stars bis Sonntag, den 6.August noch einmal die Chance, bei sieben Partiechen ein bisschen Ablenkung zu finden von der Angst, nicht mehr eingeladen werden.
schachblogger - 29. Jul, 12:34
Sponsor Sparkasse
Zugegeben, Sparkassen Chess-Meeting klingt ziemlich albern. Andererseits ist es schön, wenn sich ein Sponsor in einer Randsportart - also beinahe alles außer Fußball - engagiert. Und der will eben genannt werden, elegant klingt das nicht, aber da gilt es wohl, Kompromisse zu machen.
Wenn ich mir ansehe, dass der amtierende Deutsche Wasserball-Meister Cannstadt seine Truppe nicht zusammenhalten kann, weil die Sponsoren im reichen Stuttgart lieber auf Fußball setzen, ist das schon ein wenig tragisch. Die hätten bestimmt gern eine Bausparkasse im Rücken.
Warum gibt es eigentlich in Berlin kein großes Turnier? Naja, immerhin können wir dank unserer Bundesliga-Vereine viele Großmeister bewundern.
Dein Blog gefällt mir übrigens sehr gut!
Es grüßt die Bademeisterin
http://kreuzberg61.twoday.net