Verstopfung

Seit Mittwoch abend haben Kramnik und Topalow keinen Zug mehr ausgeführt. Außerhalb des Spielsaals sind sie umso aktiver: Proteste werden ausgetauscht, Videos analysiert, Presseerklärungen abgegeben. Statt am Brett sitzen sie einander am Verhandlungstisch gegenüber. Es gibt sogar Großmeister, die ihre Positionen kommentieren.

Die ersten Partien haben die Liebhaber des Spiels begeistert. Was danach geschah, begeistert die Redaktionen. Schach ist wieder in den Schlagzeilen. Die Superschlauen wissen bereits, dass alles inszeniert ist. Die Medien widerstehen ja auch nur schwer der Versuchung, Witze über die ums stille Örtchen streitenden Superdenker zu reißen.

Wenn ein Spieler den einzigen Ort, an dem er während der Partie unbeobachtet ist, fünfzig Mal oder auch nur zwanzig Mal aufsucht, ist das verdächtig. Am Protest von Topalows Manager Danailow ist nicht der Inhalt sondern der Stil kritikwürdig. Aber beim Stande von 1:3 heiligt wohl der Zweck die Mittel.

Auf den von Danailow ausbaldowerten Bulgarischen Angriff folgte das bei einer 3:1-Führung selten angewandte Kramnik-Gambit (1. Ich ziehe nicht). Seitdem haben wir: Verstopfung.

Nach fast zwei Tagen Verhandelns jubelt die FIDE gleich in zweifacher Ausfertigung „das Waschraum-Problem ist gelöst“. Kramnik soll nun ins bisher Topalow zugedachte Becken pinkeln und umgekehrt. Wie die WM zu retten ist, ob unter den Bedingungen Kramniks (3:1), Topalows (3:2) oder Iljumschinows (Verlängerung des Matches um zwei bis vier Partien), tangieren die FIDE-Mitteilungen erst gar nicht.

Verhandlungsmasse gibt es durchaus noch: Kramnik könnte – und sollte – sich von den in der russischen Presse (nicht zuletzt durch den russischen Olympiatrainer Sergei Dolmatow) gegen Topalow erhobenen Betrugsvorwürfen distanzieren. Die FIDE könnte – und sollte – sich für die Weitergabe des Videos aus Kramniks Ruheraum entschuldigen. Und vielleicht legt Iljumschinow ja eine Teilnahmegarantie an der nächsten als Rundenturnier geplanten WM für beide Spieler statt nur des Siegers auf den Tisch. Dies ginge nur auf Kosten nicht Anwesender, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es Teil eines Kompromisses wird, auch wenn es nicht unbedingt sofort bekannt gemacht wird.

Nachtrag: Sonntag 23 Uhr sind alle Spekulationen müßig, denn die FIDE hat entschieden, das Match beim Stand von 3:2 für Kramnik mit der sechsten Partie fortzusetzen. Was auf den Verhandlungstisch kam, wird man wohl in mehreren Versionen zu hören bekommen. Aber erstmal wird wohl ein Sturm der Entrüstung über die FIDE niedergehen, weil Kramnik formal weit gehend im Recht ist.

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