Zu schlapp für den Titel
Es scheint fast, dass jetzt alle Kramnik, dem armen Opfer, die Daumen halten. Das geht mir dann doch zu weit. Schachlich leistet der Russe bei der WM bisher wenig. Deutlich weniger jedenfalls als sein Gegner. Nur in einer der sieben Partien, nämlich in der dritten hat Kramnik Druck gemacht. Viel öfter war Topalow am Drücker. In der ersten hat er Kramnik einen halben Punkt, in der zweite Partie sogar den ganzen Punkt geschenkt. Topalow wagt nicht nur mehr, sondern agiert auch kreativer.
Ich bin nicht so sicher, ob Kramniks schlappes Spiel in der achten Partie auf die Strapazen des Skandals zurückzuführen ist, sondern fürchte eher, dass er nicht bereit ist, etwas zu wagen. Etwa in folgender Stellung:
Statt hier mit 19.Sxd8 Lxd8 20.Dxb4 in ein wohl schon minimal schlechteres Endspiel abzuwickeln, konnte er 19.Lxb4!? versuchen. Eine mögliche Fortsetzung ist 19...Lxb4 20.Sxd8 e5 (20...Lxd8? 21.a3) 21.Dh4 0-0 und nun nicht 22.Sc6? e4 23.Tc4 Db5 sondern 22.Sxf7. Das ist für Weiß jedenfalls chancenreicher als die Partiefortsetzung. Skandal hin oder her: Kramnik kann froh sein, dass er vier Partien vor Schluss nicht im Hintertreffen ist. Wenn er Weltmeister bleiben will, muss er schon auch mal etwas zeigen. Und ich meine nicht vor Gericht, sondern auf dem Brett.
Ich bin nicht so sicher, ob Kramniks schlappes Spiel in der achten Partie auf die Strapazen des Skandals zurückzuführen ist, sondern fürchte eher, dass er nicht bereit ist, etwas zu wagen. Etwa in folgender Stellung:
Statt hier mit 19.Sxd8 Lxd8 20.Dxb4 in ein wohl schon minimal schlechteres Endspiel abzuwickeln, konnte er 19.Lxb4!? versuchen. Eine mögliche Fortsetzung ist 19...Lxb4 20.Sxd8 e5 (20...Lxd8? 21.a3) 21.Dh4 0-0 und nun nicht 22.Sc6? e4 23.Tc4 Db5 sondern 22.Sxf7. Das ist für Weiß jedenfalls chancenreicher als die Partiefortsetzung. Skandal hin oder her: Kramnik kann froh sein, dass er vier Partien vor Schluss nicht im Hintertreffen ist. Wenn er Weltmeister bleiben will, muss er schon auch mal etwas zeigen. Und ich meine nicht vor Gericht, sondern auf dem Brett.
schachblogger - 6. Okt, 22:21
Das verflixte Halbslawisch
Ich glaube, man muss in der Eröffnung schon früher ansetzen. Weiß muß sich wohl entweder auf 15.Dxa7 Ld6 16.f4!? 0-0 17.Sc4! einlassen (was angesicht der Unterentwicklung und der Felderschwäche auf e4 sehr abenteuerlich aussieht) oder einfach auf Remis spielen mit dem pragmatischen 17.b3! (statt 17.Tfc1), womit er erst einmal den hängenden Springer auf a4 deckt. Nach dem weiteren 17...0-0 18.Lxd7 Sxd7 19.Sxd7 Lc6 (auch 19...e5 bringt nicht mehr ein) 20.Sac5 Lxc5 21.Dxc5 Dxc5 22.Sxc5 Txd2 23.a3 a4 24.axb4 axb4 entsteht eine ziemlich klare Remisstellung.
Wenn man sich all dies vor Augen führt, so muss man wohl wieder einmal beklagen, wie widerlich dieses Halbslawisch ist. Weiß wandelt in den Hauptvarianten immer auf sehr dünnem Grat, wie der Autor dieser Zeilen auch schon leidvoll erfahren musste.
Allerdings kann man Kramnik schlecht vorwerfen, dass er zu wenig risikofreudig gespielt hat, denn 17.Tfc1 geht ja gerade ein (in der Stellung nicht notwendiges) Risiko ein...