Zu schlapp für den Titel

Es scheint fast, dass jetzt alle Kramnik, dem armen Opfer, die Daumen halten. Das geht mir dann doch zu weit. Schachlich leistet der Russe bei der WM bisher wenig. Deutlich weniger jedenfalls als sein Gegner. Nur in einer der sieben Partien, nämlich in der dritten hat Kramnik Druck gemacht. Viel öfter war Topalow am Drücker. In der ersten hat er Kramnik einen halben Punkt, in der zweite Partie sogar den ganzen Punkt geschenkt. Topalow wagt nicht nur mehr, sondern agiert auch kreativer.

Ich bin nicht so sicher, ob Kramniks schlappes Spiel in der achten Partie auf die Strapazen des Skandals zurückzuführen ist, sondern fürchte eher, dass er nicht bereit ist, etwas zu wagen. Etwa in folgender Stellung:

Lb4

Statt hier mit 19.Sxd8 Lxd8 20.Dxb4 in ein wohl schon minimal schlechteres Endspiel abzuwickeln, konnte er 19.Lxb4!? versuchen. Eine mögliche Fortsetzung ist 19...Lxb4 20.Sxd8 e5 (20...Lxd8? 21.a3) 21.Dh4 0-0 und nun nicht 22.Sc6? e4 23.Tc4 Db5 sondern 22.Sxf7. Das ist für Weiß jedenfalls chancenreicher als die Partiefortsetzung. Skandal hin oder her: Kramnik kann froh sein, dass er vier Partien vor Schluss nicht im Hintertreffen ist. Wenn er Weltmeister bleiben will, muss er schon auch mal etwas zeigen. Und ich meine nicht vor Gericht, sondern auf dem Brett.
zwieblauch - 8. Okt, 11:14

Das verflixte Halbslawisch

Ich bin nicht der Meinung von Stefan, dass die Partie mit 19.Lxb4 zu verbessern war. Erstens kommt das sofortige 19...e5 stärker in Betracht als 19...Lxb4 und dann muß Weiß sogar bereit sein, nach 20.Dh4 g5!? ganz wilde Varianten zu spielen (wahrscheinlich hat gerade diese Eventualität Kramnik gar nicht geschmeckt, denn damit wäre er dem Taktiker Topalov stark entgegen gekommen). Und zweitens gefällt mir auch das Endspiel nach der von Stefan avisierten Variante 22.Sxf7 Txf7 23.a3 e4 24.axb4 Dxb4 nicht besonders, da Schwarz sehr fest steht, und immer noch Endspielvorteil hat. Mag aber sein, dass die Variante remisträchtiger als die Partie war.

Ich glaube, man muss in der Eröffnung schon früher ansetzen. Weiß muß sich wohl entweder auf 15.Dxa7 Ld6 16.f4!? 0-0 17.Sc4! einlassen (was angesicht der Unterentwicklung und der Felderschwäche auf e4 sehr abenteuerlich aussieht) oder einfach auf Remis spielen mit dem pragmatischen 17.b3! (statt 17.Tfc1), womit er erst einmal den hängenden Springer auf a4 deckt. Nach dem weiteren 17...0-0 18.Lxd7 Sxd7 19.Sxd7 Lc6 (auch 19...e5 bringt nicht mehr ein) 20.Sac5 Lxc5 21.Dxc5 Dxc5 22.Sxc5 Txd2 23.a3 a4 24.axb4 axb4 entsteht eine ziemlich klare Remisstellung.

Wenn man sich all dies vor Augen führt, so muss man wohl wieder einmal beklagen, wie widerlich dieses Halbslawisch ist. Weiß wandelt in den Hauptvarianten immer auf sehr dünnem Grat, wie der Autor dieser Zeilen auch schon leidvoll erfahren musste.

Allerdings kann man Kramnik schlecht vorwerfen, dass er zu wenig risikofreudig gespielt hat, denn 17.Tfc1 geht ja gerade ein (in der Stellung nicht notwendiges) Risiko ein...

Chinaski - 8. Okt, 12:26

Ich verstehe dich aber du siehst das ganze aus der Sicht eines Schachfans. Topalov ist ohnehin ein offensiver Schachspieler. Kramnik hingegen ist der verhaltene Beobachter. Er reagiert oft auf die Spielweise des Gegners. Kramnik hat eindeutig mehr Instrummente als Topalov weil er auch verteidigen kann während Topalovs offenisve Spielweise ihn immer wieder zu Fehlern zwingt die sich ein guter Defensivstratege zunutze mach kann. Ein anderer Faktor ist der Spielstand und die äusseren Umstände. Dass Kramnik überhaupt noch weiterspielt ist etwas schönes. Die meisten anderern hätten nach so einer lächerlichen Nummer der Topalows (Er und die Manager) gar nicht mehr weitergespielt. Ich kann mir vorstellen dass Kramnik einfach die Partien runterspulen möchte um den Vorsprung zu verteidigen. Ein Vorsprung der eigentlich viel komfortabler seien müsste wenn dem Topalow da nicht eine Partie geschenkt worden wäre. Ihm reichen Unentschieden also lässt er Topalow angreifen und wartet auf seine Chance und auf Topalows Fehler.

Kramnik wird die Sache für sich entscheiden.

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