So wenig WM war nie...
Beginnt an diesem Donnerstag wirklich die Schach-WM? Ich rede nicht von einem zweifelhaften FIDE-K.o. sondern der einzigen Schach-WM, die wir haben. Ich habe am Tag vor der ersten Runde fast keine Berichte auf den Newsseiten gefunden. Vorberichte in der internationalen Presse Fehlanzeige (Ausnahme NZZ, was aber vielleicht auf dem Missverständnis beruht, dass die erste Runde dort irrtümlich an diesem Mittwoch angesetzt wird). Vielleicht erscheinen ja am Donnerstag einige (auch meiner in der FAZ). WM-Stimmung sieht jedenfalls anders aus.
Wenn ich an 1990 denke, meine erste WM als Reporter, ging das richtig früh los. Das New York Times-Sunday Magazine kam mit einer feinen Reportage aus Kasparows Camp. Der Spiegel hatte Kasparow und Karpow zu einem ein gefühltes Dutzend Seiten langen Streitgespräch geladen. Und jetzt? Die versprochene Übertragung einer Pressekonferenz hat nicht geklappt. Berichte von der Pressekonferenz habe ich in keinem renommierten Medium gefunden. Und meine Anfragen haben die Pressefuzzis in Mexiko City auch nicht beantwortet. Das bedeutet zwar, dass man wieder vor Ort sein muss, wenn man wirklich berichten will. Aber wollen tut kaum noch jemand.
1993 haben Short und Kasparow um umgerechnet fast fünf Millionen Mark gespielt, sechs Jahre vorher in Sevilla war es in der Größenordnung vier Millionen, wenn ich mich recht entsinne. In Mexiko City sind es 800.000 Euro (1,3 Millionen Dollar minus zwanzig Prozent FIDE-Anteil). Undas nicht durch zwei sondern durch acht. Schach-WM? Wen interessiert das noch.
Dabei wird es in Mexiko richtig spannend werden. An einen Alleingang, wie er Topalow vor zwei Jahren gelang, glaubt fast niemand. Und dass niemand, von dem ich wüsste, Leko als Favorit nennt, sagt mir jedenfalls, dass mit ihm zu rechnen ist. Für plus drei ist er immer gut, und das könnte in diesem Feld, in dem keiner leicht zu schlagen ist, genügen. Aber mein erster und zweiter Favorit sind (wie ich in Mainz geoutet habe) andere.
Wenn ich an 1990 denke, meine erste WM als Reporter, ging das richtig früh los. Das New York Times-Sunday Magazine kam mit einer feinen Reportage aus Kasparows Camp. Der Spiegel hatte Kasparow und Karpow zu einem ein gefühltes Dutzend Seiten langen Streitgespräch geladen. Und jetzt? Die versprochene Übertragung einer Pressekonferenz hat nicht geklappt. Berichte von der Pressekonferenz habe ich in keinem renommierten Medium gefunden. Und meine Anfragen haben die Pressefuzzis in Mexiko City auch nicht beantwortet. Das bedeutet zwar, dass man wieder vor Ort sein muss, wenn man wirklich berichten will. Aber wollen tut kaum noch jemand.
1993 haben Short und Kasparow um umgerechnet fast fünf Millionen Mark gespielt, sechs Jahre vorher in Sevilla war es in der Größenordnung vier Millionen, wenn ich mich recht entsinne. In Mexiko City sind es 800.000 Euro (1,3 Millionen Dollar minus zwanzig Prozent FIDE-Anteil). Undas nicht durch zwei sondern durch acht. Schach-WM? Wen interessiert das noch.
Dabei wird es in Mexiko richtig spannend werden. An einen Alleingang, wie er Topalow vor zwei Jahren gelang, glaubt fast niemand. Und dass niemand, von dem ich wüsste, Leko als Favorit nennt, sagt mir jedenfalls, dass mit ihm zu rechnen ist. Für plus drei ist er immer gut, und das könnte in diesem Feld, in dem keiner leicht zu schlagen ist, genügen. Aber mein erster und zweiter Favorit sind (wie ich in Mainz geoutet habe) andere.
schachblogger - 12. Sep, 21:14
Zürich oder Bönnigheim?
http://schach.twoday.net/stories/2707497
Das gleiche Strickmuster mit der Klage über die mangelnde Berichterstattung - nicht dass es falsch wäre, aber doch etwas billig:
Dass die Zeiten vorbei sind, in denen Schach noch vom Kalten Krieg & seinen Nachwehen profitierte, sollte klar sein - und damit auch die fetten Jahre.
Mal ehrlich: Bei Vergleich der Berichterstattungs-Ausnahmen schneidet doch Mexiko besser ab, die NZZ scheint mir irgendwie schwergewichtiger als die "Bönnigheimer Zeitung." Der Titel "so wenig WM war nie" scheint mir übertrieben.
Im deutschsprachigen Raum existiert zusätzlich noch das Problem, dass es durchaus auch kommerzielle Interessen daran gibt, die Weltmeisterschaft in Mexiko kleinzureden - um nämlich ein anschließendes Kramnik-Match als "die wahre Weltmeisterschaft" vermarkten zu können.
In Schachkreisen habe ich den Eindruck, dass die Erwartungen an das Turnier und das entsprechende Fieber ungeheuer hoch sind. Schon die Qualifikationsmatche sind von ausgesprochen vielen Leuten verfolgt worden. Ich habe eher Angst, dass wieder die mexikanischen Seiten zusammenbrechen...
Ich wiederhole mich
Es ist nicht so, dass es außerhalb der Schachmedien (wo mir Topalows WM-Vorschau in Schach, wie ich schon bloggte, am bemerkenswertesten erschien) dieses Mal gar keine Vorberichterstattung gab. Ich habe nur nichts Originelles (Spielerinterviews, Porträts, Hintergründe) im Netz gefunden. Meine Vorschau im Tages-Anzeiger vom 8.September war auch nicht online.
Komisch fühlt es sich an, dass ich für die Ausgabe von diesem Samstag über die lahme erste Runde schreiben musste/durfte, nun da die weitaus spektakulärere zweite Runde vorliegt. Aber das ist ein anderes Thema.