Kramniks schnörkelloser Start

Wladimir Kramnik hat mit dem Training für die WM längst begonnen. Seit Wijk aan Zee im Januar, wo er, auch wegen einer Erkältung, am Ende auf fünfzig Prozent sackte, hat er keine lange Partie mehr absolviert. Sein überzeugender Schnellschachsieg gegen David Navara vor einem Monat in Prag deutet darauf, dass er wieder in Form ist. Eine Einladung, im Grand-Slam-Finale am 2.-13.September in Bilbao durch die Absage eines in Mexiko City geplanten Turniers frei gewordenen Platz einzunehmen, hat er ausgeschlagen. Anand will er lieber erst ab dem 14.Oktober begegnen. Darauf ist bereits alles abgestimmt.

Das seit Samstag laufende Sparkassen-Chess-Meeting, besser bekannt als Dortmunder Schachtage, ist Kramniks letztes ernstes Turnier vor dem WM-Kampf. Die Auslosung meint es nicht so gut mit ihm: In vier der sieben Partien dieses bis Sonntag, den 6.Juli dauernden Wettbewerbs hat er Schwarz. In der ersten gegen Dortmund-Debütant Jan Gustafsson. Den überraschte Kramnik mit Grünfeldindisch. Was gleich drei Botschaften an Anand beinhaltet:

1. Schau mal, womit du dich auch noch beschäftigen musst, wenn du 1.d4 eröffnen willst.
2. Wenn ich aber doch Slawisch spiele, zeige ich nicht, wie ich mich derzeit aufbauen würde.
3. Und wenn du selbst als Schwarzer Grünfeld planst, darfst du damit rechnen, dass ich mich damit befasst habe.

Gustafsson konnte sich nicht zu einem Widerlegungsversuch durchringen und wählte eine Variante, in der Weiß nichts riskiert, aber auch nur zu Vorteil kommen kann, wenn Schwarz mehr als Remis will. Damit war auch Kramnik zufrieden. Zur Versöhnung der Zuschauer haben beide schnörkellos abgewickelt, bis das Resultat offensichtlich war.

In der zweiten Runde traf er auf seinen Sekundanten Loek van Wely, gegen dessen Slawisch er der kritischen Moskauer Variante (4.Sc3 e6 5.Lg5 h6) weiträumig auswich und sich mit 4.e3 und 5.b3 aufbaute. Van Wely reagierte uninspiriert. Statt 6...b6 wäre mir aus weißer Sicht 6...Se4 nebst 7...f5 und 8...Ld6 unangenehm. Der Niederländer stellte sich auf e3-e4 ein, stand aber gegen 10.Se5 falsch. Nach 13...Lb4? stand der weiße Vorteil bereits außer Frage. Kramnik setzte geradlinig mit einem Bauernopfer fort. 22...Lb6? beschleunigte den schwarzen Untergang. Auf das zähere 22...f5 folgt aber in Ruhe 23.Dg6 Te7 24.Tad1 Lb6 25.Tfe1 mit der Drohung, auf d7 einzudringen (25...c5 26.Td7! bzw. 25...Lc8 26.Td6).

Der Turnierbeginn ist Kramnik schon mal gelungen. Um nicht Elo zu verlieren, muss er freilich auch mehr als vier Punkte schaffen. Mit 5,5 aus 7 kann er sowohl Anand einholen als auch die 2800 wieder schaffen. Es passt nicht zu dem Pragmatiker, sich von vornherein so ein ehrgeiziges Ziel zu stecken. Aber vielleicht läuft es ja. 2006 holte Kramnik in Dortmund plus zwei, voriges Jahr plus drei, da wären plus vier jetzt einfach mal dran.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

close to the resorts...
close to the resorts are http://www.turkish-propert y-world.com/alanya_apartme nt.php...
tpw - 22. Jun, 16:18
Hält man das zusammen...
Hält man das zusammen mit der nunmehr von der Landesschachseite...
racingralf - 11. Aug, 09:43
montages wa maandishi...
Rellstabsstelle- Wakati wa mgomo hewa NATO juu ya...
er78kl - 1. Jul, 10:49
Falsifiziert
Dankenswerterweise hat Michael Knapp sich die Arbeit...
Schachblog rank zero - 6. Dez, 09:46

Besuchen Sie auch

Suche

 

Status

Online seit 6582 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 22. Jun, 16:18

Credits


Impressum
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren