Mittwoch, 11. November 2009

Schach in Zeiten des Schweinegrippe

Iwantschuk brachte am Dienstag in Moskau zu seiner Weißpartie gegen den angegrippten Carlsen nicht nur ein erbärmliches, in dieser Form ambitionsloses Damenbauernspiel sondern auch einen Mundschutz mit, der bei einigen Teilnehmern ein Lächeln hervorrief. Was der Ukrainer mehr fürchtete, die Hand Kasparows in Carlsens Eröffnungsrepertoire oder den schweinisch benannten Virus, ist nicht überliefert. Jedenfalls kam er mit einem Remis davon.

Auf Chessvibes ist eine Diskussion entbrannt, ob nicht eher Carlsen anstelle Iwantschuks den Mundschutz hätte tragen sollen. In einigen zivilisierten Ländern, überwiegend in Ostasien, ist es üblich, dass Menschen, die unter Grippeverdacht unter Menschen müssen, einen Mundschutz tragen. Entsprechende Fotos werden fälschlich als paranoide oder hysterisch verstanden, während in Wahrheit Rücksichtnahme dokumentiert ist. Aber um zu entscheiden, ob Carlsen unfair handelt, wissen wir zu wenig. Auf seinem neuen Blog erwähnt er nur Halsweh und Fieber (was eine Ferndiagnose auf Schweinegrippe zwar nicht völlig ausschließt, aber unwahrscheinlich erscheinen lässt). Falls er in den letzten Tagen einen Arzt aufgesucht hat, wird er die Frage wohl mit diesem beraten haben. Falls das Tal-Memorial einen Turnierarzt hat, müsste dieser befinden, ob Carlsen wie übrigens kürzlich eine der Teilnehmerinnen des Frauen-Grandprix mit Mundschutz spielen muss. In den FIDE-Regeln steht natürlich nichts darüber.

Auch ich habe mir die Tage einen Virus eingefangen (aber das Fieber blieb unschweinemäßig niedrig). Hätte ich meinen Mundschutz aus Wien nach London mitgebracht, hätte ich den zum Schutz meines Sohnes zumindest zeitweise getragen. Hätte ich in den letzten Tagen Schach spielen müssen, hätte ich meinem Gegner den Handschlag zu Beginn und Ende erspart. Damit hätte ich allerdings gleich einmal riskiert, genullt zu werden. Dass dies nicht die einzige absurde unter den neueren FIDE-Regeln ist, muss ich in diesem Blog nicht erläutern.

Bei Chessvibes meinte jemand, Carlsen hätte gar nicht spielen dürfen. Das scheint mir stark übertrieben. Der Schaden, wenn ein Teilnehmer des stärksten Turnieres des Jahres ausfällt, wäre immens. Wo sich bei einem Mannschaftskampf ein rotzender Spieler ans Brett schleppt, um seinem Verein einen Geldstrafe zu ersparen, verstehe ich das auch. Hauptsache, er verhält sich risikominimierend für die anderen.

Dass FIDE und ECU seit der Schacholympiade in Dresden Voranmeldefristen zu Mannschaftsturnieren forcieren und zugleich die Ersatzspieler reduziert haben, sorgt dafür, dass öfter Kranke ans Brett kommen. Vermutlich soll Schach spannender werden, wenn Ansteckungsgefahr ins Spiel kommt.

PS: Übrigens ist der von mir als Favorit genannte Kramnik in einer geil geführten Partie gegen Ponomarjow gerade dabei, weitere Sympathien zurück- und mit plus drei die alleinige Führung vor Anand zu erobern. Wer Kramnik noch stoppen kann? Mein gerade seinen ersten Sieg einfahrender und nicht von wieder mit Mundschutz spielender gehandicapter Geheimtipp Iwantschuk, der in der letzten Runde Weiß gegen ihn hat.

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