Mittwoch, 9. April 2008

Was Carsten Schmidt bewegt

Carsten Schmidt, der kürzlich, wie hier schon berichtet, versuchte, die DSB-Eminenz Matthias Kribben vom Berliner Vorsitz zu verdrängen, verdankte seine immerhin
63 Stimmen beim Berliner Verbandstag (hier der offizielle Bericht) zum guten Teil der Tatsache, dass Kribben nahezu ohne Vorstand kandidieren musste, weil ihm Schmidt und Turnierleiter Möller quasi unmittelbar vor der Wahl davon gelaufen waren.

Kurioserweise ließ sich Schmidt im Anschluss an die verlorene Präsidentenwahl zum Vizepräsidenten wählen. Auf die Frage, ob er für dieses Amt zur Verfügung stehe, soll er erklärt haben, er werde Kribben weiterhin bekämpfen. Wozu Kribben zumindest vor der Versammlung schwieg.

Was bewegt Carsten Schmidt? Insider vermuten Hass auf den Deutschen Schachbund, den Kribben als rechte Hand des nicht permanent verfügbaren Robert von Weizsäcker quasi leitet. In der DSB-Geschäftsstelle war Schmidt lange als Hilfskraft angestellt - bis er mangels Leistung hinausgeworfen wurde.

Nachtrag 10.4.:
Schmidt reagiert mit einer beißend ironisch gehaltenen E-Mail, aus der mir nicht ganz klar wird, ob sie zur Veröffentlichung bestimmt ist, und aus der zumindest ich nur erkennen kann, dass er selbst gekündigt habe, aber nicht seine Beweggründe.

Dienstag, 8. April 2008

Von Nigel lernen oder doch von Georgi

Nigel Short ist seit einiger Zeit im Nebenjob Nationaltrainer des Iran, wie dieser Reportage über die persische Schachszene zu entnehmen ist. Einer von Shorts mutmaßlichen Schützlingen hat mit immerhin schon 32 Jahren einen Leistungssprung gemacht und ist Großmeister geworden. Shoojat Ghane, so der Bericht bei Chessbase, ist Quereinsteiger, früher war er Judoka. Seit dem Erringen des begehrten Titels hat er einen Durchhänger, ist wieder auf seine frühere Elo von etwas über 2400 abgesackt. Neidische Geister können da schon mal auf die Idee kommen, sich die Leistungen dieses Burschen näher anzuschauen, und stellen dann wohlmöglich in Abrede, dass Shorts zweifellos hervorragendes Training dahinter steckt.

Ghane hat alle seine Normen gegen russische und ukrainische Spieler erzielt. Nirgends hat er je auch nur annähernd so gut gespielt wie in Russland. Einige seiner Gegner waren gleich bei mehreren dieser Turniere dabei. Einer namens Nikolai Puschkow, gegen den Ghane in einem Turnier verlor, gab beim nächsten den Schiedsrichter. Und gleich mehrmals verlor unser persischer Freund gegen Georgi Pilawow, der eigentlich immer mit von der Partie ist, wenn Ghane in Russland spielt. Pilawow ist ein 33 Jahre alter ukrainischer Schachfunktionär, der mit mittlerweile 2612 Elo vor dem Sprung in die Top 100 steht, und über dessen extrem wenige Partien in den Datenbanken Chess Today schon einmal schrieb, sie hätten kein hohes Niveau. Für Ghane aber ist er ein Freund und Vorbild.

Was Short davon hält? Er hat mir gerade gemailt, dass er das Gesicht Ghanes kenne, aber nicht sicher sei, ob er auch schon einmal zu seinen Trainings kam. Zu den enthusiastischeren Teilnehmern gehört er aber wohl nicht.

Michail Goblubjew schreibt zu Pilawow, viele in der Ukraine wüssten Bescheid, dass er seine fantastische Rating auf unehrlichem Weg erhoben hat. Pilawow sei wohl immer noch Vorsitzender des Schachbezirks im ostukrainischen Lugansk.

Premiere verschoben

Kramniks Handicapspiel gegen Jan Werle und Marie Sebag (2:0) bei DGT Projects in Enschede sei für alle Anwesenden ein vergnüglicher Nachmittag gewesen, schreibt mir DGT-Chef Albert Vasse. Allerdings nicht für diejenigen, die online dabei waren und sich aufgrund der euphorischen Ankündigung neue Übertragungsfeatures erwartet hatten. Wie den Kommentaren bei Chessvibes zu entnehmen ist, waren sie ziemlich enttäuscht.

Übertragen wurde mit dem alten ToMa-System, da das neue Foidos-System noch nicht fertig ist. Während des Wettkampfes wurden aber Aufnahmen gemacht, so Vasse weiter, um sie in Foidos einzuarbeiten und demnächst zu präsentieren, voraussichtlich in der ersten Maihälfte. Parallel ist laut Vasse die Firma Chess Media Services BV im Aufbau. Und bis Anand-Kramnik ist noch genug Zeit, nämlich ein gutes halbes Jahr, um alles auszureifen.

Jorge 2.0

Jorge Sammour-Hasbun (formerly known as chess wunderkind Jorge Zamora) hat das mit einem ersten Preis von 3000 Dollar dotierte Dos Hermanas-Internetblitz gewonnen. Als einziger titelloser Spieler in der Endrunde setzte er sich wie schon im vorigen Jahr, als ich hier über sein Comeback zum Schach berichtete, durch. Im Finale schlug er Ronen Har-Zvi, der seinerseits im Viertelfinale den wohl schwersten Brocken, nämlich Hikaru Nakamura ausgeschaltet hatte.

Shopping Mall revisited

In Hamburg-Harburg ist Schachwoche. Ein paar Großmeister werden im Lauf der nächsten Tage im Phönix-Einkaufszentrum zwar auch in Aktion sein, aber nicht, wie kürzlich in Pasching, solche von der Prominenz Kasparows oder Polgars. Vor allem kommen Kinder und Hobbyspieler zum Zug. Vormittags im Anfänger- und Fortgeschrittenenunterricht, nachmittags dann in freien Partien oder mit Uhr. Einige Dutzend Kinder haben am Montag ein Mannschaftsturnier gespielt. An diesem Dienstag geht es weiter mit einem Simultan von HSK-Großmeisterin Marta Michna (das ganze Programm als PDF).

Der HSK, der am Wochenende sportlich den Klassenerhalt in der Bundesliga geschafft hat, stellt mit jährlich drei, vier Einkaufszentrumswochen oder fünf, wenn es gut läuft, finanziell den Verbleib im Oberhaus sicher. Von dem, was die Einkaufszentren dem Klub zahlen, gehen freilich Honorare für Bundesligaspieler und Helfer ab. Andere Sponsoren findet Christian Zickelbein, der HSK-Vorsitzende, ebenso kaum noch wie andere, die wie er ehrenamtlich ranklotzen.

Wochen wie diese sind hart für ihn. Morgens um acht Uhr bricht er auf und ist oft bis neun oder zehn am Abend im Einsatz. Als Koordinator, Aufbauer, Schachlehrer, Anlaufstelle für alle. Auch die Tage davor und danach ist viel zu tun. Von den Verhandlungen fürs Folgejahr ganz abgesehen (die haben immerhin am Dienstag das erfreuliche Ergebnis gezeitigt, dass das Phönix für den 11.-16.Mai 2009 zugesagt hat).

Harburg ist kein nobler Stadtteil. Die Kinder, die zum Schach kommen, sind anstrengender als im bürgerlichen Blankenese. Doch Christian ist erst mal froh, für die Lösung einiger Last-Minute-Probleme Unterstützer mobilisiert zu haben. In ein paar Wochen wird er 71. Dass es Zeit für einen Nachfolger wird, im Klub wie im ebenfalls von ihm geleiteten Bundesliga e.V., weiß er selbst am besten. Bereits übernächste Woche folgt die Schachwoche im Elbe-Einkaufszentrum in Blankenese. Dazwischen bleibt ihm wenig, zu wenig Zeit, sich zu erholen. Doch eine Absage, so Christian, hätte sich der HSK nicht leisten können.

Im Phönix traf ich auch Dorian Rogozenko. Der moldawisch-rumänische Großmeister überraschte mich mit der Mitteilung, dass er seit Jahresbeginn Hamburger ist. Grund des Umzugs war nicht seine Tätigkeit für Chessbase (die natürlich auch eher zunehmen wird) sondern seine Frau. Ihre Firma hat ihr nämlich angeboten, in Hamburg zu arbeiten. Daneben lernt sie derzeit intensiv Deutsch, was Dorian dank vieler Turniere und Ligaspiele (er begann Mitte der Neunziger bei Magdeburg) bereits ausgezeichnet spricht.

Dorian war mit seiner Tochter da, die am Montag am Kinderturnier teilnahm. In den nächsten Tagen wird er wieder ins Phönix fahren. Dann nicht als Schachvater sondern um mit einem Simultanspiel zum Familieneinkommen beizutragen.

Samstag, 5. April 2008

Kribben wackelt

Matthias Kribben, als Stellvertreter des viel beschäftigten DSB-Präsidenten Robert von Weizsäcker derzeit der starke Mann im Deutschen Schachbund, hat in Berlin an Rückhalt verloren. Beim Verbandstag am Donnerstag musste sich der Finanzberater überraschend einer Kampfabstimmung stellen. Sein langjährige Jugendwart und Vize Carsten Schmidt kandidierte gegen ihn mit der Begründung, Kribben stehe dem Berliner Schach wegen seiner anderen Verpflichtungen zu wenig zur Verfügung. Auslöser war ein von Kribben kurzfristig abgesagte Vorbesprechung wenige Tage vor dem Verbandstag, wie dem sehr ausführlichen Bericht von BSV-Webmaster Frank Hoppe zu entnehmen ist.

So mancher seiner Kritiker sah freilich in Schmidt, der schon öfter mehr versprochen als gehalten hat, keine Alternative. Kribben erhielt mit 83:63 Stimmen für die nächsten zwei Jahre noch einmal eine Mehrheit, die für mich allerdings überraschend gering ausfiel. Für das zurück liegende Jahr waren 8000 Euro Defizit eingeplant gewesen, es wurden nur 4300. Das ist zu verkraften dank der Rücklagen, die noch auf die Ära Seppelt zurückgehen, als der Verband immer weniger tat. Aber Kribben wird sich auch da etwas ausdenken müssen.

PS: Wie mir aus Berlin zugetragen wird, verdankte Carsten Schmidt seine 63 Stimmen zum guten Teil der Tatsache, dass Kribben nahezu ohne Vorstand kandidieren musste, weil ihm ja Schmidt und Turnierleiter Möller quasi unmittelbar vor der Wahl davon gelaufen waren. Kurioserweise ließ sich Schmidt im Anschluss an die verlorene Präsidentenwahl zum Vizepräsidenten wählen. Auf die Frage, ob er zur Verfügung stehe, soll er vor der Verlassung erklärt haben, er werde Kribben weiterhin bekämpfen. Was Schmidt bewegt? Hass auf den von gutteils von Kribben geleiteten Deutschen Schachbund, in dessen Geschäftsstelle Schmidt lange als Hilfskraft angestellt war, bis er hinausgeworfen wurde.

Freitag, 4. April 2008

Betrüger! Betrüger?

Frage: Wer hat in folgender Blitzpartie 2600 Elo und wer 2300?
1. e4 c5 2. Se2 d6 3. g3 Sc6 4. Lg2 g6 5. c3 Lg7 6. d4 cxd4 7. cxd4 Db6 8. Le3 Dxb2 9. Sbc3 Sxd4 10. Lxd4 Lxd4 11. Tc1 Lxc3+ 12. Sxc3 Lg4 13. f3 Dxg2 0-1

Antwort: GM Galkin hatte Weiß und einen wirklich schlechten Tag. Schwarz war Ufuk Tuncer, ein junger türkischer Schwabe (da er in Bremen geboren ist, dürfe ich ihn aber auch als türkischen Fischkopf bezeichnen, hat er mir inzwischen mitgeteilt, Nachtrag 8.April) mit etwas über 2300 Elo, der aufgrund dieser Partie (in der einfach nur einstehendes Material eingesammelt hat) und ein paar weiterer Partien von Chessbase als Betrüger bezeichnet wird. Tuncer und Sebastien Feller, ein junger französischer GM, seien im März bei einem Server-Turnier, in dem ein erster Preis von 2000 Dukaten (entspricht 200 Euro, ist aber nicht bar auslösbar) ausgelobt war, der Enginehilfe überführt worden.

Feller hält sich anscheinend bedeckt, doch Tuncer wehrt sich im Schachfeld-Forum und erhält dort auch einige Rückendeckung.

Ein paar Blitzpartien sind als Basis für ein Betrugsurteil dünn. Chessbase sollte sich seiner Sache sehr sicher sein, ist der Ruf von Tuncer und Feller doch ziemlich beschädigt. Eine Nachfrage von Tuncer hat das Hamburger Softwarehaus jedenfalls bisher nicht beantwortet. Was darauf hindeutet, dass mal wieder Anwalt Martin Fischer (im Nebenjob stolzer Turnierleiter auf dem Fritz-Server) für Chessbase ran muss.

PS: Wenige Tage später veröffentlicht Chessbase eine DVD unter dem Titel Chess for Scoundrels, Schach für Schufte! Die Definitionsmacht, wer im Schach ein Schuft ist, reklamiert Chessbase auf mehr oder weniger subtile Weise für sich.

Mittwoch, 2. April 2008

Fischers Nachlass

...wurde auf Chessbase anlässlich des 1.Aprils fantasiereich gewürdigt. Es gibt freilich auch einen ernsten Hintergrund, von dem hier schon einmal die Rede war. Der alternde und zunehmend exzentrischere Exweltmeister kämpfte in seinen letzten Jahren um einige Kisten mit Aufzeichnungen und Dokumenten, die er sich Mitte der Neunziger von den USA nach Budapest schicken ließ und dort hinterließ, als er Ende der Neunziger nach Asien weiterzog. Dieser Teil des Nachlasses befindet sich nun offenbar im Besitz von Janos Rigo, von dem wir bald mehr darüber erfahren dürften. Der umtriebige Budapester IM und Schachveranstalter, der beispielsweise das Bobby Fischers Gedächtnis gewidmete Großmeisterturnier im Kurort Héviz organisiert hat, arbeitet nämlich an einem Buch über Fischers Zeit in Ungarn, das noch dieses Jahr in ungarischer Sprache erscheinen soll.

In Berlin hat sich ein anderer seiner Erlebnisse mit Bobby Fischer erinnert und in seinem Archiv gekramt, nämlich der langjährige Präsident des Berliner Schachverbands Alfred Seppelt, wie in der April-Ausgabe von Schach nachzulesen ist. Seppelt hatte den Amerikaner 1960 und dann noch einmal 1978, also Jahre nach seinem Rückzug aus der Öffentlichkeit, zu Besuch. Nach dessen Abreise veröffentlichte Seppelt ein Erinnerungsfoto und einen Artikel in der Berliner Morgenpost, wovon Fischer erfuhr und daraufhin den Kontakt abbrach. Was in Schach nicht steht: Seppelt ärgerte sich später, sein sensationelles Material für 250 Mark an die Springer-Zeitung verhökert zu haben. Der Stern, war er überzeugt, hätte ihm mindestens 5000 Mark gezahlt.

Dienstag, 1. April 2008

WM-Sponsor muss Strategie wechseln

Evonik, der aus der RAG hervorgegangene Mischkonzern, der die Schach-WM in Bonn sponsert, verschiebt, wie der Spiegel unter Berufung auf mehrere Agenturen berichtet, seinen eigentlich für 2008 geplanten Börsengang. Abgezeichnet hatte sich das schon im Dezember. Die Verschiebung kommt der RAG-Stiftung zwar nicht gelegen, aber bedrohlich sieht sie die Lage nicht. Auf der unternehmenseigenen Website gibt es im Moment noch kein Statement.

Was bedeutet das für die WM? Der erste Teil der Aktien sollte eigentlich vor Oktober an die Börse. Wenn der neue angepeilte Termin nicht zu lange nach dem Wettkampf liegt, kann das Match eine stärkere Rolle spielen. Ohnehin ist die Umbennung und der neue Name Evonik vielen noch kein Begriff, und da die WM nun vor dem (stärker beachteten) Börsengang liegt, hat sie nun das Potenzial, signifikant zu einer größeren Bekanntheit beizutragen. Im Unterschied zu dem von der RAG Ende 2006 an gleicher Stelle gesponserten Schaukampf zwischen Kramnik und Deep Fritz muss es allerdings gelingen, den Sponsor mit ins Blickfeld zu rücken. Wenn aber, was damit wahrscheinlicher wird, Evonik mit der WM wirbt, hilft das auch dem Schach.

Ansfelden bleibt

Franz Pollhammer hat den Schachverein Union Ansfelden 1996 mit nur sechs Mitstreitern gegründet. Sechs Jahre später machte er bereits sein Debut in der obersten österreichischen Liga. 2005 und 2007 wurde der Linzer Vorortclub Meister, 2005 auch Neunter im Europacup. Vor wenigen Wochen sah es aus, als wäre die laut Vereinsseite "unglaubliche Erfolgsgeschichte" mit einem radikalen Schlussstrich beendet. Denn Pollhammer ist im Februar im 82. Lebensjahr verstorben. Und ein anderer Mäzen, der in seine Rolle schlüpfen würde, ist nicht in Sicht.

So hörte man bei der letzten Bundesligarunde in Graz Mitte März, dass die Mannschaft wahrscheinlich zurückgezogen werde, der Drittletzte, das wurde Klagenfurt, also noch auf den Nichtabstieg hoffen durfte. Doch Verein und Mannschaft haben rasch zusammengefunden: Ohne die für die Erfolge unersetzlichen Profis Babula, Gyimesi und Ftacnik will kommende Saison eine österreichische, ja weitgehend oberösterreische Mannschaft erhobenen Hauptes antreten, bevor der schwer vermeidbare Gang in die Zweite Liga folgt.

Hermann Knoll, Christian Weiß und Alois Hellmayr müssen dazu nicht nur auf die bisherige zweite Mannschaft zugreifen, sondern haben starke Mitstreiter gefunden. Josef "Pepi" Klinger, der gelegentlich schon mal ein Wochenende für Ansfelden antrat, wird gänzlich reaktiviert. Honorar verlangt der ursprünglich aus dem Salzburgischen stammende Wiener Pokerprofi keins. Ebenfalls ein Comeback macht Alfred Felsberger, ein sehr starker FIDE-Meister, der früher mal für Meister Merkur Graz spielte. Dass er es nicht verlernt hat, zeigte er etwa als Sieger beim Tschaturanga-Weihnachtsblitz oder beim traditionellen Schnellturnier in Leutasch, wo er auch mit Knoll und Weiß ins Gespräch kam. Vielleicht wird mit Harald Casagrande auch ein weiterer Linzer IM, der auf Poker umgesattelt hat, wieder regelmäßig Bundesliga spielen.

Dem Österreicher-Schnitt in der Liga (der in der zu Ende gegangenen Saison auf 38 Prozent der Einsätze fiel) wird das gut tun. Und diese Mannschaft kann auch das Ergebnis des diesjährigen Letzten Gleisdorf schlagen (20 von 66 möglichen Brettpunkten - Tabelle) und so manche Mannschaft ein bisserl ärgern.

Am 1.Mai findet im "Strauss", der Vereinsgaststätte der Ansfeldener, übrigens das erste Franz-Pollhammer-Gedächtnisturnier statt.

Sonntag, 30. März 2008

Shopping Mall Hangover

Gusenbauer ist dann doch nicht in die Plus City nach Pasching bei Linz gekommen, um sich mit Kasparow am Schachbrett ablichten zu lassen. Das Aufräumen nach der halbwegs überstandenen Koalitionskrise ging für den österreichischen Kanzler vor.

Aber die Klitschkos kamen. Mit dem Privatjet. Ließen sich mit Judit Polgar am Schachbrett ablichten, chatteten, signierten ein paar Bücher und Boxhandschuhe, jetteten wieder davon.

Sonst wirkte Judit ein wenig wie das fünfte Rad am Wagen. Am Samstag hieß es plötzlich, es gebe noch freie Simultanplätze. Waren es sieben Bretter, acht oder nur sechs, übrigens neben zwei umlagerten Pokertischen eines Kartencasinos, an denen sie antrat? Jedenfalls war die Ungarin im Nullkommanichts fertig und vielleicht ein bisschen peinlich berührt, wie wenig sie für ihr Geld zu tun hatte.

Kasparow, der schon das dritte Mal in zwei Jahren für Veranstalter Michael Stöttinger in Österreich auftrat, dagegen spielte an 32 Brettern. Klaus Bischoff, der als Kommentator verpflichtet war, meinte, in zwei Stunden sei das geritzt. Von wegen. Garri blieb immer wieder minutenlang an einzelnen Brettern stehen. Unbedingt wollte er alle Partien gewinnen (wie schon 2006). Das kostete sechs Stunden. Gegen Ende schaute er fahl und etwas desorientiert. Ob er von dem Buerlecithin naschen musste, von dem eine Flasche auf dem Tisch in der Mitte des Karrées stand, habe ich nicht mehr mitbekommen.

Das Schnellturnier begann mit langen Warteschlangen von Schachspielern, an denen sich die Samstagsshopper vorbeidrängeln mussten. Es lockte ein Dutzend Großmeister, darunter auch Naiditsch, der direkt von seinem geteilten Turniersieg im ungarischen Héviz anreiste. Schließlich gab es 2000 Euro für den Ersten. Naiditsch teilte ihn mit Kaschgalejew und Pavasovic.

Das Turnier fing mit einer Stunde Verspätung an und endete mindestens anderthalb Stunden später als erwartet. Aber das war bei der ersten Ausrichtung in der ungewohnten Umgebung eines Einkaufszentrums kaum anders zu erwarten.

Eine unschöne Sache ereignete sich nach der vorletzten Runde. Prusikin hatte in einem symmetrischen Damenendspiel remis reklamiert. Der einzige Weg seines Gegners aus dem Dauerschach war die Abwicklung in ein trivial remises Bauernendspiel. Der gerufene Schiedsrichter ließ sich die gegnerischen Gewinnversuche zeigen, bis Prusikins Plättchen fiel und entschied auf remis. Soweit ich weiß korrekt (allenfalls hätte der Schiri auch bei gefallenem Plättchen noch weitere Gewinnversuche zeigen lassen können, bevor er entscheidet), da im Schnellschach kein Recht darauf besteht, auf Zeit zu gewinnen. Aber es brachen allerhand Diskussionen aus. Während sich Prusikin heraushielt, ergriff u.a. Naiditsch Partei für seinen Gegner. Die beiden mögen einander nicht, um es gelinde zu sagen. Der Hauptschiedsrichter ließ sich von den Argumenten offenbar beeindrucken, revidierte die Entscheidung und nullte Prusikin.

Die Plus City, die Ernst Kirchmayr gehört, angeblich ein Verwandter, aber zumindest ein Geschäftspartner von Veranstalter Michael Stöttinger (Grandmaster Consulting), hat sich das Schachspektakel viel an Honoraren und einer professionellen Szenerie für das Kasparow-Simultan auf dem zentralen Platz der außerhalb von Linz gelegenen Shoppingmall kosten lassen. Es war leicht das teuerste Schachevent des Jahres in Österreich. (Thomas Pähtz war wieder da und hat noch mehr fotografiert als letztes Mal, was wohl einen umfassenden Fotobericht an gleicher Stelle - oder bei Chessbase - erwarten lässt. Inzwischen hier zu sehen.)

Einen anderen Ansatz, wie man in Einkaufszentren zugleich für Schach werben kann und mit einem vernünften finanziellen Aufwand Kinder und Gelegenheitsspieler unter den Shoppern mit einer Mischung aus Show, Spielgelegenheit, Anfängerunterrricht und Ausstellung anspricht, macht seit vielen Jahren der Hamburger SK vor (der mit den Honoraren seine Bundesligamannschaft finanziert, und es stehen gerade wieder lange EKZ-Wochen in Hamburg an, hier beispielhaft ein Programm, wie so etwas abläuft). Dazu muss man freilich mehr an Schach glauben und weniger an Promis.

Freitag, 28. März 2008

Politschach

In Russland würde Garri Kasparow nur zu gerne mal ein Partiechen mit Putin oder dessen Ersatzmann Medwedjew wagen, z.B. in Form eines Rededuells im Fernsehen oder auch nur der Veröffentlichung eines Artikels in der russischen Presse (wie seinem bissigen Kommentar zu TIME´s Entscheidung für Putin als Mann des Jahres 2007 zu entnehmen ist). In Pasching bei Linz darf er heute in einem Einkaufszentrum ein paar Züge gegen Ösikanzler Gusenbauer ausführen und am Samstag ein paar Simultanrunden drehen. Für ein artiges Honorar, das wohl in seine Oppositionsarbeit fließen wird, etwa derzeit die Vorbereitung von Protestmärschen gegen die Angelobung von Medwedew. Ob Gusi weiß, dass sein Treffen mit Kasparow im Kreml nicht so gerne gesehen wird würde? (der Kanzler kam nicht, siehe nächster Beitrag oben)

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