Donnerstag, 27. März 2008

Vorhang auf für Foidos

DGT hat offenbar rasch Fortschritte in der Entwicklung des bereits angekündigten Übertragungssystems für die WM gemacht. Am kommenden Mittwoch, den 2.April, ab 14 Uhr spielt Kramnik in Enschede ein Handicap gegen Marie Sebag und Jan Werle, bei dem das System Foidos seine öffentliche Feuertaufe erleben wird.

Mittwoch, 26. März 2008

Mehr sehen ohne Brett vorm Kopf

Man kann wirklich nicht behaupten, dass beim Amberturnier im Blindspiel nichts riskiert, auf Sicherheit gespielt wird, um nichts einzustellen. Es sind auch erwartungsgemäß ein paar Einsteller passiert. Trotzdem liegt die Remisquote in den Blindrunden deutlich höher als bei Ansicht des Bretts. Wenn ich richtig gezählt habe bei sechzig Prozent gegenüber fünfzig Prozent in den herkömmlichen Schnellpartien. Ein Zufall, wie er im Sport eben statistisch passiert, oder hat jemand eine vernünftige Erklärung?

Topalows Topfen

Juri Wassiljew hat für den russischen Sport-Ekspress nach dem Turnier in Linares ein Interview mit Wesko Topalow geführt, das nun auf Englisch bei Chessbase nachzulesen ist (und wir freuen uns schon auf die freundlichen Worte, mit denen das Stück auf der deutschen Chessbase-Seite verlinkt werden wird). Toppy gibt zu, dass er mit seinem Leben gar nichts anderes anzufangen wüsste als Schach zu spielen. Er findet, dass der Abtritt von Kasparow dem Spitzenschach genutzt habe. Seine schwächeren Resultate erklärt er damit, dass er öfter als andere die Kontrolle verliere und es ihm, wenn er ein Turnier nicht gewinnt, nichts ausmache, ob er am Ende Dritter oder Fünfter werde. Was dann auch der tiefere Grund seiner Absage für den FIDE-Grandprix ist, denn ihn hätte nur der erste Platz interessiert und um diesen zu kämpfen fiele ihm, während er zugleich um den Grandslam und den WM-Titel spielt, zu schwer. Dass er seinen Gegner im Herausforderermatch Kamsky als stärkeren Matchspieler als Kramnik darstellt, ist allerdings, wie es hier in Österreich heißt, ein Topfen und eigentlich nur durch seine tief liegende Abneigung gegen seinen WM-Bezwinger von 2006 zu erklären. An der, so Topalow, werde sich auch nichts mehr ändern.

Dienstag, 25. März 2008

Milliardäre

Joop van Oosterom, der Mäzen des Amberturniers (Aronjan ist mit 2,5 Punkten Vorsprung vor den letzten zwei Doppelrunden praktisch durch), ist wahrscheinlich der stärkste Schach spielende Milliardär, aber längst nicht der einzige. Diesem ursprünglich in der philippinischen Sun Times erschienen Artikel zufolge spielt Paul Allan, der zweite Mann bei Microsoft und etwa halb so reich wie Bill Gates, regelmäßig. Larry Ellison von Oracle habe zumindest früher viel gespielt. Das gilt auch für Ebay-Gründer Pierre Omidyar. Und Michael Birch, der Gründer von Bebo (das gerade von AOL aufgekauft wurde, mehr über ihn, ebenfalls mit einer Schachreferenz, hier), unterhalte sogar einen privaten Schachklub in San Francisco. Der Artikel listet noch einige weitere, weniger prominente, aber auch recht vermögende Schachnerds aus dem Silicon Valley.

Sonntag, 23. März 2008

Immer diese drei

Wijk: 1.-2. Aronjan, Carlsen, 3. Anand
Linares: 1. Anand, 2. Carlsen, 3. Aronjan
Nizza (nach 8 von 11 Runden): 1. Aronjan, 2. Carlsen, 3. Anand Leko (den sah ich einen halben Punkt zu niedrig), 4. Anand

Samstag, 22. März 2008

Very Nice!

Nochmals zum Amberturnier: Gelfand verwechselte am Freitag mit seinem letzten Zug im Blindspiel gegen Kramnik in völlig ausgeglichener Stellung Springer und Dame, was letztere gekostet hätte, hätte Kramnik dem gut befreundeten Israeli nicht ganz Gentleman sofort remis geboten. Bedenkt man, dass ein halber Punkt in dem engen Feld am Ende einigen Unterschied in Rang und Preisgeld ausmachen kann, eine lobenswerte Geste.
Das gilt auch für Lewon Aronjan und Schachrijar Mamedscharow. Der Armenier und der Aserbaidschaner verstehen sich ausgezeichnet. Der wie üblich sehr lesenswerte Tagesbericht von Turnierdirektor Dirk Jan ten Geuzendam hat auch ein Foto, wie die beiden noch wenige Minuten vor ihrer Partie als Team am Fußballkicker zusammenspielen.
Oder muss Mamedscharow nun nach seiner Heimkehr mit Repressionen rechnen? Sein Landsmann Radschabow hat in der Vergangenheit auf die patriotische Karte gesetzt und den armenischen Erzfeind mit Verachtung und bösen Worten gestraft. Beim ersten FIDE-Grandprix nächsten Monat in Baku übrigens wird Aronjan nicht am Start sein.

Donnerstag, 20. März 2008

Spaßige Runde

Das Amberturnier, erst Blind- dann Schnellschach, scheint seinen Teilnehmern dieses Jahr wieder richtig Spaß zu machen. Für einige Weltklassespieler ist es das einzige Turnier, zu dem sie ihre Partnerin mitnehmen. So im Luxus wie als Gäste von Joop van Oosterom, dem größten Mäzen unseres Spiels, schwelgen die meisten sonst nie (ein bisschen davon kommt in den feinen Videos von Peter Doggers und Macaulay Peterson zum Ausdruck). Zur Abwechslung wird nicht im eher öden Monte Carlo sondern in Nizza gespielt, wodurch sich mehr Zuschauer einfinden. Es stehen zwar keine Elopunkte auf dem Spiel aber doch sehr viel Preisgeld, nämlich mehr als 200 000 Euro. Wassili Iwantschuk verwöhnte mit einer Neuerung, bei der er nicht weniger als die Dame für zunächst nur zwei Bauern und Entwicklungsvorsprung opferte. Auch sonst wird jede Menge spektakuläres Gehacke geboten. Gleich zum Auftakt krönte Anand einen Schwarzsieg gegen Kramnik mit einem Damenopfer. Später entzauberte Morosewitsch den Weltmeister. Carlsen, der voriges Jahr im Blindschach keine Partie gewonnen hat, mischt kräftig auf. Erstmals seit der Toiletten-WM in Elista hat Kramnik mal wieder Topalow geschlagen, und zwar sehr ansehnlich und energisch. Zum Handshake kam´s trotzdem nicht. Ganz vorn liegt aber fürs erste Aronjan. Der profitierte von einem Überseher Carlsens, der in Remisposition einen Turm einstellte, das noch korrigieren wollte, aber von Aronjan und Schiedsrichter Gijssen darauf aufmerksam gemacht wurde, dass er das gute Stück bereits auf dem bösen Feld abgesetzt hatte. Carlsen hat sich entschuldigt und sollte nicht wie Kasparow wegen eines sehr ähnlichen Vorfalls mit Judit Polgar noch Jahre als Jadoubowitsch verfolgt werden.

Grundschulschachpädagogik

Es ist ein Durchbruch für Schach in den USA: Als erster US-Bundesstaat führt Idaho flächendeckend aus dem öffentlichen Budget Schulschach für Zweit- und Drittklässler ein, berichtet Dylan Loeb McClain in der heutigen New York Times. Ein Politprojekt verlief vielversprechend. Eine Lehrerin wird zitiert, die besonders schätzt, dass die Kinder beim Schach lernen vorauszudenken.

Nicht Schachtrainer sollen unterrichten, sondern Grundschullehrer, die in speziellen Schachseminaren dafür ausgebildet werden. Wenn Turnierspieler Anfänger unterrichten, wollen sie oft zu viel oder können nicht recht auf die Kinder eingehen, sagte mir in Wijk aan Zee Jan van de Mortel, ein niederländischer IM, der seit vielen Jahren in Chicago zusammen mit einem Partner erfolgreich eine Schachschule betreibt. Auf Pädagogen zu setzen sei in Wahrheit der bessere Weg für die sieben- bis zehnjährigen Anfänger. Zuletzt hat Jan begonnen, Pädagogikstudenten und Junglehrer für den Schachunterricht vorzubereiten, was sehr gut funktioniere.

Wie Jans Firma gibt es viele in den USA, die Schachlehrer in die Schulen schicken, vor allem in den Nachmittagsstunden, aber auch in der Mittagspause oder vereinzelt in der Stunde vor dem regulären Unterrichtsbeginn am Morgen. Bezahlt werden die Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse teils von den Eltern, teils von den Schulen, teils auch von Sponsoren - und nun erstmals in großem Stil von einem Bundesstaat.

Dienstag, 18. März 2008

Family Business

Seit heute ist es offiziell, die Dortmunder Pressemitteilung kam nicht per E-Mail sondern über Chessbase: Wladimir Kramnik bestreitet sein letztes Turnier mit langen Partien vor der WM vom 28.Juni bis 6.Juli in Dortmund. Seinem Manager Carsten Hensel und dessen Spezi Stefan Koth ist nichts Besseres eingefallen, als Peter Leko, seit 1998 ununterbrochen jedes Jahr dabei und auch ein Hensel-Schützling, wieder einen Platz zuzuschanzen. Wenn man schon beim Versorgen der Familie aus den Taschen der städtischen Gelder (die Stadtsparkasse zahlt den größten Batzen) ist: Loek van Wely, WM-Sekundant Kramniks im vorigen und wohl auch in diesem Jahr, darf wieder mitspielen.

Arkadij Naiditsch ist als Dortmunder sowieso gesetzt und vielleicht wieder für eine Überraschung gut. Schachrijar Mamedscharow, der trotz seiner hohen Elo und originellen Spielweise bisher nicht von Einladungen verwöhnt ist, darf immerhin auch noch einmal. Ein Platz war für den Sieger des Aeroflotturniers reserviert, womit wir uns wenigstens ein bisschen auf Ian Nepomniaschtschi Nepomnjaschtschi (die Schreibweise der russischen Namen üben wir noch, gell?) freuen dürfen. Weil wegen der Fußball-EM ohnehin kein Zuschauerrekord drin ist, werden es heuer heuer nur sieben Runden sein, ergo acht Spieler und zwei Namen fehlen damit noch: Aufgrund der Überschneidung mit dem Grandslamturnier in Mexiko City dürfte es nicht leicht gewesen sein, einen ganz bekannten Spieler zu kriegen. Ein solcher musste es für die Dortmunder wohl unbedingt sein. Die Wahl fiel auf Wassili Iwantschuk.

Eigentlich um zwei Jahre zu spät kommt die Einladung an Jan Gustafsson. Endlich mal ein zweiter Deutscher im Feld. Soweit so gut. Mich würde allerdings nicht wundern, wenn Gusti, der ein ausgezeichneter Theoretiker und guter Freund Loeks ist, Kramnik bei der WM sekundiert und damit auch zum Mitglied der Familie wird.
Nachtrag am 7.April: Gusti sagt, er wisse nichts davon, dass er Sekundant werden soll. Da sei nichts dran.

Turniere, wo seid Ihr?

Harmen Jonkman hat vielen Turnierspielern über die Jahre einen großen Dienst erwiesen, indem er auf seiner Website bevorstehende Turniere in aller Welt listete. Denn wer mag schon ständig diverse nationale Kalender auf der Suche nach einem Open durchgehen? Im Herbst hat der Großmeister aus Beverwijk offenbar die Lust am Kalenderführen verloren. Vielleicht auch aus Enttäuschung, dass sein Projekt keine Sponsoren fand. Ich hätte ja gemeint, dass die Berufsspielervereinigung ACP daran Interesse haben müsste. Oder Global Chess, der von Bessel Kok geleitete Vermarktungsarm der FIDE. Das letzte, offenbar schon vor Monaten von Harmen eingetragene Turnier ist seit ein paar Tagen vorbei, ab April ist seine Liste leer.

Müssen wir nun mit dem alles andere als augenfreundlichen FIDE-Kalender vorlieb nehmen. Igor Gleks Website World League of Chess Tournaments klingt zwar dämlich, ist aber schon erträglicher. Nur deckt diese Seite längst nicht so viele Länder ab wie Harmens Liste und könnte auch rasch wieder aus dem Netz verschwinden, falls die von Glek verfolgten (und von mir nicht durchschauten) Absichten scheitern.

Montag, 17. März 2008

Das Da-Vinci-Spiel

Ein lange verschollenes Schachbuch von Luca Pacioli ist in Italien wieder aufgetaucht. In Rovereto, wenige Kilometer vom Nordufer des Gardasees entfernt, ist es derzeit in einer Ausstellung zu sehen. Nun kursiert die Vermutung, dass kein Geringerer als Leonardo da Vinci an der Entstehung des "De Ludo Scachorum" beteiligt gewesen sei. Sie stützt sich auf die Freundschaft zwischen Pacioli und Leonardo und ein anderes gemeinsames Projekt in der Periode, in der das Manuskript entstanden ist. Von Associated Press interviewte italienische Experten äußern den Verdacht, dass Leonardo die Schachdiagramme gezeichnet habe. Selbst Raymond Keene, der sich eine gute Schlagzeile ungern entgehen lässt, mag in der Times nicht recht an eine Beteiligung des Universalkünstlers zu glauben. Leonardos Nennung dient wohl eher einem anderen Zweck, nämlich Publicity für die Ausstellung und den Absatz der immens teuren Facsimile-Editionen zu schaffen.

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