Sonntag, 16. März 2008

Danke Rainer!

Baden, mein österreichischer Klub, ist Meister! Die letzte Entscheidung fiel am Brett (Foto) von Rainer Buhmann (Maria Saal) und Krunoslav Hulak (Holz Dohr): Buhmann gewann mit präzisen Zügen ein Turmendspiel. Damit hat der SK Advisory Invest Baden sowohl nach Brett- als auch Mannschaftspunkten mit Holz Dohr Semriach gleichgezogen und ist dank dem Sieg im direkten Vergleich offizieller Meister (Mannschaftsfoto von der Siegerehrung).

Der Showdown um den Titel (hier auch ein ausführlicher Bericht auf der ÖSB-Seite) in Graz war an Spannung kaum zu übertreffen. Holz Dohr hatte einen halben Brettpunkt Vorsprung vor den letzten vier Runden und baute diesen am Donnerstag durch ein 4,5:1,5 gegen Pamhagen aus. Dass nicht mehr als ein halber Punkt dazu kam, lag am etwas glücklichen Badener 4:2 gegen Mayrhofen: Mein Gegner verpasste wiederholt das Remis, Reini Lendwais Gegner stellte in Zeitnot einen Bauern ein.

Am Freitag sah es bei Holz Dohr nach einer knappen Niederlage gegen Wulkaprodersdorf aus, während Baden einem Sieg gegen Ansfelden entgegensteuerte. Doch es kam anders: Holz Dohr gewann 3,5:2,5, Baden verlor 2,5:3,5. Socko ließ Ftacnik aus, Baumegger verpatzte eine Gewinnstellung, und Stohl unterlag überraschend, aber nicht unverdient gegen Alois Hellmayr, 2320. Das Rennen schien gelaufen, als ich abreiste, um die Badener Zweite im Kampf gegen den Abstieg aus der Zweiten Liga zu unterstützen (Mission erfüllt). Vor dem direkten Vergleich am Samstag war Holz Dohr, das nunmehr mit sechs Großmeistern aus sechs Nationen antrat, um zwei Punkte vorn.

Am Samstag gelang Baden dann ein 3,5:2,5, wobei Bartek Socko am Spitzenbrett seine erste Saisonpartie gewann - mit Schwarz gegen Alexander Beljawski! Auch Csaba Balogh, der eine ausgezeichnete Saison spielte, gewann seine Partie gegen Wladimir Baklan. Hulak verkürzte für Holz Dohr gegen Igor Rausis. Damit blieb dem Favoriten ein Punkt Vorsprung vor der letzten Runde.

Im Nachhinein ist natürlich leicht zu bemängeln, dass Holz Dohr gegen Maria Saal zwei Weißpartien mit klarem Eloplus (Kornejew gegen Bunzmann und Freitag gegen Kreisl) früh remis gab. Beljawski sorgte mit einem Marshallsieg gegen Ragger für die Führung, die Tony Kosten, mit 9 aus 11 übrigens Topscorer der Liga, etwas glücklich gegen Tratar ausbaute. Holz Dohr hatte 3,5 Punkte und noch eine laufende Partie. Was tat Baden?

Balogh und Sebi Siebrecht hatten mit Schwarz früh remis gemacht. Socko gewann zum Abschluss gleich noch einmal und brachte Baden durch einen Sieg gegen den bis dahin ungeschlagenen Davit Shengelia in Führung. Reini Lendwai legte erwartungsgemäß einen drauf. Nicht unbedingt zu rechnen war mit Siegi Baumeggers Sieg gegen Eva Moser, die in Zeitnot die Kontrolle verlor. Damit hatte Baden 4,5 Punkte. Den Rest besorgte Buhmann gegen Hulak.

(Nachtrag 17.3.:) Während Baden meiner Rechnung nach durchschnittlich 2513 Elopunkte an die Bretter brachte, war Holz Dohr mit gemittelt 2562 Elo im Einsatz deutlich favorisiert.

Inoffizieller Österreichischer Meister mit mindestens drei Österreichern pro Kampf wurde am Ende doch nicht Buhmanns Klub Maria Saal, der am Ende mit je zwei Deutschen und Slowenen antrat (also auch gegen Holz Dohr, wovon Baden profitierte), sondern, wenn man den seit Jahren in Wien lebenden Shengelia bereits als Österreicher rechnet, Styria Graz. Sonst der Tabellenletzte Gleisdorf.

Mayrhofen und Gleisdorf steigen ab. Der Drittletzte Klagenfurt hält die Klasse, falls Union Ansfelden, nachdem der Klubmäzen vor kurzem verstorben ist, seine Mannschaft zurückzieht.

Freitag, 14. März 2008

Absteigen

Bringe ich Unglück? Es scheint so. Acht Partien habe ich in dieser Bundesligasaison für Kreuzberg gespielt. Alle acht Kämpfe haben wir verloren. Sechs davon mit 3,5:4,5 (auch wenn es bis hier so aussieht: dies ist nicht das gleiche Stück wie das auf der Bundesligaseite). Können wir unsere Punkte nicht geschickter verteilen? Mit 3,5 aus 8 habe ich genau das Kreuzberger Standardergebnis. Hätte ich meine Punkte nicht besser verteilen können? Nur an einem der bisher fünf Wochenenden hat die Mannschaft gepunktet. Und da war ich nicht dabei.

Es wäre nicht mein erster Abstieg. In meinen ersten Bundesligajahren kannte ich nichts anderes. 1986/87 mit Karlsruhe. 1988/89 mit Kreuzberg. 1989/90 mit Zehlendorf. Und 1993/1994 noch einmal mit Zehlendorf. Stets wäre der Klassenerhalt ein Erfolg gewesen. Darum war es auch nie so schlimm. Dann bin ich zum HSK gewechselt. Der ist noch nie abgestiegen und auch nicht mit mir. Zwar galt es auch beim HSK jedes Jahr, genügend Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln, aber das war in der Regel einige Runden vor Schluss bereits geschafft. Solider Mittelstand eben.

2002 bin ich zu Kreuzberg zurückgekehrt und Kreuzberg in die Bundesliga. Die Mannschaft war stark genug, mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben. Im guten Mittelfeld sollten wir spielen. Fünf Spielzeiten lang ging das gut. Stets haben wir ein dickes Polster zu den Abstiegsplätzen aufgebaut, stets einstellig abgeschnitten. Wir waren Fünfter, Sechster, Siebter und zweimal Achter. Doch in dieser Saison läuft gar nichts. Zumindest nicht, wenn ich dabei bin. Selbst mit Zehlendorf und Karlsruhe habe ich nicht so oft auf die Hucke bekommen.

Wie fällt man von einer Saison zur nächsten vom Mittelfeld tief in die Abstiegsränge? Die Liga ist etwas stärker geworden, aber das allein ist es nicht. Die Kreuzberger Mannschaft ist praktisch die gleiche geblieben. Das scheint nicht mehr zu reichen. Dass eine Reihe von uns auf dem absteigenden Ast sind, hatte sich schon vorher abgezeichnet. Doch es wäre zu verkraften gewesen, hätten wir unsere Punkte geschickter verteilt. Zählten die Brettpunkte, wäre Kreuzberg gerade noch auf einem Nichtabstiegsplatz. In der Elobilanz ist die Mannschaft übrigens nicht im Minus sondern spielt entsprechend ihrer Erwartung.

Vielleicht fehlt jemand, der die Mannschaft mitreißt. Durch Kampfgeist, ein eigenes gutes Ergebnis, die richtigen Worte an die Mitspieler. Aber wenn ich recht überlege, gibt es in wenigen Mannschaften so jemand. Einen wie Rainer Polzin bei Schachfreunde Berlin. Vielleicht Artur Jussupow für die deutsche Auswahl 2000 in Istanbul. Sonst fällt mir auf die Schnelle keiner ein.

Vier Spieltage stehen noch aus. Wird sich Kreuzberg noch einmal aufbäumen? Ich bin pessimistisch. Ein schlechtes Zeichen war schon, dass wir in Bindlach einen völlig überforderten Jugendspieler eingesetzt haben. Nach keiner der Niederlagen habe ich eine Konsequenz innerhalb der Mannschaft bemerkt. Eine Matchtaktik gab es nie. Auch das Schielen auf die Zweite Mannschaft und dass sie den Lapsus der Ersten in der Zweiten Liga Nord ausbügelt, spricht dagegen. Und dass unser Hauptgeldgeber bereits angekündigt hat, dass er eine Funktion im Verein niederlegt.

Hoffnungslosigkeit. Keine Lust mehr auf die Kämpfe. Ein unterschwelliger Verdacht, dass die Mannschaft auseinander fällt. So fühlt sich Absteigen an.

Donnerstag, 13. März 2008

Wem gebührt die Ösimeisterschaft?

Anders als in der deutschen Bundesliga ist der Titelkampf beim österreichischen Namensvetter spannend (hier die Tabellen). Von diesem Donnerstag an steigt in Graz die Entscheidung. Wie seit vielen Jahren üblich live.

Der hohe Favorit Holz Dohr Semriach hat nur einen halben Punkt Vorsprung vor dem SK Advisory Invest Baden (für den ich spiele). Der direkte Vergleich am Samstag könnte entscheidend sein. Auch Wulkaprodersdorf und Hohenems dürfen sich wegen des erheblich leichteren Restprogramms noch gewisse Hoffnungen machen.

Von Semriach war vor der Saison ein Durchmarsch befürchtet worden. Fast so wie einst der frühere Abonnementmeister Merkur Graz, dessen Spielrecht auf Umwegen inzwischen bei Semriach gelandet ist. Doch obwohl stets fünf Großmeister (darunter Beljawski und Baklan) an den Brettern waren, hat sich der Favorit nicht absetzen können. Dass er überhaupt knapp führt, ist allein Tony Kostens 6,5 aus 7 zu verdanken.

Die Aufhebung der Ausländerbeschränkung vor dieser Saison (bisher mussten mindestens drei der sechs Bretter mit Österreichern besetzt werden) hat nicht nur Semriach sondern auch Baden zum Aufrüsten verleitet. Selbst wenn ich, da ich seit Jahren in Wien lebe, als Inländer gewertet werde, ist Baden bisher stets mit vier Ausländern angetreten. Wulkaprodersdorf und Hohenems haben ebenfalls in der Regel vier Ausländer an die Bretter gebracht.

Die bestplatzierte Mannschaft, die unbeirrt mit jeweils mindestens drei Österreichern antritt, ist Maria Saal. Die Kärntner Mannschaft wird angeführt vom einzigen Österreicher, der überhaupt noch an einem der vorderen Bretter eingesetzt wird, nämlich Markus Ragger, der übrigens nach neun Runden eine GM-Norm erzielt hat, wenn er in den nächsten zwei, drei oder allen vier ausstehenden Runden fünfzig Prozent holt. Am fünften und sechsten Brett sitzen weitere Eigengewächse (von denen Robert Kreisl eine IM-Norm erzielt hat). Auch die nächstplazierten Styria Graz und Mayrhofen haben stets mindestens drei Österreicher aufgestellt. Von den hinteren Mannschaften trifft das noch auf Klagenfurt und den designierten Absteiger Gleisdorf zu.

Von 504 Einsätzen in der Bundesliga während der ersten sieben Runden entfielen, wenn ich richtig gezählt habe, gerade noch 198 Einsätze auf Österreicher, also knapp unter vierzig Prozent und damit gut ein Viertel weniger als vor der Freigabe (in der deutschen Bundesliga, wo die Ausländerbeschränkung schon in den Neunzigern fiel, liegt die Einsatzquote der deutschen Spieler etwas höher).

Mag Semriach oder Baden nun Bundesligameister werden, so entscheidet sich die Österreichische Meisterschaft doch gewissermaßen zwischen Maria Saal, Graz und Mayrhofen - vorausgesetzt sie bleiben ihrer Linie treu.

PS am 14.März: Mayrhofen hat sich in der achten Runde durch den Einsatz von nur noch zwei Österreichern aus der inoffiziellen Meisterschaft verabschiedet, ebenso Klagenfurt. Graz würde ich in der Wertung lassen, da Davit Schengelia seit vier Jahren in Österreich lebt und wohl auch bald FIDE-Österreicher wird. Nach neun von elf Runden ist die Quote der österreichischenh Einsätze auf 247 von 648 bzw. 38 Prozent gefallen. In der neunten Runde waren von 72 eingesetzten Spielern nur noch 22 Österreicher an den Brettern, also 30 Prozent.

Mittwoch, 12. März 2008

Wem gehört eine Neuerung?

Topalows 12.Sxf7 gegen Kramnik wird wahrscheinlich als Neuerung des Jahres 2008 in die Annalen eingehen. Dabei war streng genommen erst der nächste Zug des Bulgaren (12...Kxf7 13.e5) eine Neuerung, weil das Springeropfer mit einer anderen Idee (12...Kxf7 13.f4) zuvor schon in zwei Fernpartien (hier mehr darüber), die Toppys Sekundant Tscheparinow bei seiner Analyse nach eigener Aussage nicht kannte, erprobt worden war.

Als Neuerung des Jahres 2007 gilt Gajewskis 10...d5. Der junge Pole gewann vorigen Juli folgende Glanzpartie:

Viktor Kusezow - Grzegorz Gajewski, Pardubice Open 2007
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. La4 Sf6 5. O-O Le7 6. Te1 b5 7. Lb3 d6 8. c3 O-O 9. h3 Sa5

Eine andere Gajewski-Spezialität lautet 9...Tb8!?

10. Lc2 d5!?

gajewski

Also nicht Tschigorins 10...c5 sondern Marshallmotive. Immerhin haben diesen Zug seitdem schon Carlsen, Leko und etwa ein Dutzend weiterer Großmeister erprobt.

11. exd5 e4 12. Sg5 Sxd5 13. Sxe4 f5 14. Sg3 f4 15. Se4 f3 16. d4 fxg2 17. Sg3 Dd6 18. Le4 Lb7 19. Sf5 Txf5 20. Lxf5 Tf8 21. Te6 Txf5 22. Txd6 Lxd6 23. a4 Lg3 24. f3 Lf4 25. axb5 Lxc1 26. Txa5 Sf4 27. De1 Lxf3 28. bxa6 Sxh3+ 29. Kh2 Lf4+ 30. Kxh3 g1S+ 31. Dxg1 Txa5 0-1

Im aktuellen SOS-Band 8 findet sich ein Kapitel darüber, obwohl Varianten, die später als im sechsten oder siebten Zug einsetzen, eigentlich außerhalb des Fokus dieser Eröffnungsreihe liegen. Nun wirbt Chessbase für seine aktuelle Magazinausgabe mit einem frei zugänglichen Beitrag von Lars Schandorff über Gajewskis Neuerung, "mit der Schwarz tolle Erfolge erzielt". Gemach, gemach. In den etwa sechzig Partien in der Onlinedatenbank von Chessbase steht es, wenn ich richtig gezählt habe, plus eins für Weiß. Was ja aus schwarzer Sicht auch noch ganz passabel ist.

Außerdem zeigt die Datenbank, dass Gajewski gar nicht der erste ist, der 10...d5 gespielt hat, sondern ein gewisser Stephen Maltz, vermutlich Amerikaner, tat es bereits 1995 und gewann eine ordentliche Partie - allerdings nicht mit der richtigen Idee, auf 11.exd5 e4 zu erwidern. Dann verzeichnet die Datenbank noch eine Partie Herrera-Hernandez aus dem Jahr 2000, in der aber wohl nur auf die Schnelle 8...d5 statt 8...d6 eingetippt wurde, und die Schlamperei bei diesem vermutlich abgesprochenen 12zügigen Remis zunächst niemand auffiel. Auch ein gewisser Ed Johnson hat um diese Zeit einmal 10...d5 gespielt, aber reiner Zufallstreffer und wie der weitere Verlauf zeigt ohne Sinn und Verstand.

Gajewski gebührt also durchaus die Ehre. Nur vermute ich, dass die Neuerung von 2007 nicht etwa zuhause akribisch vorbereitet war wie Topalows bzw. Tscheparinows 12.Sxf7. Dazu war die Partie in der dritten Runde eines Opens gegen einen nominell klar schwächeren Gegner nicht wichtig genug. Eine wichtige Neuerung hätte er beispielsweise für die Polnische Meisterschaft reserviert. Ich vermute vielmehr, dass der begabte Pole, weil ihm die normalen Tschigorinabspiele zu remisverdächtig erschienen, am Brett improvisiert oder allenfalls eine nur oberflächlich betrachteten Einfall aufgegriffen hat. Weiß jemand mehr darüber?

Nachtrag am 22.März:
Bartosz Socko berichtet, dass Gajewski 10...d5 zwar vorbereitet habe, aber eigentlich nicht so ganz von dem Zug überzeugt ist. In der Partie gegen Kusezow soll er zwischenzeitlich schlecht gestanden sein. Sein 9...Tb8 findet Gajewski selbst stärker und tiefsinniger.

Dienstag, 11. März 2008

Doping im Schach?

Bringt´s nicht, heißt es ja immer. Nur das Testen bringt´s. Nämlich die Anerkennung als Sport und damit Zugang zu Fördermitteln. Ein Essay in der New York Times über Hirndoping vor allem im akademischen Bereich wurde nun ausgerechnet mit einer Karikatur zweier Schachspieler illustriert, von denen der offensichtlich auf Gewinn stehende gerade ein Pillchen einwirft. Hier ist die Zeichnung von Luci Gutierrez.

Montag, 10. März 2008

Was folgt aus Linares?

Das Turnier von Morelia und Linares ist schon seit einigen Tage beendet, und mittlerweile kann man Anands Pressekonferenz bei Chessvibes sehen. Hier sieben Punkte, die sich aus demTurnier ergeben haben:

1. Nachricht Nummer eins ist für mich, dass Magnus Carlsen dank seines guten Laufs auf Rang fünf in der Weltrangliste vorrückt, nur ganz knapp hinter Topalow. So hoch stand mit 17 Jahren weder Bobby Fischer noch Garri Kasparow, also ein Primeur. Was aber nicht heißt, dass es gleich in den nächsten Listen notwendigerweise weiter nach oben gehen muss für Carlsen, denn seine Spielweise ist sehr laufabhängig. Ich erwarte eher wechselhafte Resultate, zumal er weiterhin viel spielt, obwohl er zwischen Turnieren noch die Schulbank drückt.

2. Nachricht Nummer zwei ist Anands professionell heimgespielter Sieg, mit dem sich der Weltmeister die klare Führung in der Weltrangliste sichert - etwa 15 Punkte vor Kramnik und knapp über 2800 - und (so glaube ich, aber berichtet gesehen habe ich es kurioserweise nicht - was machen diese Journalisten bei den Turnieren heute eigentlich?) außerdem 100 000 Euro Preisgeld.

3. Anand hat erklärt, dass er zwar noch nicht definitiv entschieden habe, aber im Prinzip am Grandslamfinale in Bilbao im September teilnehmen will (immerhin ist es mit 150 000 Euro für den Sieger der bestdotierte Wettbewerb nach der WM), obwohl es dann nur noch wenige Wochen bis zum WM-Kampf gegen Kramnik sind. Da er weder in Baku, Sofia, Mexiko City, Dortmund noch Sotschi antritt, dürfte es vor dem Match sein einziges Turnier mit langen Partien vor der WM werden (er absolviert freilich einige Schnellturniere wie Monaco und Mainz).

4. Das Turnier, immerhin eines der stärkstbesetzten des Jahres, fand in den deutschen Medien kaum Beachtung (relative Ausnahme die FAZ, die Stücke über Anand, Carlsen und einen Schlussbericht von mir brachte, was ich auch deshalb erwähne, weil Chessbase es nicht tut). Was zeigt, dass das Annus mirabilis, in dem WM und Schacholympiade in Deutschland stattfinden, für die Medien noch nicht begonnen hat.

5. Momentan sind enorm viele Eröffnungen auf höchstem Niveau spielbar. Dass Aljechin es ist, wissen Kenner (wie Leser dieses Blogs) schon lange, aber dass auch Radschabows Jänisch keinen Schiffbruch erleidet, stimmt nach einem gewissenÜberdruss an Russisch und Slawisch optimistisch, dass wir interessante Schachzeiten durchleben.

6. Ein hoher Anteil entschiedener Partien in den ersten Runden hebt die Aufmerksamkeit und prägt das Bild eines Turniers. Durch viele Punkteteilungen in den letzten Runden ist die Remisquote in Linares fast wieder in den normalen Bereich gerutscht.

7. Die Ausrichtung auf zwei Kontinenten ist doch keine so gute Idee, denn am Ende waren alle müde, es gab mehr Fehler und mehr langweilige Remis. Zumal auch insgesamt mehr Spitzenturniere im Kalender stehen, wird Bereitschaft der Spitzenleute, sich auf diese Strapaze einzulassen, sinken.

Donnerstag, 6. März 2008

Bara lernt jetzt Eröffnungen

Feiner Zug von Gusti, dass er David Baramidze und Arik Braun Eröffnungen beibringt. Zumindest Bara hat da offensichtliche Defizite, und Jan Gustafsson weiß (fast) alles darüber. Das war vielleicht auch schon die wichtigste Neuigkeit des mit dem Bundestrainer geführten Interviews bei Chessbase (nicht von Kohle sondern André Schulz, also ganz lesbar).

Der anlässlich des EM-Debakels der deutschen Nationalmannschaft hier thematisierte fehlende Zusammenhalt, damals schon von Gusti weitgehend korrigiert, wird nun auch von Bönsch dementiert oder vielmehr auf einen konzentriert, der sich bei Mannschaftsbesprechungen und Mahlzeiten tatsächlich regelmäßig absentierte: Der Name, der bei Chessbase nicht aufscheint, ist Arkadi Naiditsch.

(Ergänzung am 10.März: Vielleicht hat Bönsch den Namen auch deshalb nicht genannt, um das Zuschieben des Schwarzen Peters an Naiditsch intern zu halten. Dass dieser eigene Wege gehen würde, war nicht nur zu erwarten, sondern gewissermaßen so vereinbart: Naiditsch hatte bei der Olympiade in Turin angekündigt, dass ér die Mannschaftssitzungen für vertane Zeit und Mühe hielt und sich bei künftigen Starts im Nationalteam fernhalten würde. Wenn Bönsch so großen Wert auf Geschlossenheit legt, muss er Naiditsch umstimmen, oder er kann die sportliche Nummer eins Deutschlands nicht mehr nominieren. Bei der Bundesligarunde in Eppingen hatten sie Gelegenheit, sich auszusprechen, so Bönsch, nachdem er von seinem besten Spieler am Brett leicht aus dem Feld geschlagen wurde, dazu Lust hatte.)

Ferner erfährt man überrascht, dass die deutsche Jugendarbeit international höchstes Niveau besitzt. Dass der Nachwuchs nicht stärker ist, liegt laut Bönsch einerseits an den sonstigen Verlockungen, denen die Jugend von heute ausgeliefert ist, andererseits am Fehlen von Startplätzen bei Spitzenturnieren. Nun ja. Ich hätte nachgefragt, wie oft er in Dortmund oder Mainz vorstellig war, um da mehr für seine (unsere?) Jungs herauszuschlagen.

Die Nominierungen für Dresden will Bönsch erst im Juli treffen. Meiner Meinung nach würde es sich sogar lohnen, zumindest mit zwei Brettern noch länger zu warten. Momentan gibt es nämlich sehr viele Alternativen, wobei viele der möglichen Spieler sehr formabhängig sind. Namen wollte Bönsch nicht kommentieren, damit auch nicht, ob Neubürger (und Deutscher Meister 2008) Daniel Fridman auf seiner Liste steht.

Was den sportliche zweifelhaften DM-Modus betrifft, träumt Bönsch von einer Krongruppe der besten zehn Spieler. Ich habe eher Zweifel, dass es so geschickt ist, wenn Jahr für Jahr die mehr oder weniger gleichen ein Rundenturnier bestreiten. Aus Österreich weiß ich, dass das zu sehr vielen, sehr kurzen Remis führen kann. Aufregender und kompatibler mit den Wünschen der Landesverbände, ihre sehr selten auch nur unter den Top 100 Deutschlands aufscheinenden Meister im Spiel zu halten, wäre meiner Meinung nach ein doppelrundiges K.o.-System. Wer ausscheidet, wechselt in ein Schweizer System-Turnier (schließlich haben sich alle eine Woche frei gehalten). Da wären die Landesmeister von Anfang an nahezu unter sich (und hätten statt wie bisher einer Partie gegen einen starken Gegner deren zwei zu Beginn), während die stärkeren Leute sich ab Runde zwei gegenseitig eliminieren.

Aber die Überlegungen gehen, wiederum Quelle Bönsch, in eine andere Richtung. 2010 könnte dem Deutschen Meister ein PKW winken. Wenn´s kein Drei-Liter-Auto oder Hybrid wird, sehe ich das eher als Imageschaden für unser ja doch recht umweltfreundliches Spiel.

Was noch zu denken gibt: Bönsch antwortet, als wären Herren und Damen gleich wichtig. Nach der (hier kritisierten) Beteiligung einer anderen Dame, nämlich der neuen Frau seines Vaters, am Coaching der Nationalmannschaft hat Chessbase leider nicht gefragt.

Dienstag, 4. März 2008

Magnus im Glück

Schon in Wijk aan Zee hat sich Viktor Kortschnoi fürchterlich aufgeregt. So viel Glück wie Carlsen habe man in Hundert Jahren einmal, schimpfte er. Stimmt schon, dass Carlsen gegen Van Wely eine verlorene Stellung umdrehte, aber sonst, fand ich, hielten sich Glück und Pech doch im Januar etwa die Waage.

Anders nun in Linares. Da sammelt der Norweger einen Punkt nach dem anderen durch heftige Mitwirkung seiner Gegner: Gegen Iwantschuk stand er aus der Eröffnung heraus hochgradig dubios, doch der Ukrainer ließ die Zeit ablaufen. Schirow warf ein Remisendspiel weg. Und für mehr als Dauerschach war die Kompensation gegen Topalow sicher nicht gut, doch der Bulgare ließ sich einfach mattsetzen. Das könnte ihn Platz vier in der Aprilliste kosten - und Carlsen einbringen.

Grand ohne vier

Was früher einmal die FIDE-Weltmeisterschaft (1996-2004) war, heißt jetzt Weltcup. Was früher unter Weltcup lief (1988-1991, organisiert von der 1993 aufgelösten Großmeistervereinigung GMA), wird jetzt Grandprix genannt.

Im April startet die FIDE in Baku eine Serie von sechs Grandprixturnieren. Das Teilnehmerfeld wurde am Dienstag abend bekannt. Die vier elostärksten Spieler derzeit - Anand, Kramnik, Morosewitsch und Topalow - haben alle abgesagt. Keiner von ihnen wollte sich auf vier Turnierteilnahmen bis Ende 2009 festnageln lassen. Von Anand weiß ich, dass er lange hin- und herüberlegt hat, und die Überschneidung mit dem Chess Classic in Mainz nicht geholfen hat. Auch Judit Polgar und Ruslan Ponomarjow haben anscheinend keine Lust.

Aber immerhin haben mit Carlsen und Aronjan zwei Spieler der Stunde zugesagt. So bleibt zu hoffen, dass das den Sponsoren reicht und die Serie ein Erfolg wird. Der Sieger der Gesamtwertung soll in einem Zweikampf gegen den Gewinner des Weltcups 2009 den WM-Herausforderer für 2010 ermitteln. Es sind die fünfzehn Elostärksten, die die FIDE kriegen konnte, sowie sechs Spieler (mit *), die die sechs Ausrichter nominiert haben. Ich übernehme nicht die Übersicht der FIDE, da in der nächsten Liste voraussichtlich Aronjan, Carlsen und Mamedscharow die Elofavoriten sein werden, sondern beginne mit den Nationen, die mit mehreren Spielern vertreten sind

Grandprixteilnehmer jeweils mit Januarelo
Russland (4)
Peter Swidler 2763
Dimitri Jakowenko * 2720
Alexander Grischtschuk 2711
Ernesto Inarkiew * 2681
Aserbaidschan (3)
Schachrijar Mamedscharow 2760
Teimur Radschabow 2735
Wugar Gaschimow * 2665
Ukraine (2)
Wassili Iwantschuk 2751
Sergei Karjakin

Peter Leko, Ungarn 2753
Boris Gelfand, Israel 2737
Magnus Carlsen, Norwegen 2733
Gata Kamsky, USA 2726
Michael Adams, England 2726
Iwan Tscheparinow, Bulgarien 2713
Etienne Bacrot, Frankreich 2700
Wang Yue, China 2698
David Navara *, Tschechien 2680
Yannick Pelletier *, Schweiz 2600
Mohamad Al Modiahki *, Katar 2569

Spielorte und Termine
20.April – 6.Mai 2008, Baku, Aserbaidschan
30.Juli – 15.August 2008, Sotschi, Russland
13.-29.Dezember 2008, Doha, Katar
14.-28. April 2009, Montreux, Schweiz
1.-17. August 2009, Elista, Russland
7.-23.Dezember 2009, Karlovy Vary, Tschechien

Und nun (10.März) ist auch klar, wer wo spielt.

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