Donnerstag, 13. November 2008

Rekord mit Beigeschmack

Acht Herrenmannschaften sind zur zweiten Runde der Olympiade nicht ausgelost. Das heißt dann wohl, es sind nicht 152 Nationen dabei, wie überall stand und auch ich idiotischerweise in einer Vorschau geschrieben habe. Nun sind es also 146 und auch so mehr als in Turin. Aber ein Beigeschmack bleibt.

Zumal man auf der offiziellen Seite nachrichtenrelevante Infos suchen muss oder auch gar nicht finden kann, weil sie tatsächlich nicht da sind. (ab hier aktualisiert:) Der Pressemitteilung, die nach der ersten Runde ganz oben steht, entnehme ich: "Vorsichtig optimistisch äußerte sich Dirk Jordan: "Es droht die beste Olympiade aller Zeiten zu werden." Vorher steht aber noch viel Arbeit auf dem Programm."

Nun ja, das Selbstlob Jordans hätte ich als Webredakteur nicht vermeldet. (Ergänzung:) Zumal am zweiten Tag ja die Runde gleich mal um eine Stunde nach hinten verschoben werden muss.

Dass die Dresdner bei der Organisation ganze Arbeit leisten, würde mich allerdings nicht wurden. Ich fand schon sie schon bei der EM 2007 im Gegensatz zu dem, was sonst so darüber geschrieben wurde, gelungen. Aber eben mit Ausnahme der Kommunikation. Leider setzt sich das fort: Die Olympiadewebsite stand im Vorfeld ganz im Zeichen der Vermarktung und nicht der Verbreitung von Informationen. Nun, da die Olympiade begonnen hat, müsste ein guter Teil der Struktur nach hinten und die Nachrichten in den Vordergrund rücken. Der erste Tag stimmt mich skeptisch, ob dieser Switch ganz gelingen wird. Im Unterschied zur EM funktioniert aber, soweit ich sehe, die Übertragung, und das ist bei 550 Brettern schon mal sehr positiv. Außerdem ist es eine feine Sache, dass man die vier Bretter eines Kampfes auf einen Blick sehen kann, außerdem Fotos der Spieler. Das System macht Sinn. Wenn das Fenster und die Diagramme noch ein bisschen größer kämen, wäre schön, aber das liegt wohl an meinem Browser.

Das Bild des ersten Tages ist für mich das Kuddelmuddel von Funktionären und Fotografen neben den etwas genervt dreinschauenden Spielern und einer einzigen in die Kamera lächelnden Person,Zsuzsa Polgar, vor dem ersten Zug, den ausgerechnet Campomanes ausführen wird am Brett von Kortschnoi, der sich, angewidert?, abwendet.

Wie man eine Vorschau angeht, hat übrigens mal wieder Chessbase vorgemacht. Die Vorstellung der Favoriten wirkte wie ein Vorwand, Fotos jeder Menge aufgetakelter Spielerinnen zu zeigen. (Ergänzung:) Davon werden wir noch erheblich mehr sehen in diesen zwei Wochen. Das sportlich unbedeutende Nebenevent der Frauen strebt bildmächtig in den Vordergrund. Chessbase hält das Schachpublikum offenbar für undersexed und overfucked (im Sinne: überfordert von wirklich geilen Zügen starker Spieler).

Ilumschinow im Spital

Auf der Rubljewski-Chaussee in Moskau ist es am Morgen der Eröffnung der Schacholympiade passiert: Der Mercedes von Kirsan Iljumschinow ist verunfallt. Der FIDE-Präsident ist zur Behandlung im Spital, soll aber nicht in Lebensgefahr sein. Hier kann man das Wrack bestaunen.

Dienstag, 11. November 2008

Ein Großmeister der ersten Klasse

Igor Chenkin, unser neuer deutscher Nationalspieler, verblüfft den Schachblogger immer wieder. Zum Beispiel durch Bescheidenheit.

Als ihm die Monatsschrift "Schach" den stets auf Seite 64 einsetzenden Fragebogen zur schamlosen Selbstdarstellung anbot, gab er monatelang vor, keine Zeit zu haben. Dem DSB-Webmaster wollte er bei dessen Porträtserie der deutschen Auswahlspieler sicher nicht die Arbeit mit zusätzlichen persönlichen Informationen erschweren, so dass sein letzter bekannter Wohnsitz mit 2003 angegeben ist.

Für die eigene Homepage einen Korrekturleser zu engagieren, um vorzuspiegeln, er wäre der deutschen Sprache mächtig, kam für diesen Ehrenmann schon einmal prinzipiell nicht in Frage. Für jede Selbstkritik offen formuliert er dort - ausnahmsweise grammatikalisch korrekt - sein Angebot: "In kleinen Gruppen können die Fehler der Vergangenheit individuell besprochen werden."

Igor Chenkin ist auch ein eifriger Bekämpfer des Glückspiels. So ließ er sich gegenüber einem anderen Profi zum Schein auf eine Wette ein. Der unwichtige Gegenstand war, ob der Kollege 2600 Elopunkte erreichte. Als dieser sich tatsächlich entblödete, 1000 Euro einfordern zu können, wusch ihm unser Nationalspieler erst einmal gehörig den Kopf.

Igor Chenkin versteht es zudem, die Sorge um die Umwelt mit Sparsamkeit zu verbinden. Er schwört auf Bahnreisen in der Ersten Klasse, wo er Studenten und Witwen nicht den Platz streitig macht. Dabei erstehe er stets ein Ticket bis zum nächsten Haltebahnhof. In der Ersten Klasse ist der Schaffner sofort zum Kontrollieren da. Für den Fall, dass dieser sich später an den Zielort auf seiner Karte erinnert, schließt Chenkin von da an die Augen und öffnet sie erst wieder, wenn sein eigentliches Fahrtziel angesagt wird.

Der Schachblogger mag sich nicht ausmalen, wenn just in so einem Moment, in dem unser Nationalspieler mit geschlossenen Augen allein in seinem Erster-Klasse-Abteil sitzt, jener einst mit 2601 Elo geführte Großmeister durch den Zugkorridor käme und Chenkin erkannte.

Olympiadeaufstellungen

...online übrigens hier. Und dort gibt es auch die lange gehütete Auflösung, wer in Deutschlands dritten Teams spielen wird, nämlich:

Deutschland 3
Herren
Kapitän:Maiwald, Jens-Uwe
1 GM Buhmann Rainer
2 GM Prusikin Michael
3 GM Naumann Alexander
4 IM Jorczik Julian
5 Heimann Andreas

Frauen
Kapitän:Hoffmann, Hendrik
1 Winkelmann Elena
2 WIM Steinbacher Claudia
3 Beltz Franziska
4 Ulms Sandra
5 Osmanodja Filiz

Lasst Gusti sprechen

Wie viele Schachinterviews sind das nun schon, die in den letzten Wochen in der FAZ erschienen sind? Anand, Jussupow, Deutschmann, nochmal Anand, Hübner und jetzt Gustafsson. Da wird natürlich nicht nur über Schach sondern auch übers Pokern geredet.

Gott Gusti wird in Dresden das Gesicht der deutschen Mannschaft sein und das ist auch gut so. Wer ihn nicht für einen Schweden hält (wie übrigens immer noch mancher deutsche Funktionär), wird wahrscheinlich auch erkennen, dass er kein "Russe" ist wie die anderen vier. Schade allerdings, dass Gusti trotz einer früheren Empfehlung des Schachbloggers nicht als Spielerklärer zur WM nach Bonn eingeladen wurde. Der ICC hat dagegen aufgepasst und den trockenen Hamburger als WM-Kommentator eingesetzt.

Kauf mich

Bei der Liveübertragung der Österreichischen Bundesliga am vorigen Wochenende warb unter anderem ein Unternehmen, das den meisten nicht aufgefallen sein wird (ich habe es auch nur erzählt bekommen), mit dem andere Firmen aber eher nicht zusammen ins Bett, Verzeihung, zusammen werben wollen: Orion, eine Sexhandelskette mit blühendem Versandgeschäft. Na, wenn´s dem Überleben der Liga dient.

Sonntag, 9. November 2008

Schönste Runde seit langem

Wenn die Nummer eins der Slowakei gegen die von Österreich verliert, ist das im Schach etwas Besonderes: Zumal Sergei Movsesian gerade kurz davor war, in die Top Ten vorzudringen, und Markus Ragger ihn sogar mit Schwarz erwischt hat. So geschehen heute beim Auftaktwochenende der Österreichischen Bundesliga in St. Veit an der Glan, von dem ich sagen muss, dass es für mich seit langem die schönste Runde dieser Liga war: Ein neuer Ort (ein hübsches Städtchen, das von Ruinen und Schlösschen regelrecht umzingelt ist). Ein feines Hotel zu einem Superpreis. Ein ordentlicher Spielsaal. Nur Zuschauer waren leider zu wenige da trotz des zumindest am Freitag und Samstag zu wenig anderem einladenden Wetters.

Damit ist nicht der designierte Meister Husek Wien (übrigens mit neuer Homepage) vorne sondern brettpunktgleich aber nach Mannschaftspunkten deren heutiger 4:2-Bezwinger Maria Saal. Beide Mannschaften haben auch schon gegen das nominell zweitstärkste Team Holz Dohr Semriach gespielt, das sich im Zwischenklassement unter Wert verkauft. Trotzdem wird die Meisterschaft nicht spannend werden, wohl aber der Kampf um die Plätze, in den neben dem nunmehr glänzend aufgestellten Kärnter Team Maria Saal und Semriach auch Meister Baden, Hohenems, die schlecht gestarteten Wulkraprodersdorfer und die gut gestarteten Pamhagener eingreifen wollen.

Am 22.Januar geht die Saison weiter in Graz.

Freitag, 7. November 2008

Wijk verliert an Status

Die Teilnehmerliste des nächsten Turniers in Wijk aan Zee liest sich annähernd wie die des (übrigens gefährdeten) FIDE-Grandprix, nämlich ohne Anand, Topalow und Kramnik:
Morozevich, Alexander Russia 2787
Ivanchuk, Vassily Ukraine 2786
Carlsen, Magnus Norway 2786
Aronian, Levon Armenia 2757
Radjabov, Teimour Azerbaijan 2751
Wang Yue China 2736
Adams, Michael England 2734
Movsesian, Sergei Slovakia 2732
Karjakin, Sergey Ukraine 2730
Kamsky, Gata USA 2729
Dominguez, Leinier Cuba 2719
Van Wely, Loek The Netherlands 2618
Stellwagen, Daniel The Netherlands 2605
Smeets, Jan The Netherlands 2604
Die großen Sieger können die Niederländer werden: schon mit fünfzig Prozent winken ihnen fette Elosprünge.

Schade um den Status des in den letzten Jahren bedeutsamsten Einzelturniers, dem freilich schon das Grand Slam-Finale in Bilbao etwas den Rang abgelaufen hat, wobei in Bilbao zumindest vor kurzem noch diskutiert wurde, ob man beim zweiten Mal noch den gleichen Erfolg erzielen kann. Linares wird 2009 wieder ohne ersten Durchgang im mexikanischen Morelia stattfinden, was sich positiv auf das Niveau auswirken wird. Und auf den Status, dass zumindest Anand und Topalow dabei sein sollen.

Donnerstag, 6. November 2008

Gespräch mit Robert Hübner

Eine Reise zur WM in Bonn habe ich auch nutzen können, um Robert Hübner zu treffen und für die Frankfurter Allgemeine ein längeres Gespräch mit ihm zu führen, das anlässlich seines sechzigsten Geburtstags an diesem 6.November veröffentlicht worden ist. Auf der Website steht die Langfassung. Leider wurde dort aus dem besten deutschen Spieler seit Lasker bzw. über Jahrzehnte besten deutschen Spieler kürzer aber falsch: der gegenwärtig beste Deutsche. Einige der besprochenen Aspekte, wie die Ethymologie von Schachausdrücken und seine gegenwärtige Arbeit an einer Übersetzung der Illias in Gegenwartssprache (ohne reißerisch zu werden wie Raoul Schrott) bei Erhaltung der Hexameterform, ließ ich von vornherein aus Platzgründen weg. Auch so geriet die vorgesehene Fassung zu umfangreich, weshalb ich Hübner vorschlug, beim (vorher vereinbarten) Korrekturlesen gleich Kürzungen vorzunehmen. Es traf einige mir interessant erscheinende Passagen über das Unileben und über Emanuel Lasker. Das war indes leicht zu verschmerzen, erhielt der Text durch die Bearbeitung des sprachmächtigen Kölners doch einen feineren Schliff. Wenn es hier und da etwas schriftsprachlich klingt, ist das der Tatsache geschuldet, dass Hübner aus einem umfangreichen Wortschatz schöpfend und um den passenden Ausdruck bemüht spricht. Das öffentliche Gespräch über das Schach in Deutschland hätte in den letzten 25 Jahren von weniger Pfleger und mehr Hübner jedenfalls sehr profitiert.

Sonntag, 2. November 2008

Hikaru Nakamura

... hat das Schnellschachspektakel im französischen Cap d´Agde gewonnen. Den Amerikaner wird man nun öfter in Europa sehen. Da er nicht auf der Einladungsliste für die Blitz-WM in Alma-Ata steht, obwohl er dort unter den Favoriten wäre, nächstes Wochenende wohl sogar in Österreich, nämlich in St. Veith an der Glan (Kärnten) beim Saisonauftakt der Österreichischen Bundesliga für den hohen Titelfavoriten Husek Wien, wobei am zweiten Spieltag bereits der Showdown mit der nomininell zweitstärksten Mannschaft Holz Dohr Semriach wartet. Anschließend dann, und zwar mit Sicherheit, bei der Schacholympiade in Dresden. Nach Neujahr spielt er dann einen Schnellschachwettkampf mit Carlsen, Swidler und Agdestein in Gjovik bei Oslo.

Samstag, 1. November 2008

Anands Vorbild wirkt längst

Nicht nur ein Schachweltmeister kommt aus Indien. Auch beide U20-Titel, männlich wie weiblich, gingen heuer an Spieler vom Subkontinent. Und bei den U10-18-Weltmeisterschaften haben sie wieder abgeräumt: Vier von zehn möglichen Goldmedaillen nämlich. Anands Vorbild wirkt also längst.

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Der alte Champ ist der neue

Man hatte gerade den Eindruck bekommen, als machte Kramnik das Spielen wieder Spaß, da ist das Match vorbei: Bei der dritten Gelegenheit hat Anand in Bonn den Sack zugemacht. Mit dem Meraner System hat er die entscheidenden Punkte gemacht. In der Liveeloliste zieht er mit Topalow damit an der Weltranglistenspitze annähernd gleich, wobei der wie auch Iwantschuk in Dresden noch einen Schuss hat.

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