Keine Handschlagqualität

Nigel Short hat in Runde acht des Corusturniers in Wijk aan Zee in der B-Gruppe die kürzeste Partie seines Lebens gewonnen. Weil sein Gegner nicht am Brett war, eröffnete er mit 1.e2-e4. Iwan Tscheparinow kam ein paar Minuten später, zog 1...c7-c5 und starrte demonstrativ zur Seite, als Short ans Brett zurückkehrte und ihm die Hand entgegen hielt. Als der Engländer, der den Vorfall im Chessvibes-Video schildert, mit dem Bulgaren Augenkontakt herstellte, streckte er die Hand noch einmal aus. Tscheparinow machte keine Anstalten und wurde von Schiedsrichter Thomas van Beekum genullt, so die offizielle Website, allerdings erst, nachdem Short selbst den Schiedsrichter explizit auf eine neue Regelung aufmerksam machte. (ein Video des Vorfalls)

Grundlage ist eine Regel, die der FIDE-Vorstand im Juni 2007 beschlossen hat, der zufolge das Verweigern eines Handschlags in offiziellen FIDE-Wettbewerben mit dem Partieverlust zu bestrafen sei. Es gibt aber gleich drei gute Argumente, warum der Corus-Schiedsrichter über das Ziel hinaus geschossen ist:
1. Änderungen der Schachregeln werden nicht vom FIDE-Vorstand sondern von der FIDE-Generalversammlung beschlossen. Das ist bisher nicht geschehen.
2. Das Corusturnier ist kein offzieller FIDE-Wettbewerb.
3. Eine Information, dass die Verweigerung des Handschlags im Corusturnier zum Partieverlust führt, ist in Wijk aan Zee meines Wissens nicht gegeben worden. Daher hätte der Schiedsrichter Tscheparinow zunächst verwarnen und ihn auf den drohenden Verlust der Partie aufmerksam machen müssen, bevor er ihm den Punkt aberkennt.

Die Entscheidung des Schiedsrichters war voreilig, die Tscheparinows, oder vielmehr seines Mentors Silvio Danailow ist dagegen vor allem eines, nämlich grob unsportlich. Wie Short im Interview mit Chessvibes anmerkte, haben dem bulgarischen Team einige seiner Anmerkungen (wohl vor allem diese gegenüber einer indischen Zeitung - von der Short sich allerdings distanziert hat, siehe seine Mail an Danailow hier http://www.veselintopalov.net/article/nigel-short-and-false-publications) zu den Vorfällen zwischen Topalow und Kramnik in Elista nicht gepasst, weshalb sie diese kalkulierte Provokation brachten. Shorts freie Meinungsäußerung auf diese Weise zensieren zu wollen, ist gelinde gesagt, stillos. Und außerdem noch miserable PR, weil das dumme Verhalten von Danailow nun wieder ein Thema ist.

Wer auf der von Danailow initiierten Seite Chessdom über den Vorfall liest, merkt aber, dass Tscheparinows Verhalten vor allem dazu diente, die von Danailow bereits seit Tagen angekündigte Verweigerung des Handschlags zwischen Topalow und Kramnik in ihrer Begegnung am Dienstag abzusichern. Der brave Sekundant, der so viele Neuerungen für Toppy ausgekocht hat, muss damit auf neue Weise herhalten.

Das harte Durchgreifen des Corusschiedsrichters lässt sich aber auch darauf deuten, was der Veranstalter von den beiden Exweltmeistern am Dienstag erwartet, nämlich einen sportlichen Handschlag vor und nach ihrer Partie.

Von bulgarischer Seite wurde der erwartete Protest vorgelegt.

(Ergänzung 23 Uhr) Das Spielergericht (Kramnik, Polgar, AdamsKrasenkow) hat am Abend entschieden, dass die Partie, unter der Bedingung, dass sich Tscheparinow bei Short bis Montag 11 Uhr entschuldigt (ist passiert), am spielfreien Montag neu angesetzt wird. (Nachsatz: Short hat diese Partie verdient gewonnen.)

Beim Nachspielen von Topalows Niederlage gegen Anand werde ich das Gefühl nicht los, dass der Bulgare unter dem Eindruck des Skandals um seinen Sekundanten unter seinen Möglichkeiten gespielt hat. Nach Anands Pressekonferenz zu schließen dürfte es sich aber im Bereich von weniger Zähigkeit als möglich bewegen, denn Schwarz scheint echte Probleme zu haben.

Und die Geschichte hat noch einen weiteren Twist. Nachdem 1996 die Umstände eines Turniers im mazedonischen Strumica, in dem Asmaiparaschwili mehr als 40 Elopunkte gewonnen hatte, bekannt wurden, haben ihm einige Spieler, darunter Schirow, den Handschlag verweigert. Der ethisch herausgeforderte Georgier gehört inzwischen seit vielen Jahren zu Iljumschinows engsten Vertrauten und hat den Handschlagparagraphen als FIDE-Vorstandsmitglied mitbeschlossen.
schachblaetter - 21. Jan, 19:21

Gab es denn eigentlich nach der (nachgeholten) Partie auch einen Handschlag Cheparinovs?

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