Montag, 3. August 2009

Feiner Zug von Aronjan

Mainz ist weitgehend an mir vorbeigegangen, weil ich einen guten Teil der letzten Woche auf diversen Bergen verbracht habe. Bei einer kurzen Durchsicht der erschienen Berichte kann ich nirgends etwas über die besondere Rolle entdecken, die Lewon Aronjan bei dem Festival gespielt hat. Ich meine nicht seinen Sieg im Schnellschach-Vierkampf und damit inoffiziellen Schnellschach-WM-Titel. Auch nicht sein knappes Scheitern im Finale des Fischerschach(auch Chess960 genannt)-Vierkampfs. Sondern dass Aronjan dafür gesorgt hat, dass das Grandprixturnier in Jerewan, das eigentlich schon hätte beginnen sollen, nach hinten verschoben wurde. In Armenien werden die Wünsche des Spitzenspielers und zweimaligen Goldgewinners gerne erfüllt. So konnte nicht nur der Wahl-Berliner selbst einmal mehr an einem seiner Lieblingsturniere teilnehmen. Auch einige weitere Grandprixspieler wie Gaschimow und Bacrot konnten nach Mainz kommen. Feiner Zug von Lewon.

Eine neue Dimension der Absprache

Die meistbeachtete Partie eines Großmeisterturniers kürzlich in Berlin war keine. Zumindest keine am Brett ausgetragene. Lieschen Pähtz und Schach-Herausgeber Raj Tischbierek, ehemalige Trainingspartner und seit langem freundschaftlich verbunden, hatten keine Lust und gönnten sich mit dem zwölfzügigen Sam Loyd-Patt bei vollem Brett eine Ruhepause.

Wäre zumindest einer der beiden Beteiligten am betreffenden Tag krank oder aus wichtigem Grund verhindert gewesen, hätte ich ja nichts auszusetzen gehabt. Tischbierek reagiert in der Augustausgabe seiner Zeitschrift auf die zum Teil im Ton vergriffenen Reaktionen im Internet und nennt seine Beweggründe: Doppelbelastung Arbeit-Turnier, aber auch eine Diskussion anzuregen. Weil er kein Starthonorar erhalten habe, fühlte er sich ferner nicht verpflichtet, in sämtlichen Runden das Verbot von Remisvereinbarungen vor dem 40.Zug einzuhalten. Dass das durchschnittliche Preisgeld pro Spieler immerhin mehr als 500 Euro betrug, erwähnt er allerdings nicht. Wenigstens hatten Pähtz und Tischbierek ihre aufmerksamkeitsträchtige Aktion nicht vorher mit dem Schiedsrichter (der sie denn auch zuerst nullen wollte) abgesprochen und beide mit dem Kampf um den Turniersieg nichts zu tun.

Eklatanter ist der Fall der Spitzenpartie der letzten Runde der Österreichischen Meisterschaft, die am Sonntag in Jenbach endete. Eigentlich waren Remisgebote vor dem 30.Zug untersagt, dann aber doch mit Einwilligung des Schiedsrichters erlaubt. In der Schlussrunde steuerten der mit einem Punkt führende Markus Ragger und der fast 300 Elopunkte schwächere Zweitplatzierte Helmut Kleissl ab dem achten Zug eine möglicherweise im vorhinein abgesprochene, absolut unerzwungene Zugwiederholung (beide haben einen besseren Zug zur Verfügung) herbei, womit sie Titel und Vizemeisterschaft absicherten. Die auf der ÖSB-Seite bisher nicht erwähnte Unsportlichkeit wurde nicht geahndet. Im ÖSB-Forum wird vermutet, dass sich die Spieler vorher auch mit dem Schiedsrichter abgesprochen haben. Eine neue Dimension der Absprache tut sich da auf.

Steigende Beiträge – wofür eigentlich?

In Österreich sind die Schachmitgliedsbeiträge zuletzt stark angehoben worden. Der ÖSB sah keinen anderen Weg, die von der Bundessportorganisation geforderte Eigenmittelquote zu erhöhen, wie der Schachblogger auf Nachfrage von Vizepräsident Robert Zsifkovits erfuhr. Man wollte nicht riskieren, dass die in den letzten Jahren stark gestiegenen Zuwendungen fürs Schach wieder gekürzt werden. Die Erhöhung des an den nationalen und Landesverband abzuführenden Pro-Kopf-Beitrags ist es nicht allein. Mitglieder, die mehreren Vereine angehören, werden nun mehrfach veranschlagt.

Für viele Vereine in Österreich haben sich die Verbandsabgaben damit verdoppelt. Die nötigen Beitragserhöhungen bringen die Mitglieder auf. Vielerorts wird nun die Frage gestellt, was die Vereine und einfachen Mitglieder eigentlich dafür bekommen. Überwiegend verärgerte Reaktionen sind im ÖSB-Forum unter anderem hier nachzulesen. Der Schachblogger hat zwar mitbekommen, dass der ÖSB mehr in Leistungsschach investiert, doch was Amateure von der dickeren Finanzdecke des Verbands haben, erschließt sich ihm nicht. Nicht einmal eine Aufstellung der Einnahmen und Ausgaben des ÖSB konnte er im Netz entdecken. Er fand nur einen Hinweis, dass diese in der ausschließlich gedruckten und aufgrund ihrer Qualität und Inaktualität nur noch in kleiner Zahl nachgefragten Verbandszeitschrift „Schach aktiv“ veröffentlicht worden sei.

Hier wäre anzusetzen. Warum wird das veraltete Organ nicht in eine zeitgemäße Form gebracht? Zeitgemäß wäre eine wöchentlich erscheinende Onlinezeitschrift über Schach in Österreich, die alle online erreichbaren Mitglieder (das werden deutlich über achtzig Prozent sein) für ihren Verbandsbeitrag erhalten. Jeden Sonntagabend oder spätetens am Montag die wichtigsten Ergebnisse und Partien der Woche. Außerdem sollten darin Funktionäre und vom Verband alimentierte Trainer und Spieler berichten, analysieren und Rechenschaft ablegen. Für die Nicht-Onliner unter den Mitgliedern und die Verkaufsstellen könnte es ja weiterhin eine entgeltpflichtige monatliche Ausgabe mit den wichtigsten Beiträgen der Wochenausgaben geben (vielleicht in lesefreundlicher Großschrift). Damit würden alle aktiven Schachspieler in Österreich nicht nur besser informiert, sondern erführen auch, was mit ihren Beitragsgeldern geschieht. Erheblich teurer als der Unterhalt einer Zeitschrift, die so gut wie keiner liest, würde es nicht kommen.

Was den Wiener Landesverband betrifft, ist nach Jahren der Stagnation Bewegung angesagt. Die Stadt hat eine Immobilie zur Pacht angeboten. Am 5.August ab 16 Uhr lädt der WSV zur öffentlichen Begehung. Es ist in der Meiereistraße und handelt sich um das grüne Containerhaus zwischen Happel-Stadion und der Endstation Stadion der U-Bahnlinie 2.Mit mehr als 400 Quadratmeters ist es sicher nicht zu klein, sondern allenfalls zu groß. Die Lage beim Stadion am Rande des Praters ist nicht optimal, doch immerhin sollen es nur zwei Minuten Fußweg zur U-Bahn sein, von wo es wiederum nur acht U-Bahnminuten in den ersten Bezirk sind. Ob im zweiten Bezirk oder anderswo in Wien: ein festes Haus für das Schach mit Turnieren, Ligaspielen, Vorträgen und Kursen für Anfänger über Amateure bis zum ehrgeizigen Nachwuchs verspricht, das Schachleben in der Hauptstadt anzukurbeln. Und dass zumindest aktive Schachspieler in Wien wissen, wofür ihre Beiträge gut sind.

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