Donnerstag, 29. November 2007

Zwei Hüte sind für Kohlmeyer nicht zuviel

Vorige Woche bekam ich eine E-Mail. Ob ich Pressesprecher des Deutschen Schachbunds würde. Ich hatte keinen Schimmer, also fragte ich weiter. Der Buchhalter Christian Greiser sei gerade gefeuert worden, hieß es, die Stelle soll mit einem Pressesprecher besetzt werden, und da sei jemand mit Kontakt zur FAZ im Gespräch.

Interessant. Einige der Redakteure und ein früherer Redakteur haben auch schon kompetent über Schach berichtet, aber für den Schachbund zu arbeiten konnte ich mir von niemand von ihnen vorstellen. Blieb eigentlich nur einer, der auch schon für die FAZ geschrieben hat, im Hauptblatt meines Wissens zuletzt 1996, aber in den letzten Jahren auch einige Male, sehr zu meinem Verdruss, in der Sonntagszeitung. Aber dass dieser Mann, der hier schon kürzlich Thema war, Pressesprecher eines trotz einiger Fehltritte honorigen Verbands wird, konnte ich mir nicht vorstellen.

Dass der DSB seine Öffentlichkeitsarbeit professionalisiert, ist überfällig und unbedingt zu begrüßen. Das hätte schon vor 15 oder 20 Jahren geschehen sollen. Ich wollte hier also nicht nur klarstellen, dass ich nicht im Gespräch bin, sondern auch einen begrüßenswerten Schritt des Verbands feiern. Also habe ich sowohl Präsident Robert von Weizsäcker als auch den Chefstrategen des DSB, Ernst Bedau, angeschrieben und bat um Bestätigung des erhaltenen Hinweises, dass der Verband einen Sprecher suche. Angefügt habe ich noch die Bitte, mir zu bestätigen, dass es nicht Dagobert Kohlmeyer wird. Gerade antwortete mir Bedau: genau der und zwar auf Honorarbasis.

Gerade kommt auch folgende Meldung rein
"Präsidium 29.11.2007 23:46
In der Geschäftsstelle des Deutschen Schachbundes wird zum Jahreswechsel eine Umstrukturierung vorgenommen. Der Verwaltungsbereich wird reduziert, Herr Christian Greiser scheidet aus dem Team aus. Wir möchten uns auch auf diesem Weg für seine geleistete Arbeit bedanken. Im Gegenzug wird dem Bereich der Öffentlichkeitsarbeit ab sofort ein wesentlich höherer Stellenwert eingeräumt. Gerade im Vorfeld der Schacholympiade 2008 wollen wir erreichen, dass wir durch eine offensive Medienarbeit das Schach häufiger in den Schlagzeilen sehen. Durch die Schacholympiade erhoffen wir uns einen Imagegewinn für unseren Sport und daraus resultierend einen Mitgliederzuwachs in den kommenden Jahren. Erste Erfolge sind bereits durch die Bemühungen Dagobert Kohlmeyers in den Tageszeitungen und dpa-Meldungen (u.a. ARD-Videotext) sichtbar, weitere Maßnahmen werden folgen.
Dr. Matthias Kribben, Stellv. Präsident"

Wie man sich diese Arbeit vorstellt, können wir aus diesem Artikel erahnen. Ob die Redaktion des Neuen Deutschlands auf der Höhe war, dass ihr Autor vom DSB, der da Länge mal Breite zitiert wird, bezahlt wird? Wird dpa, das frühere Interessenkonflikte Dagobert Kohlmeyers ignoriert hat, auch künftig beide Augen zudrücken, wenn er über Schach in Deutschland berichtet?

Dass man gleichzeitig beim Veranstalter, über den man schreibt, und bei den Redaktionen die Hand aufhalten kann, damit viel besser verdient und auch nicht aneckt, weiß dieser Mann. Zwei Hüte aufzuhaben ist für diesen Profi nicht zuviel. Aber ich habe immense Zweifel, ob es für den DSB der Schritt in Richtung professionelle Pressearbeit sein wird.

PS am 4.Dezember:
Robert von Weizsäcker hat gerade angerufen. Der seit gut einem halben Jahr amtierende DSB-Präsident betont, dass ihm die Öffentlichkeitsarbeit enorm am Herzen liege. Da der DSB sich zuletzt schwer tat, Sponsoren zu gewinnen, müsse man mit den vorhandenen Ressourcen auskommen. Die Umstrukturierung in der Geschäftsstelle setze dafür in bescheidenem Maß Mittel frei. Um die Dinge voranzubringen, hatte er im Vorstand klare Zuständigkeiten eingeführt. So konnte Vize Kribben als Zuständiger für Öffentlichkeitsarbeit Kohlmeyer verpflichten, dessen Rolle aber nicht als Sprecher zu verstehen sei. Die Baustelle Öffentlichkeitsarbeit sei damit auch nicht abgehakt. Nach dem Interessenkonflikt Kohlmeyers habe ich von Weizsäcker nicht gefragt.

Dienstag, 27. November 2007

Klingt wie ein schlechter Witz

Vor einer Woche haben sich Nigel Short und Garri Kasparow zum Abendessen getroffen. Nun sitzt Kasparow im Gefängnis, während Short nach Sibirien verbannt und dort umgehend eliminiert worden ist.
Gefunden in den Kommentaren auf Migs Dailydirt.

Sebi und der Hausmeister

Als am 31.August im italienischen Bratto seine GM-Norm feststand, haben viele, ich einschließlich, gemeldet, dass Sebastian Siebrecht Großmeister wird. In der Oktoberausgabe der Zeitschrift Schach kam der 2,02-Meter-Mann daraufhin ausführlich zu Wort. Doch unter den Ernennungen kürzlich beim FIDE-Kongress im türkischen Antalya fehlt der Name des Esseners, den Patzer und Freunde Sebi nennen.

Die Titelkommission hat Siebrechts Antrag gar nicht verhandelt, weil Christian Krause, der Elo- und Normenbeauftragte des Deutschen Schachbunds, ihn aus der Ferne zurückzog. Krause, der gerade beim Open in Bad Wiessee schiedsrichterte, hatte mit jemand aus der Titelkommission in Antalya telefoniert oder gemailt und daraufhin beschlossen, dass eine der drei Normen Siebrechts wahrscheinlich abgelehnt würde. Pikant daran: Krause hatte die Bestätigung dieser Norm Siebrecht selbst ausgestellt, denn er hatte das Bad Wörishofener Turnier 2005 geleitet.

Wie kann es sein, dass man mit einer Eloleistung von 2645, mit 7,5 aus 9 erzielt gegen drei Großmeister, drei weitere Titelträger, insgesamt fünf Nationalitäten die Norm verpasst? Was Krause damals übersah, ist eine Klausel, die einen minimalen Eloschnitt von 2381 für das Erfüllen von Normen vorsieht (wobei zwei Spieler unter 2250 für die Berechnung auf diese Zahl angehoben werden). Und der Eloschnitt von Siebrechts Gegnern war im März 2005 um neun Punkte darunter gelegen. Ein am 23.Oktober unter dem Namen „Vadux“ hinterlegter Kommentar auf Entwicklungsvorsprung alarmierte ihn, dass sein Titelantrag scheitern könnte (übrigens soll auch eine Norm von Stefan Bromberger, die ebenfalls Krause bereits bestätigt hat, durch die gleiche Klausel bedroht sein).

Statt sich dafür einzusetzen - und Krauses Wort hat Gewicht in der Titelkommission - dass für Siebrecht ausgleichende Faktoren (fünfmal GM-Norm um einen halben Punkt verpasst, eine Norm klar übererfüllt) berücksichtigt werden, hat der Münchner Schiedsrichter ein merkwürdiges Psychospiel begonnen. Vor Beginn des Opens in Bad Wiessee wünschte er Siebrecht Glück und meint im Kampf um eine Ersatznorm. Nach einem frühen Remis gegen einen deutlich schwächeren Gegner, stichelte er, das sei aber nicht vorgesehen. Bald diskutierten die beiden jeden Tag, auch während der Runde, über die Norm. Krause brachte ins Spiel, dass die FIDE aus komplizierten schachpolitischen Gründen einen ebenfalls auf einer Wackelnorm beruhenden Antrag eines Mexikaners zurückweisen wollte. Vielleicht zum ersten Mal verging Siebrecht die Lust am Schach.

Ein anderer guter Bekannter, Rainer Polzin, hat den Titel in Antalya bekommen. Weil eine seiner Normen aus weniger als neun Runden, aber um entsprechend viele Punkte übererfüllt war, hatte sich Polzin gedanklich darauf eingestellt, dass seine Ernennung umstritten sein könnte und dem Deutschen Schachbund vorab garantiert, die gegebenenfalls verfallenden 400 Euro zu tragen.

Vielleicht hätte das auch Siebrecht tun sollen. Nun kann er nur darauf setzen, dass Krause mehr Rückgrat zeigt, wenn die Titelkommission das nächste Mal tagt, auf dass ihn die Szene nicht fortan Hausmeister Krause nennt. Oder dass Caissa Siebrecht bei einem seiner nächsten Turniere wieder so lacht wie am Wochenende, als er erstmals seinen bisherigen Angstgegner, den Schachblogger, in der Bundesliga verprügelt hat.

Freitag, 23. November 2007

Hallo Partner!

Warum gerade diese Woche so viel Aufmerksamkeit Wolfgang Grenke zuteil wird, verstehe wer will. In der Bundesliga kommt die PR-Offensive etwas zur Unzeit. Schließlich gab es einige Stimmen gegen das Sonderrecht für den OSC, zu dessen Gunsten erstmals eine Runde auf nach dem nächsten Doppelspieltag verlegt wird, weil der Meister an diesem Wochenende wegen des Weltcupstarts ohne komplettes Team hätte antreten müssen. Doch der OSC-Sponsor wird wenig dafür können, dass ihn erst das Handelsblatt hochgeschrieben hat und dann Chessbase mit einem Interview mitsurft.

Dabei gehört gerade jetzt ein anderer Sponsor eines Schachbundesligisten in die Schlagzeilen oder vielmehr: er ist es bereits, aber nicht im Schach sondern in der Wirtschaftspresse. Die Rede ist von Heiko Kieser, Vorsitzender des Erfurter SK und Vorstand von Technotrend, einer deutsch-portugiesischen Firma mit Holding-Sitz in der Niederlande, die Zubehör für Digitalfernsehen entwickelt und herstellt. Technotrend geht nächste Woche als 14.Thüringer Unternehmen an die Börse. Bis Montag, den 26.November kann gezeichnet werden. Ab Freitag, 30.November, soll das Papier dann handelbar sein.

Die Meinungen über die Aktie gehen weit auseinander. Sie reichen von zu teuer bis zur spekulativen Kaufempfehlung. Nicht ungewöhnlich bei Technologieaktien, aber immerhin schreibt Technotrend schwarze Zahlen. Lustig ist aus schachlicher Sicht, wie die Zeitschrift Der Aktionär, der Namenssponsor des Erfurter Reisepartners, zu Technotrend steht: Sie empfiehlt die Aktie risikofreudigen Anlegern.

PS: Technotrend hat den Börsengang kurzfristig auf das Frühjahr verschoben (Pressemitteilung als PDF), sieht dadurch aber keine Beeinträchtigung. Im Gegenteil stellt Technotrend derzeit Software- und Hardwareentwickler ein, Schachspieler angeblich bevorzugt.
Kontakt: Heiko.Kieser@technotrend.de
besser noch an sein Büro: Andrea.Schmidt@technotrend.de
Bewerbung bis 21.12.2007: jobs@technotrend.de

Mittwoch, 21. November 2007

So rechnet der Russe

Zugegeben, als ich für meine Meldung von Kramniks Moskauer Sieg in der Frankfurter Allgemeinen überschlug, ob er damit die neue Nummer eins wird, hatte ich Anands Europacupergebnis nicht auf der Rechnung, und schloss: nein. In Juri Wassiljews patriotischem Interview heißt es im Gegenteil: ja. Irgendein Russe, dessen Namen ich nie zuvor gehört hatte, habe es errechnet.

Wie stehen die Dinge wirklich? Kramnik, derzeit 16 Punkte hinter Anand, legt meiner Rechnung nach mit seinen 6,5/9 gg einen Eloschnitt von 2736 knapp 14 Punkte zu. Und Anand hat beim Europacup 2 Punkte eingestellt. Ergo: Kramnik zieht gleich. Und zwar bei 2799, was irgendwie ein bisschen kurios klingt, aber vielleicht verdeutlicht, dass zwischen Anand, Kramnik und dem zwanzig Punkte zurückliegenden Topalow kein signifikanter Stärkeunterschied besteht.

Aber in Russland wird Kramnik natürlich die Nummer eins sein. Und der einzig wahre Matchweltmeister sowieso.

Kaum der Rede wert, dass es da noch einen indischen FIDE-Weltmeister gibt. Überhaupt: war FIDE-Weltmeister in Russland je eh etwas anderes als ein Schimpfwort? Aber schauen wir doch einfach, wie Anand dieser Tage in Moskau anlässlich der Blitz-WM (wo er nach dem ersten Tag als Vierter einen Punkte vor dem sechtsplatzierten Kramnik liegt) und eines Schaukampfes am Freitag mit Computerhilfe ("advanced chess") gegen Kramnik bezeichnet wird.

Rankzero hat übrigens ein weiteres Kramnik-Interview mit Ogonjok für alle des Russischen nicht Mächtigen zusammengefasst.

Montag, 19. November 2007

Team aufgelöst

Falls sich noch jemand, nun da die Ausrichtung der Schacholympiade in Deutschland im nächsten Jahr von den Steuerzahlern gesichert ist, für das deutsche Nationalteam interessiert, sei hiermit mitgeteilt: Das Team ist aufgelöst. Und zwar nicht jetzt als radikale Reaktion auf das miserable Abschneiden bei der EM, sondern man ging bereits auf Kreta getrennte Wege.

Die Namen der Spieler lasse ich jetzt mal weg: Den ersten zog es beständig in die Disko, den nächsten zum georgischen Team, einen zu Freunden aus Russland, einen zu den Dänen, bis nur noch einer übrig blieb.

Dabei sollte der Geist des gerade zusammen geführten jungen Haufens auf neue Art beschworen werden, nämlich durch Mitnahme vorbereitendes Coaching einer Psychologin. Der Bundesuwe hat dafür niemand andere als seine Stiefmutter Marion Kauke erkoren. Die frühere DDR-Bürgerin ist ungefähr vier Jahrzehnte älter als die Nationalspieler, was ein gewisses Unbehangen der selben und auch das Auseinanderstreben aus der Dynamik dieser Gruppentherapie erklären mag (Grund für die Streichungen siehe Kommentar von Gusti).

Sonntag, 18. November 2007

Stimmungsmacher

Einer ist wohl doch in Stimmung für ein WM-Match 2008, nämlich Wlad Kramnik. Den Sieg beim hochrangig besetzten Moskauer Tal-Memorial (Onlinepartien) hat er sich bereits eine Runde vor Schluss gesichert und damit seine gute Form von der WM in Mexiko, wo ihm etwas das Glück fehlte, bestätigt.

Das wäre doch eine gute Gelegenheit für die Firma von Josef Resch, Universal Event Promotion, die die Rechte an der WM behauptet, sich zu äußern, ob nun, wie hier angekündigt, 2008 mit einer WM zu rechnen ist. Im Gespräch waren oder sind Hamburg und Bonn.

Dienstag, 13. November 2007

Was sind schon drei, vier Milliönchen?

Vier Millionen, genauer gesagt 4,2 Millionen Euro wollte man für die in einem Jahr in Dresden beginnende Schacholympiade von der Wirtschaft locker machen. Inzwischen droht (und das trotz zwischenzeitlich um mehr als eine halbe Million Euro eingedampftem Budget), dass unterm Strich die Steuerzahler bis zu vier Millionen übernehmen.

Das magere Resultat von drei Jahren Sponsorensuche: In Größenordnung 100 000 Euro wurden von Firmen für die EM lukriert, Zusagen in Größenordnung von 200 000 Euro liegen für die eigentliche Olympiade vor.

Am Donnerstag, den 15.November hat der Dresdner Stadtrat eine Finanzierungslücke von 1,9 Millionen Euro durch Aufnahme ins städtische Sportstättenbudget geschlossen. Falls die Sponsoren doch noch kommen, gut. Sonst bröckeln eben die Schwimmbäder weiter.

Den größten Batzen der Kosten trägt die Stadt Dresden. Nach dem großen Immobilienverkauf scheint dort ohnehin jeder Euro gerne zweimal ausgegeben zu werden. Die Schuldenfreiheit währt jedenfalls nicht lange:

40 000 Euro für die Bewerbung waren der Anfang (50 000 Euro waren veranschlagt, eine Einsparung, der man sich heute noch rühmt, dabei hätten es 5000 Euro auch getan, denn es gab keinen ernsten Mitbewerber außer Fräulein Kass aus Tallinn) .

500 000 Euro wurden nachgeschoben, weil versprochen wurde: mehr soll es die Stadt nicht kosten. Das Geld ist verbraucht, zumal ja eine EM als Generalprobe als nötig beschlossen war. Die hat zwar Erkenntnisse gebracht (Baustelle Internet), aber dem Ruf eher geschadet, nicht nur wegen der schlechten Übertragungen sondern auch weil man von der Barauszahlung der Preise und Schirihonorare zu Überweisungen überging, die sich dann Monate streckte.

1,9 Millionen quasi als Ausfallgarantie kommen jetzt dazu.

Nicht gerechnet sind dabei die Gehälter einiger städtischer Mitarbeiter, die in ihrer Arbeitszeit für die Schacholympiade kurbeln oder es noch tun werden, wie Bürgermeister Winfried Lehmann, Sprecher Kai Schulz, Leute bei Stadtmarketing und Tourismus oder in den letzten Wochen die Juristen der Stadt, die sich mit der FIDE herumschlugen. Konservativ geschätzt:
100 000 Euro

500 000 Euro gibt die Ostsächsische Sparkasse Dresden (ohne dass sie diesen Betrag bestätigt), ein öffentliches Unternehmen in Händen der Stadt.

Macht etwas mehr als drei Millionen, wenn´s nicht noch erheblich bei der Sponsorensuche funkt. Selbst wenn noch eine Million aufgetrieben wird, was ich für realistisch halte, zahlt die Stadt Dresden viermal so viel, wie die Verantwortlichen Dirk Jordan, Ingolf Rossberg und Winfried Lehmann versprochen haben.

Das ist noch nicht alles von der Öffentlichen Hand. Dazu kommen

500 000 Euro vom Freistaat Sachsen

100 000 Euro vom Bund

...und vielleicht ein Nachschlag, wenn nämlich die eingeplanten rund 400 000 Euro (meine Schätzung, denn die Liste der geplanten Einnahmen liegt mir nicht vor) aus Kartenverkauf (mit knapp unter zehn Euro nun doch sozialverträglich bepreist) und Merchandising unterschritten werden, oder wenn die Befürchtungen des Moskauer Wadlbeißers Michael Schmidt eintreffen, dass noch für Dolmetscher beim FIDE-Kongress und einige andere Kleinigkeiten nachgelegt werden muss.

Hängen bleiben könnte da leicht: Finger weg von Schach, dafür finden sich sowieso keine Sponsoren. Darum ist es wichtig, die Versäumnisse in Dresden zu benennen und aufzuarbeiten. Dazu gehören:

1. dass sich die Lokalpolitiker von Dirk Jordan um den Finger wickeln ließen, obwohl der nach einigen Insolvenzen (seiner eigenen, seiner Frau, seines Geschäftspartners...) ein eher gestörtes Verhältnis zu Geld und Einkommen hat.

2. dass Thilo von Selchow von ZMD involviert war. Nicht genug, dass ZMD in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, auf Gesundschrumpfkurs ging und zumindest nach jetzigem Stand nicht zu den vollmundig abgegebenen und auf der Website immer noch nachlesbaren Unterstützungsversprechen für die Schacholympiade steht, sondern er musste auch noch einem alten Spezi einen Auftrag zuschanzen und drückte die Firma Grolman Result durch, die die Bemühung um Sponsoren um etwa ein Jahr zurückwarf.

3. dass man am Anfang unnötig klotzte, was wohl auf den in diesem Fall falschen Rat von DSB-Geschäftsführer Horst Metzing zurückzuführen ist, um Dresden unbedingt die Zustimmung der FIDE zu sichern. Abgesehen von der zu teuren Bewerbungskampagne wurde der FIDE ein Kongress 2005 organisiert und nicht darauf gepocht, dass die eigentlich beschlossene Beteiligung aller nationalen Schachverbände außer den ärmsten an den Unterbringungskosten ihrer Spieler und Spielerinnen umgesetzt wird. Das tat auch Turin nicht, bot aber dafür auch sehr spartanische Unterkünfte, jedenfalls schlechtere als in Dresden.

4. dass ein Privatkrieg zwischen Dirk Jordan und Michael Schmidt tobte (bis hin zur anonymen Anzeige gegen Jordan, gegen den die Staatsanwaltschaft bis vor wenigen Monaten ermittelte), der von der zentralen Baustelle Sponsorensuche ablenkte, übrigens auch die kritische Schachöffentlichkeit und den Deutschen Schachbundes aufs falsche Gleis führte.

5. dass zu spät eine GmbH beschlossen wurde, deren Gründung sich anscheinend auch noch in die Länge zog, und die überhaupt nur Verträge mit Sponsoren abschließen kann. Doch ihr Geschäftsführer, Jörn-Torsten Verleger hat inzwischen so viele andere Dinge am Hut, dass ihm für die Aquise, von der er, was ihm kaum vorgeworfen werden kann, wenig Ahnung hat, schlechterdings die Zeit fehlt.

6. dass man mit gute Stimmung machen, wie etwa auch bei der Pressekonferenz am 12.November (Masochisten clicken auf den Videostream) oder auch in der Pressemitteilung zur Unterzeichnung des Ausrichtervertrags nicht weiterkommt.

Und dabei wollte ich hier doch nur darauf hinweisen, dass in der Ausgabe vom 14.November der Frankfurter Allgemeinen ein Hintergrund von mir zur finanziellen Situation der Schacholympiade erschienen ist.

Montag, 12. November 2007

40 Minuten Anand

"India questions Viswanathan Anand" hieß eine vor wenigen Tagen vom Sender NDTV ausgestrahlte und hier im Netz zu sehende Sendung, in der sich der Weltmeister fast vierzig Minuten den Fragen von Moderator Prannoy Roy und des ziemlich jungen Saalpublikums stellte. Das ganze Studio wurde mit schwarzen und weißen Feldern und animierten Figuren dekoriert. Es wurde reichlich gelacht. Vishy schlug sich gut darin, reichlich Anekdoten zu erzählen und witzig zu reagieren.

Schachpolitisch hielt Anand den Ball flach. Seine Antwort an Kramnik gab er bereits davor in einem kurzen Telefoninterview mit der Hindustan Times: Kramnik nutze seine Protektion durch die FIDE voll aus. Ein Match zwischen den beiden sei noch lange nicht fix.

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