Ein geiler Zug rechtfertigt keine neun Tage Schach

Für mich hat sich das Wien Open nicht gelohnt. Für viele andere auch nicht. Allein aus meinem Bekanntenkreis haben sich fünf Spieler vorzeitig zurückgezogen (einer hat sich hier erklärt). Mit den Spielbedingungen und der Organisation hatte das nichts zu tun. Das war alles vom Feinsten. Das Problem ist, dass das Open in dieser Form nur für Spieler bis etwa 2350 Elo sportlich interessant ist. Wer darüber liegt, hatte praktisch kaum eine Chance auf eine IM- oder GM-Norm, weil er zu oft in der oberen Auslosungshälfte ist, egal wie erfolgreich er spielt. Um das zu ändern, müsste in einer A-Gruppe, die diesen Namen verdient, eine echte Elobeschränkung nach unten rein. Am besten 2200 aufwärts. Ein paar Ausnahmen kann man für verdiente Jungtalente oder Aufschlagszahler gerne machen.

Ein nachrangiges Problem des Wiener Opens war, dass die Preisvergabe rein nach Buchholz in diesem Turnier nichts verloren hatte. Für einen Gegner, der sechs Punkte erzielt, gibt es sechs Buchholzpunkte. Ob dieser Gegner eine Leistung von 2540 erspielt hatte oder von 1992 machte keinen Unterschied, doch so weit war die Spannbreite in diesem Turnier.

Beim nächsten Wiener Open, das voraussichtlich 2011 stattfindet, kann man das ja besser machen.

Nun mal nicht zu meinen schlechtesten Zügen (in der Kategorie habe ich in der Schlussrunde noch nachgelegt, was ich Ihnen aber erspare) sondern zu meinem spektakulärsten Coup.

wilke
Schwarz, also Werner Wilke hatte gerade auf c3 genommen, als ich hier nach kurzem Nachdenken (das hatte ich mir schon vorher ausgeguckt) 12.Se5!! entkorkte. Leider entschloss sich Wilke schnell zur Rochade, so dass es kaum jemand sah. Nach einer schweren Fehleinschätzung ging er rasch ein. Spannend wäre es nach 12...Lxb2 geworden. Meine Vorausberechnung lautete nämlich 13.Txf6 gxf6 14.Lxf6, gefolgt von 15.Lh5+ und Matt in wenigen. Dummerweise ginge 14...0-0, und abgesehen davon, dass ich einen Turm weniger hätte, hängen auch noch der übrige Turm und ein Läufer, während der andere auf e2 fatal der Dame im Weg stünde.

War 12.Se5 trotzdem korrekt? Keine Ahnung. Ist das denn so wichtig? Dann analysieren Sie doch selbst oder fragen Sie Ihre eigene Kiste!
csey - 25. Aug, 22:47

2200

Hallo Schachblogger,

Du bist mit Deinem Ergebnis unzufrieden und folgerst daraus, dass Patzer mit ELO < 2200 bei einem richtigen A-Turnier nichts zu suchen haben. Nach dem geilen 12.Se5 jetzt noch 'ne richtig geile Idee ! Was ist eigentlich die Mindest-ELO-Zahl um diesen Blog lesen zu dürfen ?

Chev Chelios - 26. Aug, 00:24

Hier laufen ja noch mehr verwirrte Leute rum, als im Schachzoo... ohje..
Trotzdem ist es hier interessanter, im Zoo ist ja eher so tote Hose.. seit längerem und da wird sich auch wohl nix dran ändern ^^ one hit wonder halt

Krennwurzn - 26. Aug, 09:26

Die ewige Frage: Sinnhaftigkeit des Schweizer Systems

Ein wenig kann ich den Frust des Schachbloggers verstehen - ein Gegner mit 100 Elo mehr mit Schwarz, die restlichen Gegner mit 100 oder mehr Elo weniger. Und mit diesem Schicksal ist er sicherlich nicht alleine.

Warum dann dennoch das Schweizer System? Wegen des Geldes. Ein sportlich interessantes Turnier nur mit Leuten Schachblogger +/- 50 würde niemand finanzieren, niemand interessant finden, niemand zusehen, ... (Sorry - hart gesagt, aber so ist es).

Die meisten nicht preisfähigen Teilnehmer eines A-Turniers spielen eben mit, um stärkere Gegner zu haben und diese zu ärgern - wer Angst vor stärkeren Gegner hat flüchtet in B/C usw. Turniere. Dh. überspitzt gesagt: jene, die A Turnier spielen wollen das eine: den Schachblogger leiden sehen. Würde ich gegen den Schachblogger spielen, so wäre es für mich die Partie des Jahres und für ihn schlicht uninteressant, weil es trotz Punktegewinns nichts zu gewinnen gibt!

Also sind Open für Schachblogger eine high risk Angelegenheit mit wenigen Gewinnchancen - trotzdem ohne Schachblogger würde das System auch nicht funktionieren ;-)

ad Partie:

nach 12. ...Lxb2 erscheint 13. Lh5 sehr stark und mit einer netten Pointe Tf8 versehen, wenn der Läufer genommen wird. Nach einem Königszug hat Weiß dann einen ziemlichen Angriff ...

Maxx81 - 26. Aug, 11:29

naja

Dafür finanziere ich als Patzer mit 2100 ELO die Preisgelder und die Konditionen für IMs und GMs mit meinen Startgeldern. Finde ich ehrlich gesagt etwas unverschämt hier so abgekanzelt zu werden. Untergrenze schön und gut, aber wenn es dann Turniere gibt bei denen die 2400er-IMs gegen viele stärkere spielen dürfen wird dann gemotzt daß es für sie selbst teuer wird. Warum? Ja weil es halt dann keine Hobbyspieler gibt die für sie zahlen.

edit: bei Durchsicht der Resultate derjenigen FM/IMs, die sich zurückgezogen haben, drängt sich nicht unbedingt der Verdacht auf daß sie gegen stärkere Spieler viel geholt hätten.

schachblogger - 27. Aug, 13:14

Da habe ich mich wohl schlecht ausgedrückt

Ich habe überhaupt nichts gegen Spieler mit 2100 Elo, die an so einem Turnier teilnehmen. Dazu kann ich sie nur herzlich ermutigen, denn sie haben gute Chancen auf ein sportlich interessantes Turnier. Angemahnt habe ich dass der veranstaltende Wiener Schachverband den sportlichen Anspruch dieses Turniers überdenken muss, wenn er den drei Dutzend stärksten Spielern in Wien sportlich etwas bieten will (z.B. hat Christoph Karner trotz Eloleistung 2475 keine IM-Norm erfüllt).

Konditionen für IM? Fehlanzeige, wenn man von reduziertem Startgeld absieht. Für GM? Mit Ausnahme Tivjakows (der dafür aber auch ein Tagesseminar abhielt) gab es nur Spesenzuschüsse. Und vom Preisgeld war in Wien selbst in der A-Gruppe ein relativ hoher Anteil (ein Viertel schätze ich) von vornherein für schwächere Spieler reserviert. Ein IM trägt seine Kosten bei Opens zumindest großteils selbst, und auch für GM sieht es oft nicht besser aus. Diese verbreitete Theorie, dass die Schwächeren für die Titelträger zahlen, stimmt nicht nur in Wien immer weniger.

Ich hatte vor dem Turnier zwar geahnt, dass meine Chancen auf herausfordernde Gegner beschränkt sind, aber nicht dass diese Chance gegen null geht. Dieses Open hätte ich nie mitgespielt, wenn ich nicht in Wien wohnte, so dass sich damit meine Kosten gering hielten und ich zumindest annähernd meine familiären Pflichten erfüllen konnte (wer vor jeder Runde gegen sechs aufsteht, rechnet dann freilich nicht mehr sauber...). Darum war ich auch von vornherein darauf eingestellt, eventuell auszusteigen. Was ich nach meinem Wahnsinnspatzer gegen die Schummel-Lina wohl am besten gemacht hätte.

Das sportlich und finanziell interessanteste Turnier in Österreich fängt übrigens an diesem Samstag in Graz an. Dort werden ein paar Titelträger eingeladen, insgesamt spielen nicht so viele mit (weil kaum jemand von dem Turnier weiß), und die Preisgelderwartung liegt auch ausgesprochen hoch. Ins (durchaus schöne und auch kulinarisch attraktive) Graz ziehen werde ich deshalb aber nicht.
jopro - 27. Aug, 14:23

Shoker hatte jedenfalls sportlich interessante Gegner...

Nebenbei... das Wien Open ist nun mal nicht nur für die 20 Spieler, die so stark sind, wie der Schachblogger, sondern für über 600 und Kiebitze.
Wer Normen will, muss nach Budapest (das nebenbei auch kulinarisch interessant ist)

Was mich sehr gestört hat, war die äußerst geringe Bewerbung des Rahmenprogramms. Bis heute finden sich auf der homepage des Turniers zwar Programmpunkte, aber keine Zeit- oder Ortsangaben.
Schade.

Und für das nächste Turnier würde ich mir Filz auf den Sesselbeinen wünschen (zwecks Lärmreduktion)

Maxx81 - 27. Aug, 17:34

Es ging mir ja nur darum, daß ich eine Begrenzung ab 2200 für ein solches Turnier übertrieben finde. Es gibt eine Menge Opens (Aeroflot, Capelle, Pardubice, das aus traurigem Anlass erwähnte in Griechenland, diverse skandinavische Turniere) die auch für stärkere Spieler sportlich interessant sein dürften. Auch in Deizisau werden trotz Beschränkung auf 1900+ jedes Jahr einige Normen erzielt.
Ich gebe dem Schchblogger dahingehend recht, daß gar keine Beschränkung (trotz vorhandenem B- und C-Turnier) nicht gut war.

Was mir nach wie vor mißfällt, ist die Haltung "ich verlier eine Partie oder 2, ich zieh mich zurück". Das wäre doch einigermaßen unfair bspw. gegenüber Frl. Schumilina, die sich für ihren Sieg gegen einen Titelträger dann bereits mit einem kaum mehr aufzuholenden Buchholznachteil "belohnt" sähe. Natürlich bleibt jedem überlassen was er in seiner Freizeit tut, aber ich würde nie ein Turnier abbrechen außer im Fall einer ernsthaften Krankheit oder zwingenden Umständen.

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