Sonntag, 15. Juni 2008

Reformolympiade

Jahre lang waren die Regeln der Schacholympiaden in Stein gemeißelt, nur die Bedenkzeit wurde zuletzt wiederholt adaptiert. Doch in Dresden gibt es eine ganze Reihe von Neuerungen, zu denen nun noch einige Ergänzungen bekannt wurden:
1. Statt 14 Runden werden nur noch 11 Runden ausgetragen.
2. Statt zwei Ersatzspielern ist nur noch ein Ersatzspieler erlaubt.
3. Die Damen spielen nicht mehr zu dritt sondern wie die Herren in Viererteams.
4. Remisangebote vor dem 30.Zug sind nicht erlaubt. Nur durch Zugwiederholung kann eine Partie früher enden.
5. Wer zur offiziellen Anfangszeit nicht am Brett ist, um seinem Gegner oder seiner Gegnerin die Hand zu geben, verliert kampflos.
6. Meldeschluss für die teilnehmenden Spieler ist nicht mehr wenige Stunden vor der ersten Runde sondern bereits zwei Monate vor dem Wettbewerb.

Kein zu spät kommen mehr also. Da werden sich die Dresdner für die Sicherheitskontrollen etwas ausdenken müssen, damit die Spieler nicht in diesen hängen bleiben. Und der frühe Meldeschluss dürfte dazu führen, dass die Schacholympiade ohne die von ihrem neuen Hauptsponsor EnBW angekündigten Stars Kramnik und Anand über die Bühne gehen wird. Dass sie sich von vornherein festlegen, weniger als zwei Wochen nach ihrem vermutlich anstrengenden Titelmatch für ihre Länder anzutreten, ist ziemlich unwahrscheinlich.

Freitag, 13. Juni 2008

Trost für die Schweiz

Auf den Fußballsommer folgt der (schon einmal thematisierte) Schachsommer: Biel hat die übrigen drei Teilnehmer bekannt gegeben: Neben Pelletier, Bacrot und Carlsen (wird er in Biel Weltranglistenerster?) werden Alexejew, Onischuk und der zuletzt bärenstarke Dominguez, der im Juli erstmals die 2700 überschreitet, erwartet. Das Zürcher Schnellschachevent ist anscheinend immer noch nicht offiziell. Meiner Quelle nach soll es übrigens um den 22.August herum stattfinden.

PS: Am 20. bis 23. August nämlich aber nicht 2008 sondern erst 2009, was auch meiner Quelle erst später klar wurde. Sorry!

Neuer Aufschlag

Seit einiger Zeit hat auch Andrei Wolokitin begonnen, mit Weiß 1.d4 zu spielen. Nicht dass sein 1.e4-Aufschlag nicht stark genug wäre, abgesehen von Russisch scorte der Ukrainer, der am Mittwoch 23 wurde, ausgezeichnet damit. Doch er wolle seinen Horizont erweitern, sagte er mir vor einigen Monaten in Berlin.

In Foros scort der Tegernseer Bundesligaspieler hervorragend mit seiner neuen Waffe. Seine einzigen beiden Weißpartien bisher hat er gegen Karjakin und Onischuk mit 1.d4 gewonnen. Im Moment teilt er hinter dem überragenden Carlsen zur Hälfte des Turniers den zweiten Platz. Und vielleicht kann Carlsen von Glück reden, dass er nicht mit Schwarz auf Wolokitin treffen wird.

Donnerstag, 12. Juni 2008

Carlsen bei 2791

In der virtuellen Weltrangliste hat Magnus Carlsen Kramnik nach Elo überholt und steht jetzt bei 2791. Wenn der Norweger im ukrainischen Foros so weiter macht, sprich in den verbleibenden fünf Runden noch zwei gewinnt, hat er sogar Anand eingeholt, gewinnt er noch drei, steht er bei 2800. Und wenn noch nicht in Foros, könnte es eben im Juli in Biel soweit sein. Da dürfte es bald zum Schachpolitikum werden, dass Carlsen frühestens Ende 2010, vielleicht auch erst 2011 einen Schuss auf den WM-Titel kriegt. Drei Jahre sind eine verdammt lange Zeit, wenn man erst siebzehn ist. Doch sein Vater warnt auf dem Blog erst einmal vor überzogenen Erwartungen, habe Magnus doch offensichtliche Schwächen wie zu wenig Erfahrung und im Eröffnungsrepertoire, dessen Vielseitigkeit und Überraschungseffekte andere allerdings bereits als Plus betrachten.

Donnerstag, 5. Juni 2008

Erstaunliche Initiative

Ist Wesley So (sein Wikipedia-Eintrag) ein Betrüger? Nach meinem Beitrag anlässlich der Siege des 14jährigen beim stark besetzten Dubai Open bekam ich einen entsprechenden Hinweis. Während dem Open in Bad Wiessee 2006, wo So seine erste GM-Norm holte, hatte es hitzige Diskussionen gegeben, ob der junge Filipino Computerzüge signalisiert bekam oder auf seinen häufigen Spaziergängen elektronische Hilfe in Anspruch nahm (worüber Michael Prusikin in Schach 12/2006 berichtete). Ein Großmeister war sogar überzeugt, dass So von Rybka geleitet wurde. Andere (wie Prusikin) nahmen ihn in Schutz.

Das tue auch ich. Beim Open Ende Dezember 2005 in Singapur hatte ich Gelegenheit, So zu beobachten. Der damals 12jährige war zu erstaunlichen Zügen in der Lage, worüber ich ebenfalls in Schach (2/2006) berichtete. Er besaß ein frühreifes Gefühl für Initiative und ein scharfes Auge für nicht offensichtliche Taktik, kein Zweifel. Nur dass er ständig grinste, wirkte etwas merkwürdig.

Damals erzählten mir die Filipinos, dass So keinen Trainer habe. Das hat sich kurz darauf geändert. Aber dass sich eine kleine Mafia um ihn gebildet hätte, die nun von seinen Erfolgen und seiner Bekanntheit auf den Philippinen profitiert, wie ich mir zur Rechtfertigung des Verdachts gegen ihn zusammenreimte, dafür gibt es anscheinend keinen Beleg, wie zwei Anfragen von mir ergaben.

Ian Rogers teilte mir mit, dass auch er Gelegenheit hatte, So bei einigen Turnieren zu beobachten, wo er eine Partie nach der anderen gewann und ganz sicher keine elektronische Hilfe von außen möglich gewesen sei. Rogers ist von Sos außergewöhnlichen Talent überzeugt.

Ganz bodenlos ist ein Verdacht gegen die philippinische Schachszene allerdings nicht, wie Rogers anmerkt: Voriges Jahr wurde ein halbes Dutzend IMs vom Schachverband wegen abgesprochener Resultate gesperrt. So war damals noch IM aber nicht involviert.

Betrugsvorwürfe sind heute schnell erhoben, wenn jemand mal stärker spielt als erwartet. Das ging Topalow so, als er 2004 bis 2006 zu großer Form auflief. Oder Anna Rudolf, die beim Weihnachtsopen im französischen Vandoeuvre etwas zu oft mit ihrem Labello herumspielte. Oder nun eben dem Wunderknaben von den Philippinen, von dem wir noch viel hören werden.

Danailows Sticheleien

Hätte Topalow eine Einladung zu den in drei Wochen beginnenden Dortmunder Schachtagen angenommen? Das wollte ich von seinem Manager wissen. Nur für einen deutlich höheren als seinen üblichen Preis, erwiderte mir Silvio Danailow. Hat er also seit der Skandal-WM in Elista keinen Kontakt mit Carsten Hensel gehabt? Doch, aber nur in einer Sache: Es ging um eine Einladung zum M-Tel-Masters an Peter Leko, den der Dortmunder neben Kramnik auch vertritt. Danailow wollte es als Friedensangebot verstanden wissen. Er hat ein Honorar geboten, das Leko derzeit sonst nirgends kriegt. Er nannte die Summe, bat aber, sie nicht zu veröffentlichen. Doch Hensel habe im Namen von Leko abgesagt. Ich hatte den Eindruck, dass war Danailow auch ganz recht.

Dann berichtete er, dass er Martin Breutigam bei der Süddeutschen Zeitung absägen wollte. Nachdem Breutigam in der Süddeutschen wiederholt Verdachtsmomente berichtet hatte, dass Danailow Topalow voriges Jahr in Wijk aan Zee Züge signalisiert habe, engagierten die Bulgaren eine Münchner Kanzlei. Erst nach Anfall einiger Tausend Euro Anwaltshonorar und einigen Briefwechseln mit der Rechtsabteilung der Süddeutschen dämmerte Danailow, dass eine Schadensersatzklage chancenlos war. Allenfalls eine Erklärung auf Unterlassung der Vorwürfe wäre nach deutschem Recht zu erreichen gewesen, wenn der Richter ihnen folgt. Daraufhin hat Danailow die Anwälte zurückgepfiffen.

Warum die Süddeutsche die Vorwürfe abgedruckt habe, wollte er nun von mir wissen. Ich erklärte ihm, dass die Redaktion einem langjährigen Mitarbeiter vertraut. Und dass Breutigam ja seine Hausaufgaben gemacht habe, als er Danailow kontaktierte, um ihn mit den Vorwürfen zu konfrontieren. Sein Fehler, dass er damals nicht reagiert habe.

In der Märzausgabe von Schach und im New-in-Chess-Magazin erschien ein Kommentar von Topalow zu seinem Sieg gegen Kramnik in Wijk aan Zee mit der merkwürdigen Widmung an den Pulitzerpreisträger für den besten Schachartikel 2007 Martin Breutigam. Als ich meinte, dass ich die Widmung nicht gedruckt hätte, sagte Danailow, sie sei die Bedingung für den Abdruck des Partiekommentars gewesen.

Mittwoch, 4. Juni 2008

H-Bomb in Austria

Husek Wien will es wirklich wissen. Die Zweite Österreichische Liga wurde mit Kiril Georgiew und Alexander Tschernin an den Spitzenbrettern und Rekordvorsprung gewonnen. Nun wird weiter aufgerüstet, um den testamentarisch verfügten letzten Wunsch des verstorbenen Mäzens zu erfüllen, nämlich Österreichischer Meister (nicht die inoffizielle Version mit dem Einheimischen) zu werden. Hikaru Nakamura, der schon mal unter dem Kosenamen H-Bomb läuft, ist der erste von Husek (auch hier das H)vermeldete Neuzugang. Mindestens ein 2700er soll auch noch kommen.

Montag, 2. Juni 2008

Elopotenzmittel

Von der Vorstellung, dass Doping im Schach nichts bringe, dürfen wir uns langsam verabschieden. Insofern macht die Einführung von Dopingtests in der Schachbundesliga zur nächsten Saison durchaus Sinn. Die nächste Generation von Medikamenten gegen Vergesslichkeit und zur Unterstützung des Lernens sind in der Pipeline, berichtete kürzlich der Economist.

Auch die längst auf dem Markt befindlichen Wirkstoffe zur Erhöhung der Konzentration oder Wachheit dürften - im Gegensatz zu Betablockern, die Helmut Pfleger vor gut dreißig Jahren testete und zu einem negativen Verdikt kam - auch in einer wichtigen Schachpartie helfen. In einer Umfrage unter Lesern der Wissenschaftszeitschrift "Nature" gab immerhin jeder Fünfte zu, bereits ohne medizinischen Grund solche Medikamente benutzt zu haben.

Ich wäre sehr neugierig, von Spielern zu hören, die mit Methylphenidat (Markenname: Ritalin) oder Modafinil (Provigil) experimentiert haben. Schreiben Sie mir (E-Mail siehe Impressum)! Ich werde weder Ihren Namen preisgeben noch Ihre Mailadresse an Onlinepharmahändler verticken.

Samstag, 31. Mai 2008

Vierzehn

Der nächste jüngste Großmeister der Welt (derzeit ist es wohl Wesley So von den Philippinen) könnte Dariusz Swiercz sein. Bei der EM in Plowdiw holte er 6,5 aus 11 gegen durchgehend elostärkere Gegner und seine erste GM-Norm. In Marienbad hat er kurz davor auch schon ein starkes Turnier hingelegt und sollte nun einen deutlichen Elosprung auf nicht mehr weit unter 2500 Elo machen. Als ich Dariusz vor vier Wochen in Plowdiw fragte, wie alt er sei, sagte er 14. Tatsächlich ist sein Geburstag aber erst an diesem Samstag. In Zeiten, in denen genau dokumentiert wird, mit wie vielen Jahren, Tagen und Monaten der GM-Titel gesichert wird, werte ich das als Bescheidenheit. Es ist wohl nur noch eine Frage von Monaten oder Wochen, bis sein Wikipedia-Eintrag aus dem Polnischen in andere Sprachen übersetzt wird. Und ganz sicher Zeit, dass ein aktuelleres Foto auf die Seite kommt.

Freitag, 30. Mai 2008

Schweizer Sommer

Die Schachfreunde in der Schweiz dürfen sich in diesem Sommer mal wieder über ein Schaulaufen von Stars freuen: Beim traditionellen Festival in Biel tritt Ende Juli Magnus Carlsen an, außerdem der aus Biel stammende Yannick Pelletier und sein fester Trainingspartner Etienne Bacrot. Die übrigen Teilnehmer des doppelrundigen Sechserturniers dürften nicht mehr lange aus sich warten lassen. Einen Monat später geht dann in Zürich ein Schnellturnier der Superlative über die Bühne: Anand, Topalow, Kramnik, Karpow und ein ganz besonderer Gast, Kasparow, sollen bereits unterschrieben haben.

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