Sonntag, 12. Juli 2009

Steinmeier ist nicht Steinbrück

Die SPD hat den falschen Kanzlerkandidaten und zwar weil er nicht abends gelegentlich ein Schachpartiechen spielt (wie fälschlich im Magazin Cicero berichtet worden war). So ungefähr steht es jedenfalls in der Stern- Politglosse "Berlin vertraulich".

Klar, werden wir Schachspieler sagen, der Kramnik-Intimus und WM-Ermöglicher Peer Halt-die-Schulden-niedrig Steinbrück wäre der richtige Mann, weil er die besseren Züge spielt. Aber der ist gar nicht gemeint. Statt Steinmeier, schreibt der Stern-Politglossist, hätte dessen Frau als Spitzenkandidatin der SPD bessere Wahlchancen. Dabei spielt die auch nicht abends zur Entspannung Schach, wie es ebenso fälschlich im Cicero gestanden ist. Alles klar?

Samstag, 11. Juli 2009

Kein Risiko, außer meine Neuerung ist korrekt

Vielleicht hat jemand eine bessere Idee, wofür das Acronym K.r.a.m.n.i.k. steht. Jedenfalls gewinnt der Ex gerade mal wieder Dortmund ohne viel dafür geleistet zu haben.

Naiditsch hat Kramnik quasi ums Reinopfern angefleht. 18.f5 gegen den achtlosen Carlsen war auch nicht schwer, denn ab da spielte sich die weiße Stellung quasi von allein. Riskant wirkte nur Kramniks Spielanlage gegen Bacrot und Jakowenko, aber diese Russisch-Variante hatte er wohl bis zum Erbrechen, wahrscheinlich für die WM gegen Anand, präpariert. Und dann noch ein paar Remis, die nicht immer ausgekämpft waren. Gegen Jakowenko winselte er mit Weiß nach 19 Zügen, statt 17.Sxf7!? zu riskieren, und mit Schwarz konnte er sich nicht zu 43...axb4 durchringen (z.B. 44.Dd6 Db8 45.Dxb8 Txb8 46.e8D+ Txe8 47.Txe8+ Kf7 und die Freibauern laufen durch), sondern wickelte in ein ungewinnbares Remisendspiel ab.

Ich bin nicht sicher, ob die etwas kämpferischer eingestellten Carlsen und Jakowenko (nein, Leko nicht) den Sieg eher verdient hätten, aber Kramniks Plus-Zwei-Geschiebe nervt einfach.

PS: Im Interview mit dem Dortmunder Pressemitarbeiter Dagobert Kohlmeyer feiert Kramnik seine wiedergekehrte Risikofreude.

Fremdgänger

Das Neue Deutschland bringt eines seiner unsäglichen Schachinterviews von René Gralla mit Dan Freeman, dem Kopf hinter der Onlinedatenbank Chessgames.com, das er als Konkurrenzprodukt von Chessbase bezeichnet und mit mancher Frage geradezu Werbung für Chessgames herausfordert. Mal sehen, ob Chessbase seinen (früheren?) Lieblingsautor Gralla auch dieses Mal verlinken wird.

Donnerstag, 9. Juli 2009

Damals in Moskau

Obama hat auf seiner Reise nach Moskau auch Oppositionelle getroffen, etwa Garri Kasparow, der dem US-Präsidenten hier samt der üblichen Hiebe auf das Putin-, äh Medwedew-Regime dankt.

In nächster Zeit wird Kasparow wieder etwas Schach spielen. Beim SG Zürich-Jubiläum zwar nur simultan (ich glaube am 22.August), dafür, wie Mig schon weiß, am 21. bis 24. September in Valencia ein Nostalgiematch gegen keinen anderen als Anatoli Karpow, sowohl Schnell- als auch Blitzschach. Schließlich ist es 25 Jahre her, seit sie damals in Moskau ihr trotz des teilweise einschläfernden Schachs viel beachtetes erstes Titelmatch austrugen.

Montag, 6. Juli 2009

Nakamuras schafft in zwei Tagen, was andere in sieben nicht schaffen *

Kann man in drei zwei Tagen ein eigentlich neunsiebentägiges Open gewinnen? Man kann, wie Mig berichtet. Wenn man Nakamura heißt und in den USA spielt. Dort ist es üblich, dass man sich für Tage, von denen man im voraus weiß, dass man nicht kann, Byes, also halbe Punkte reservieren kann. Und für die ersten Runden gibt es oft einen beschleunigten Modus, das heißt statt einer langen Partie pro Tag spielt man mehrere an einem.

Beim World Open in Philadelphia tat es Nakamura wie folgt: Er trat erst am fünften Tag an und absolvierte die ersten fünf Runden in 45-Minuten-Partien. Dann spielte er zwei reguläre Partien (eines davon ein kurzzügiges Remis). Und für die letzten zwei Runden hatte er sich Byes genommen, um rechtzeitig zum Turnier nach San Sebastian abzureisen. Ergebnis 7 aus 9 und geteilter Erster. Wie geil ist das denn?

* Die alte Überschrift (Nakamuras schafft in drei Tagen, was andere in neun nicht schaffen) war nicht korrekt. Wie ich mittlerweile bei Chessvibes lesen konnte, gab es mehrere Doppelrunden. Die neun Runden wurden also in höchstens sieben Tagen absolviert, es gab aber auch ein Drei-Tages-Angebot, sie zu spielen, das Nakamura wahrnahm und sich für die beiden Runden am letzten Tag zusätzlich zwei Byes nahm, so dass er es in zwei Tagen schaffte.

Sonntag, 5. Juli 2009

Nachspielen und abstimmen

Die deutsche Bundesliga nützt das nachrichtenarme Sommerloch, um auf ihrer Website einmal mehr zur Wahl der besten Partie der beendeten Saison aufzurufen. Zehn Kandidaten hat der Redakteur Georgios Souleidis vorausgewählt, um die Auswahl etwas zu erleichtern. Ein paar kleine Sachpreise winken für die Teilnehmer. Eine schöne Tradition, an der der Schachblogger nicht ganz unschuldig ist.

PS: Schirow gewann die Abstimmung mit seinem Brachialangriff gegen Cyborowski.

Samstag, 4. Juli 2009

Dortmunder Gespräche

Bei den Dortmunder Schachtagen hat man verstanden, dass es niemandem hilft, wenn ein unpünktlicher Spieler gar nicht mehr erst ans Brett braucht. Freilich beträgt die Karenzzeit nicht wie früher 60 Minuten, sondern laut Ausschreibung softe 15 Minuten. Zu spät kommen ist bei diesem Publikumsturnier natürlich trotzdem nicht erwünscht, und wenn sich einer etwas zu viel herausnimmt, will Turnierdirektor Stefan Koth mit ihm ein ernstes Wörtchen reden. Eine vernünftige Auslegung der neuen FIDE-Regeln, findet der Schachblogger.

Von einer Mindestzahl von Zügen vor Remisgeboten, wie es die neuen Laws of Chess erlauben, hat man allerdings abgesehen. Wenn Spieler nicht kämpfen wollen, werde man mit ihnen sprechen, sagt Koth. Eine 30-Züge-Regel hätte in der extrem schlappen dritten Runde allerdings auch nicht geholfen. Carlsen hat nach nicht einmal 20 Zügen mit Weiß gegen Kramnik die Züge wiederholt. Bacrot und Jakowenko haben in kürzester Zeit fast alles vom Brett runter getauscht, so dass nach 22 Zügen auch keiner mehr sehen wollte. Zwischen Naiditsch und Leko war die Punkteteilung nach spätestens eineinhalb Stunden bereits abzusehen.

Wenn noch mehr solche Runden folgen, ist Koths Gesprächslösung angesagt.

PS: Runde vier hat, abgesehen von dem etwas voreiligen Remis zwischen Jakowenko und Leko, für den schlappen Samstag entschädigt.

Freitag, 3. Juli 2009

Chinas zeitweiliger Abfall

Bisher kannte China in der Schachhackordnung nur eine Richtung, nämlich aufwärts. Nur Russland und die Ukraine trennte das relativ junge Schachland in der FIDE-Länderrangliste noch von der Spitze. In der Juliländerliste aber hat Israel den dritten Platz übernommen, den letzten Zugewinnen Gelfands und Mikhalewskis sei dank, während einige der Chinesen stagnieren und ihr langjähriger Spitzenspieler und heutiger Cheftrainer Ye Jiangchuan wegen Inaktivität aus der Liste gefallen ist. Das junge Durchschnittsalter der Chinesen lässt aber absehen, dass es bald weiter aufwärts geht, allerdings liegen die ebenfalls recht jungen Aserbaidschaner als Fünfter Chinan dicht auf den Versen.

Als ein wenig Kommunist sein noch half

Wilfried Dorazil war einer der wichtigsten österreichischen Schachfunktionäre der Nachkriegszeit. Der Organisator der Carl-Schlechter-Gedenkturniere und langjährige Vorsitzende des Wiener Traditionsklubs Hietzing verstarb in hohem Alter Ende Mai, worauf ich weder beim Wiener Schachverband noch auf der ÖSB-Seite einen Hinweis gefunden habe, wohl aber bei der FIDE, die ihn als Ehrenmitglied führte.

Dorazil war einer der letzten wichtigen Zeitzeugen der für das Schach im Osten Österreichs bemerkenswerten Übergangsjahre zwischen Nazizeit und Staatsvertrag 1955. Solange die sowjetische Besatzungsmacht da war, wurde Schach gefördert. Wie diesem Artikel der Wiener Zeitung zu entnehmen ist, stand die ÖSB-Führung der unmittelbaren Nachkriegszeit den Kommunisten ziemlich nahe. Und Dorazil sei vom damaligen ÖSB-Präsidenten gegenüber den Sowjets als Antikommunist denunziert worden, was diese aber eh nicht geglaubt haben.

Dienstag, 30. Juni 2009

School´s Out for Magnus

Am 12.Juni hatte er seine letzte Prüfung. Nun ist Magnus Carlsen wirklich Profi, auch wenn es schon vorher so ausschaute: vier Turniere im ersten Quartal, zwei im Zweiten, wie sein Vater im Blog resümiert. Und nun Dortmund, wo es am Donnerstag losgeht. Auffallenderweise tippen ihn mehr als die Hälfte der Teilnehmer an einer Umfrage auf der Turnierseite als Turniersieger.

Nach Elo ist Magnus zwar Primus im doppelrundig spielenden Sechserfeld, aber unter nahezu Gleichen. Der zweitgesetzte Jakowenko wird bei seinem ersten Renommierturnierstart sicher etwas zeigen wollen. Kramnik hat seit dem verlorenen WM-Kampf keine einzige gewertete Partie gespielt, ist allerdings seit Jahreswechsel Jungvater, und wie ausgeruht er ist, muss sich weisen. Leko hat sich zuletzt auch nicht überspielt, und eine Schnellschachniederlage gegen Anand kann jedem passieren. Bacrot tut sich gegen die Stärksten traditionell nicht so leicht. Und Naiditsch ist von Poikowski noch angeschlagen, wo er am Ende den Audi (vier Nullen en suite) machte.

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